23. Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga:FC Bayern feiert den Rekordtitel

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Für den FC Bayern München ist es die 23. Deutsche Meisterschaft. (Foto: REUTERS)

Der FC Bayern steht bereits sechs Spieltage vor Schluss als Deutscher Meister fest. Durch ein Tor von Bastian Schweinsteiger gewinnen die Münchner 1:0 in Frankfurt, das in der Endphase allerdings einige Chancen auslässt. Borussia Dortmund kann trotz eines knappen Erfolgs den frühen Titelgewinn nicht verhindern.

Von Thomas Hummel

Und dann feierten sie doch, schon auf dem Spielfeld. Die Mannschaft bildete einen hüpfenden Kreis, sie rannte Richtung Fanblock, Philipp Lahm sang mit den Zuschauern "Deutscher Fußball-Meister, Deutscher Fußball-Meister, Deutscher Fußball-Meister - FCB". Die Spieler warfen ihren Trainer Jupp Heynckes in die Frankfurter Luft, sogar Matthias Sammer stand strahlend am Rande des Spielfeldes.

Die Fußballgötter
:Mysterium Müller

Aus dem Nichts. Und plötzlich ist da Thomas Müller. Die Fußballgötter.

Der FC Bayern München gewinnt mit dem 1:0 bei Eintracht Frankfurt seine 23. Meisterschaft. So früh wie nie zuvor ein Klub in der 50-jährigen Bundesliga-Geschichte. Das einzige Tor erzielte Bastian Schweinsteiger per Hacke nach 52 Spielminuten. In den sechs ausstehenden Spielen kann Borussia Dortmund (siegte 4:2 gegen den FC Augsburg) die 20 Punkte Rückstand nicht mehr aufholen.

"Dieser Titel ist was ganz besonders, Dortmund hat uns zwei Spielzeiten richtig geärgert und das ist eine wunderbare Antwort", sagte Präsident Uli Hoeneß. Sein Trainer Heynckes erklärte: "Nicht nur, dass wir viele Spiele gewonnen, sondern auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war außergewöhnlich."

Die Vergabe der 50. Meisterschaft der Fußball-Bundesliga ist ja in vielen Hinsichten seltsam. Da sind einerseits die Bayern, die nach zwei titellosen Jahren mit all ihrer Energie und alle ihrem Geld diese Saison dominieren wie nie eine Mannschaft zuvor. Die Rekorde purzeln nur so dahin, die Münchner pulverisieren einige Bestmarken. Zum Beispiel: Der Sieg Frankfurt ist der elfte im elften Rückrundenspiel. Dagegen gelingt Borussia Dortmund keine Wiederholung der beiden vergangenen Spielzeiten, weshalb Platz eins nicht einmal mit dem Fernglas zu sehen ist. Eine einzige Genugtuung ist diese Saison für die Münchner - dennoch kündigten sie an, in Frankfurt nicht richtig feiern zu wollen.

Stimmen zum Deutschen Meister Bayern München
:"Wir haben noch große Ziele"

"Klar, Deutscher Meister ist eine schöne Sache, aber es ist noch ein weiter Weg:" Angriffslustig, glücklich, mahnend - und ein klitzekleiner Seitenhieb von Jürgen Klopp. Die Stimmen zur 23. Meisterschaft des FC Bayern München.

Denn die Bayern sind so dermaßen überlegen, dass sie zu einem Zeitpunkt die Meisterschaft gewinnen, zu dem die Menschen auf den Tribünen Schal und Handschuhe anhaben (in Frankfurt war es wieder bitterlich kalt und grau). "Bei solch kühlen Temperaturen bin ich noch nie Deutscher Meister geworden, weder als Spieler noch als Trainer", berichtete Heynckes, für den es die siebte Meisterschaft ist. Dazu geht es Anfang April auch in der Champions League um alles: Das Rückspiel bei Juventus Turin steht an - wer will sich da in einer Meisterfeier verausgaben? Dennoch sagte Kapitän Philipp Lahm: "Das ein oder andere Bier wird heute sicher aufgemacht, wir haben ja noch eine Reise nach München vor uns." Uli Hoeneß freute sich auf ein Glas Champagner im Flugzeug.

Vor dem Spiel in Frankfurt hatten die Münchner ihren Biersponsor angerufen mit der Nachricht, bitte kein Kaltgetränk anzuliefern für etwaige Duschen aus Weißbiergläsern. Es gab auch keine Meister-T-Shirts. Sportvorstand Matthias Sammer erklärte dazu: Die Münchner wollten physisch und psychisch vorbereitet sein auf das Duell in Turin, "wir haben uns mehr auf die Fahnen geschrieben, als nur Deutscher Meister zu werden. Da muss man sich auch mal anders verhalten."

Jupp Heynckes stellte fast seine beste Elf auf, nur der erkältete Mario Mandzukic, Franck Ribéry und Daniel van Buyten wechselten mit Mario Gomez, Xherdan Shaqiri und Jérôme Boateng.

