Ski:Alarm auf der Alm

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Mit den Preisen für Skier ist auch die Angst davor gewachsen, nach dem Einkehrschwung ohne sie dazustehen. (Foto: Dagmar Schwelle/laif)

Gegen den Diebstahl der Skiausrüstung gibt es inzwischen viele Methoden. Aber nicht alle sind sinnvoll.

Von Christian Döbber

Peter hat das "Retractasafe 100" - und ist begeistert. "Leicht, klein, gute Geometrie, ohne Bolzenschneider läuft nix." Sein Gesprächspartner im Netz, der sich Endorphin nennt, hält nicht viel von Peters Kabelschloss. "Als Sicherung für Gelegenheitsdiebe brauchbar, aber mit kleinem Seitenschneider natürlich ohne Probleme zu knacken." Da prescht "Kartoffelstampfer" dazwischen und führt die Diskussion mit einem wohl nicht ernst gemeinten Tipp ad absurdum. "Die Ski einfach anlassen - immer!"

Es wird rege gefachsimpelt in Online-Wintersportforen über die beste Strategie, die heiß geliebten Boards und Carver auf der Piste und im Tal vor Skidieben zu schützen. Aus vielen Wintersportlern sind schon Sicherheitsexperten geworden - kein Wunder, müssen sie für eine ordentliche Ausrüstung doch heute viel Geld ausgeben. Und mit den Preisen für Bretter, Schuhe und Stecken ist auch die Angst davor gewachsen, nach dem Einkehrschwung ohne Skier dazustehen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Ski- oder Snowboard-Diebstahls zu werden, in den Alpen in den letzten Jahren deutlich gesunken.

In Österreich zum Beispiel, einem Land mit acht Millionen Skifahrern pro Saison, seien Skidiebe kein großes Problem mehr, behauptet Thomas Woldrich vom nationalen Skiverband ÖSV. Zwar zählte die Tiroler Polizei im vergangenen Winter 2885 Anzeigen wegen abhanden gekommenen Wintersportgeräts. "Vor acht, neun Jahren waren es aber noch rund 4000 Fälle pro Saison", sagt Hans-Peter Seewald, Leiter der Kriminalprävention in Innsbruck. Auch in den großen Après-Ski-Metropolen der Alpen wie Ischgl und Sölden - einst Brennpunkte des organisierten Ski- und Snowboard-Diebstahls - bekomme man das Problem immer besser in den Griff.

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Kriminellen Banden, die massenhaft Wintersportgerät an Abstellplätzen vor Liftanlagen und Almhütten, in Skikellern und von Autodachträgern mitgehen ließen und dann im Internet oder nach Osteuropa verkauften, habe man dank intensiver Fahndungsarbeit das Handwerk gelegt, heißt es bei der Polizei in Ischgl. Inzwischen gibt es dort an allen Berg- und Talstationen fest verschließbare Ski-Depots. Warntafeln an Liftanlagen und in Sportgeschäften sollen die Touristen für die Gefahr beim Pistenvergnügen sensibilisieren - offenbar mit Erfolg: Seit Saisonstart Ende November gab es in Ischgl 130 Anzeigen, zwei Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum.

Ein ähnliches Bild in der Schweiz: Im Kanton Graubünden sei Skiklau "ein Nischenproblem", heißt es von der Kantonspolizei, im Wallis kontrollieren Beamte auf den Pisten und warnen Wintersportler in den Bergrestaurants. Dadurch hat sich die Zahl der Anzeigen im Wallis in den vergangenen zwölf Jahren von mehr als 1000 auf rund 260 pro Saison verringert.

Trotzdem sollten Wintersportler auf der Hut sein, empfehlen Polizei und Skiverbände. Da sich die meisten Ski-Diebstähle abends und im Tal ereignen, von wo die Beute schnell und unauffällig abtransportiert werden kann, sollten Skier unmittelbar nach Ende des Liftbetriebs, sprich vor dem Après-Ski, immer in einem überwachten Skikeller untergebracht und dort in abschließbaren Skiständern und Skischuhschränken verwahrt werden. Man sollte sich dabei nicht beobachten lassen: Professionelle Skidiebe spähen häufig als Hotelgäste getarnt den Sperrcode der Skiständer aus. Bei der Einkehr in Almen und Hütten wird geraten, Skier nicht paarweise, sondern einzeln und voneinander getrennt in den Schnee zu stecken. Jedoch, warnt der DSV, könne diese Strategie dem Dieb auch signalisieren, dass man eine besonders wertvolle Ausrüstung besitzt.

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Aber es gibt Alternativen zu der klassischen Ski-Rochade. Die Firma PowUnity beispielsweise hat ein 80 Euro teures Ortungsgerät entwickelt, mit dem sich via Bluetooth nicht nur im Tiefschnee versunkene Ski und Boards wiederfinden lassen sollen. Die dazugehörige App "NeverLose" schlägt auch Alarm, wenn sich jemand am Wintersportgerät zu schaffen macht. Sind die Skier trotzdem weg, hilft nur der Gang zum nächsten Polizeirevier. Aussicht auf Erfolg hat eine Anzeige meist nur dann, wenn der Geschädigte seine Ausrüstung genau beschreiben kann und Serien- oder Herstellernummer parat hat, was in der Praxis selten der Fall ist. Abhilfe verspricht "Der sichere Skipass", den das österreichische Innenministerium als Download auf seiner Webseite anbietet (www.bmi.gv.at); hier können Farbe, Marke, Modell und Seriennummer der Ausrüstung eingetragen werden.

Ein Garant für unbeschwerten Ski-Genuss sei der Skipass aber auch nicht, sagt Michael Berner vom Deutschen Skiverband DSV. "Wenn man sich als Skifahrer nicht ärgern will, hilft nur eine Skiversicherung." Zwar seien Wintersportgeräte in der Regel über die Reisegepäckversicherung mit versichert; der Besitzer muss aber der Sorgfaltspflicht bei der Sicherung seiner Skier nachkommen. Der Vorteil der Skiversicherung, die beim DSV ab rund 30 Euro pro Jahr zu haben ist: Skier und Board, ob privat oder gemietet, sind während des ganzen Skitages gegen Bruch und Diebstahl versichert. Abends gelten allerdings andere Regeln: Wer seine Ausrüstung zwischen 22 und sechs Uhr morgens nicht in einem "ortsfesten Raum" - also dem Skikeller oder im Auto - untergebracht hat, geht im Schadensfall leer aus.

Ob sich eine Skiversicherung lohnt, bleibt am Ende dem persönlichen Sicherheitsbedürfnis des Skifahrers überlassen. Der Bund der Versicherten (BdV) ist skeptisch. "Der zu zahlende Beitrag für eine solche Versicherung ist nicht unerheblich." Zudem werde nur der Zeitwert erstattet. Daher der Tipp des BdV: "Hände weg von solchen Versicherungen." Wer auf Diebstahlschutz ganz verzichten will, ist übrigens in Bayern gut aufgehoben. Dort laufen Skifahrer am seltensten Gefahr, beklaut zu werden: Es gibt hier kaum Après-Ski. In Garmisch wurden im vergangenen Winter zwölf Anzeigen aufgenommen; das Polizeipräsidium Oberbayern hat für gestohlene Skier nicht einmal eine eigene Statistik.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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