TV-Debatte der Republikaner:Drei gegen den entschwebten Trump

Lesezeit: 4 min

In der TV-Debatte attackieren Cruz und Rubio den "Betrüger" Donald Trump. Dieser amüsiert sich über den "kleinen Marco", lobt die eigene Flexibilität und preist seine Manneskraft.

Von Matthias Kolb, Washington, und Johannes Kuhn, New Orleans

Die Stimmung der Republikaner vor ihrer elften TV-Debatte? Angespannt bis panisch. Seit dem Super Tuesday liefert sich das konservative Amerika eine Schlammschlacht über den Umgang mit Donald Trump. Und am Donnerstag verwandelte sich der Streit in einen "offenen Krieg", wie die New York Times schreibt: Mitt Romney, Republikaner-Kandidat im Jahr 2012, nennt Trump in einer Rede einen "Betrüger". John McCain, Kandidat von 2008, schließt sich ihm an.

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Der Kandidat des Jahres 2012 nimmt seinen wahrscheinlichen Nachfolger 18 Minuten lang auseinander. Der Milliardär feuert wenig später bei einem Wahlkampfauftritt zurück.

Von Matthias Kolb

Ted Cruz, Marco Rubio und John Kasich heißen die Kandidaten, die 2016 noch die kleine Chance nutzen wollen, den Immobilien-Milliardär aufzuhalten. Sie sind in der TV-Debatte auf Fox News diejenigen, die Trump entzaubern sollen.

Die Atmosphäre im Fox Theatre von Detroit (kein Scherz) ist aufgeheizt: Das Publikum jubelt, ruft dazwischen, buht. Die Moderatoren Megyn Kelly ( dieses Mal nicht von Trump beleidigt), Bret Baier und Chris Wallace behalten einen kühlen Kopf und schonen die Kandidaten nicht.

Am wenigsten Trump: "Ihre Rechnung geht nicht auf, Sir", hält Wallace dem Millardär vor und stellt mit eingeblendeten Statistiken Trumps Haushaltspläne in Frage. Später muss der Spitzenreiter sich in Videoeinspielungen ansehen, wie oft er die Meinung gewechselt hat.

"Er hat keine Antworten!"

Marco Rubio wendet erneut seine inzwischen bekannte Eskalationsstrategie an und versucht, Trump so aus der Reserve zu locken. "Er hat keine Antworten", wirft er dem Rivalen immer wieder vor und stellt den Milliardär erneut als Mischung aus reichem Erben, hochstapelndem Geschäftsmann und "Trickbetrüger" dar. "Er lügt die Menschen an, damit sie ihm ihre Stimme geben", sagt er.

Trump Steaks, Trump University, Trump-Mode - der Senator aus Florida kennt sich bestens aus mit den Unternehmungen seines Rivalen und der Kritik daran. Doch sein Auftritt hinterlässt den Eindruck einer Kamikaze-Mission, seine eigenen Vorzüge (außenpolitische Kenntnisse, eine durchaus vorhandene Dynamik, volle Haare) kann Rubio an diesem Abend kaum vermitteln. Allerdings lässt sich nicht sagen, dass er mit positiven Botschaften zuvor viel bewegt hätte.

Trump und "der kleine Marco"

Rubio wird seinerseits von Donald Trump kräftig eingeschenkt. Drei Mal wiederholt der 69-Jährige "Mach dir keine Sorgen, kleiner Marco!", als Rubio ihm vorwirft, die Absolventen der Trump University um viel Geld betrogen zu haben. Rubio bewegt den Milliardär zur kuriosesten Aussage des Abends: Es sei falsch, dass er kleine Hände habe und Rückschlüsse auf andere Körperteile (ja, der führende konservative Präsidentschaftskandidat meint seinen Penis; Anm. d. Red.) seien völlig falsch. "Ich garantiere dir, dass es hier kein Problem gibt", tönt Trump nach einer Viertelstunde.