Ganz anders Borussia Dortmund, das ja gegen Augsburg gewinnen musste, um eine bayerische Meisterschaft an diesem Wochenende zu verhindern. Trainer Jürgen Klopp schickte eine bessere B-Mannschaftauf das Feld. Da der BVB schon am Dienstag wieder ran muss zum Rückspiel gegen Málaga, rotierte Klopp mächtig durch. In der Startelf tauchte Jonas Hofmann auf, 20-jähriger Offensivmann aus der zweiten Mannschaft. Oder Leonardo Bittencourt, Julian Schieber und im Tor stand Mitchell Langerak.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Elf Meister müsst ihr sein

Bastian Schweinsteiger schleicht sich unbemerkt nach vorn - und sichert den Bayern die Meisterschaft, Philipp Lahm lässt Jürgen Kohler vor Neid erblassen und David Alaba verschießt einen Elfmeter, doch das kümmert ihn nicht. Der FC Bayern beim 1:0 gegen Eintracht Frankfurt in der Einzelkritik.

Von Maik Rosner, Frankfurt am Main

Klopps ungewöhnliche Elf konnte den Abstiegskandidaten aus Schwaben dennoch kontrollieren und der "Bulle von Backnang", wie der Trainer seinen Stürmer Schieber nennt, drosch den Ball aus kurzer Distanz ins kurze Eck zum 1:0 (21.).

In Frankfurt schlenderten die Bayern nicht so leicht wie zuletzt gegen den HSV durch die gegnerische Defensive. Die Eintracht wehrte sich nach Kräften, stellte sich mit zehn Feldspielern in die eigene Spielhälfte und versuchte, die Bayern-Maschine zu stoppen. Das gelang in der ersten Halbzeit meistens passabel, dennoch hätten die Münchner in Führung gehen müssen: Zuerst schoss Shaqiri den Ball aus 20 Metern an den rechten Torpfosten (10.), dann touchierte ein Elfmeter von David Alaba (nach klarem Foul an Thomas Müller) das gleiche Gestänge und strich am Tor vorbei (27.).

Die Frankfurter wollten sich merklich nicht einschüchtern lassen von der spielerischen Übermacht aus Bayern, gingen mächtig in die Zweikämpfe. Die Bayern beschwerten sich, die Zuschauer wüteten gegen die Münchner - und nach einem fairen Duell erlebte der Tabellenführer seine Schrecksekunde: Bastian Schweinsteiger humpelte an den Spielfeldrand, nachdem sich die Stollen von Karim Matmour in sein Knie gebohrt hatten. Doch der Mittelfeldspieler konnte weiterspielen. Und binnen zwei Minuten schien sich alles von alleine zu regeln: Augsburg drehte in Dortmund das Spiel.

Bayern-Chefs Hoeneß und Rummenigge
:"Die Zukunft sieht rosarot aus"

Der FC Bayern kann an diesem Samstag die Meisterschaft klar machen, in der Champions League sieht es auch gut aus: Präsident Hoeneß und Vorstandschef Rummenigge geraten deswegen regelrecht ins Schwärmen, wenn sie über die Zukunft ihres Vereins sprechen. Doch einige Veränderungen wollen sie trotzdem vornehmen.

Wie aus dem Nichts schoss Daniel Baier nach einem abgewehrten Eckball die Kugel zum 1:1 ins Netz (43.). Beim nächsten Angriff nutzten die Augsburger die Unordnung beim BVB zum 2:1 - Kevin Vogt schoss den Ball nach einer Parade von Langerak ins Tor.

Klopp wollte sich so nicht aus dem Titelrennen verabschieden, nach 51 Minuten kamen Mario Götze und Robert Lewandowski, und letzterer leitete mit seiner ersten Aktion das 2:2 durch Schieber ein (52.). Doch Sekunden später, genau um 16.40 Uhr, lag es nicht mehr in Dortmunder Hand, an diesem Tag eine Meisterfeier zu verhindern. Da schickte in Frankfurt Arjen Robben den Ball auf Philipp Lahm und dessen Querpass lenkte Bastian Schweinsteiger mit der Hacke ins Tor: 1:0 für Bayern. Die Entscheidung?

Der BVB zumindest machte seine zwei unkonzentrierten Minuten aus Halbzeit eins wieder gut. Zuerst rettete Kevin Großkreutz auf der Linie, der Augsburger Jan Moravek war alleine von der Mittellinie aufs Tor zugerannt, hatte Torwart Langerak ausgespielt, aber nur noch einen Roller aufs leere Gehäuse zustande gebracht. Kurz darauf lenkte Neven Subotic einen Freistoß von Götze zum 3:2 ins Netz. Danach vergaben die Augsburger noch zwei schöne Möglichkeiten wie auch die Dortmunder. Robert Lewandowski erzielte ganz zum Schluss das 4:2 (92.).

Nun hätte die Eintracht das Kunststück fertig bringen müssen, den Münchnern ein Tor einzuschenken. Was angesichts von zwei Gegentreffern der Bayern auswärts in dieser Saison recht aussichtslos erschien. Aber die Frankfurter hatten plötzlich riesige Gelegenheiten: Srdjan Lakic tauchte ganz allein vor Neuer auf, der Torwart hielt akrobatisch (78.). Dann wehrte Dante eine Flanke mit dem Arm ab, obwohl ihn Schiedsrichter Florian Meyer befragte, gab es nur Eckball. Nach diesem drosch Takashi Inui den Ball ans Außennetz (82.). Die Münchner erlebten völlig ungewohnte Turbulenzen, ein Angriff nach dem anderen rollte nun in ihre Richtung. Doch Glück und Manuel Neuer verhinderten den Ausgleich. Der FC Bayern darf sieben Spieltage vor Schluss seine 23. Meisterschaft feiern.

Das Spiel Frankfurt - Bayern im Statistik-Vergleich

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