Trump und Kim:Der Gipfel wird verschleudert

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Diese Medaille zum Gipfel wollte US-Präsident Trump Kim Jong-un schenken. Von der für die Öffentlichkeit gedachten Gedenkmünze gibt es noch kein Bild - sie verkauft sich dennoch. (Foto: Bloomberg)
  • Nachdem US-Präsident Donald Trump das Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un abgesagt hat, bricht die Website des Souvenirladens im Weißen Haus zusammen.
  • Der Grund: Eine Gedenkmünze zum Treffen wird verbilligt verkauft.

Von Vera Deleja-Hotko

Als am Donnerstagabend US-Präsident Donald Trump das Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un absagte, stand für einen Moment nicht nur die Weltpolitik still. Auch auf der Webseite des Souvenirladens des Weißen Hauses ging nichts mehr. Der Server war unter der Zahl der Besucher zusammengebrochen.

Angelockt hatte sie der "Deal of the Day", das "Angebot des Tages": Die Gedenkmünze, die an das US-nordkoreanische Gipfeltreffen in Singapur als "politisch historisches Ereignis" hätte erinnern sollen. Statt 24,95 Dollar soll sie nur noch 19,95 Dollar kosten. Bei acht Münzen wäre die Zustellung sogar gratis.

Trumps Brief im Wortlaut
:"His Excellency Kim Jong Un ..."

Per Brief sagt der US-Präsident das Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber ab. Der Ton ist typisch Trump - inklusive kaum versteckter Drohung. Das Dokument im Wortlaut.

Was genau die Käufer erhalten, ist noch unklar. Ein Foto der Gedenkmünze wurde bisher nicht veröffentlicht. Bekannt ist nur, dass ihr Design "Harmonie" wiederspiegeln soll: Harmonie zwischen Nord-, Südkorea und den USA. Und dass Trump, Moon und Kim darauf abgebildet sein werden. Im Hintergrund die Nationalfahnen der drei Staaten.

Von Harmonie kann keine Rede mehr sein

In den realen Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea kann derzeit allerdings von Harmonie keine Rede mehr sein.

Ein Treffen wäre aufgrund "des ungeheuren Grolls und der Feindseligkeiten" unangemessen, begründete Trump in einem Brief seine Entscheidung, das Treffen abzusagen. Und er selbst sparte in dem Papier nicht mit weiteren Provokationen. Die "atomare Fähigkeit" der USA sei "so gewalttätig und schlagkräftig", dass er "zu Gott bete, dass sie nie eingesetzt werden müssen", so Trump. Am Freitag kündigte er dann aber über Twitter an, dass das Treffen vielleicht doch stattfinden könne.

Im Souvenirladen gibt man sich ohnehin optimistisch. Es wird garantiert, dass bei einem Ausfall des Treffens der Preis rückerstattet werde. Im gleichen Atemzug wird darauf hingewiesen, dass es sich, ungeachtet dessen, ob Kim und Trump sich nun persönlich gegenüber treten oder nicht, um ein Stück politische Geschichte handele. In welchem Sinne, das wird nicht näher ausgeführt.

Ein Reporter des britischen Guardian, der sich bei den Zuständigen erkundigt hatte, ob die Rückgabe einer erstanden Münze tatsächlich möglich sein werde, erhielt keine klare Antwort.

Nicht verwechselt werden sollte die Gedenkmünze übrigens mit der Ehrenmünze, der "Challenge Coin", die Trump und Kim zeigen wird. Deren Design war am Anfang der Woche veröffentlicht worden und hatte aufgrund der Bezeichnung Kims als "Supreme Leader", Oberster Führer, für Aufsehen gesorgt. Im Gegensatz zur Gedenkmünze wird die "Challenge Coin" aber nicht verkauft, sondern verliehen.

Eigentlich wollte Trump mit Kim bei dem Treffen einen historisch bedeutenden "Deal" aushandeln. Einen, der das atomare Aufrüsten beider Staaten bremst. Ob es in naher Zukunft dazu komm, erscheint derzeit ungewiss. Zumindest konnte der Souvenirladen des Weißen Hauses aber schon mal einen kleinen Deal verbuchen.

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