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Dass Trump mit seiner Manneskraft prahlt, ist selbst für den Wahlkampf 2016 ein neuer Tiefpunkt. Die Attacken von Mitt Romney ("Trump hat Manieren wie ein Drittklässler") bürstet der Milliardär dagegen in gewohnter Manier ab: Dieser sei ein "gescheiterter Kandidat", verzweifelt darum bemüht, sich wieder ins Gespräch zu bringen. Die Kritik an seiner Weigerung, sich vom Ku-Klux-Klan zu distanzieren, bezeichnet Trump als Teil einer Medienverschwörung - er habe zuvor in Tweets den KKK eindeutig verdammt.

Trotz aller Attacken seiner drei Rivalen und der kritischen Fragen der Moderatoren: Trump wirkt zwar gereizter als sonst und stellenweise sehr dünnhäutig, kommt aber wieder damit durch, keine Details zu nennen.

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Gerade die eingespielten Video-Schnipsel lassen den Umfrage-König nicht besonders konsequent aussehen. Sie zeigen am Beispiel des Afghanistan-Kriegs, den Flüchtlingen aus Syrien und der Irak-Politik von George W. Bush, dass Trump ständig seine Meinungen anpasst. Der erkennt darin kein Problem: "Ich habe einen sehr starken Kern, aber man muss flexibel bleiben." Wenn sich Informationen ändern oder er einen Fehler erkenne, dann passe er sich an - wenn dies helfe, "tolle Deals" auszuhandeln.

Ein reifer Cruz und der stets erwachsene Kasich

Flexibilität ist nicht die Stärke von Ted Cruz, der sich stets als prinzipientreuer Konservativer präsentiert. In dieser Debatte profitiert der Senator aus Texas davon, dass Rubio Trump ständig frontal angreift: Cruz' Attacken wirken im Vergleich zielgerichteter. Er fordert Trump auf, den Mitschnitt eines Gesprächs mit der New York Times (das schlimmste aller liberalen Mainstream-Medien) über dessen Einwanderungspolitik zu veröffentlichen. Weil er nicht so laut ruft wie Trump und Rubio, wirkt er reifer und abgeklärter - Sprüche wie "Donald, du musst lernen, nicht immer zu unterbrechen. Du kannst das auch. Zähl einfach bis zehn" sorgen für Lacher.

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John Kasich steht daneben und weigert sich, in die brutale Debatte einzusteigen, um stattdessen weiterhin den erfahrenen Politiker (also: den einzig echten Erwachsenen) zu geben. Selbst als sein Kampagnen-Video eingespielt wird, in dem Donald Trump und sein Respekt für Wladimir Putin unter das Motto "Lasst uns Tyrannei wieder großartig machen" gestellt wird, sagt der chancenlose Gouverneur aus Ohio: "Ich beiße nicht an."

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Die Zuschauer beißen auch nicht an - auf Facebook reden sogar mehr Nutzer über den abwesenden Ben Carson als über ihn.

Baldiges Wiedersehen beim Aktivisten-Treffen

Das TV-Duell dürfte nicht viel geändert haben, und die nächsten Stationen (und Schlagzeilen) warten bereits. Alle vier Kandidaten werden am Freitag beziehungsweise am Samstag bei der Conservative Political Action Conference auftreten, dem Gipfeltreffen der konservativen Aktivisten. Dass Ben Carson dort aus dem Rennen aussteigt, ist Nebensache - es geht darum, wie Trump von jenen Republikanern empfangen wird, die Ronald Reagan verehren, an die reine konservative Lehre glauben und den Einfluss der Regierung zurückschneiden wollen.

Der entscheidende Termin ist und bleibt der 15. März: Um zu verhindern, dass Trump mit der Mehrheit der Delegierten zum Parteitag in Cleveland fährt, darf der Milliardär nicht in Florida und Ohio gewinnen - in ihren Heimatstaaten müssen Rubio und Kasich auf Platz eins landen. Zuvor stimmen die Republikaner am 5. März in Louisiana, Kansas und Maine sowie am 8. März in Michigan, Mississippi und Idaho ab. Und natürlich muss auch wieder debattiert werden - schon am 10. März sehen sich Trump, Cruz, Rubio und Kasich in Miami wieder.

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