Nahost:Israel lässt hohen Hamas-Funktionär frei

Sechs Monate war er in Haft, angeklagt wurde er nie. Jetzt entlässt Israel den palästinensischen Parlamentspräsidenten und Hamas-Aktivisten Asis Dweik in die Freiheit. In Kairo machen Hamas-Führer dem neuen Präsidenten Mursi ihre Aufwartung.

Nach sechs Monaten in Gewahrsam hat Israel nach Angaben der Hamas einen der ranghöchsten Führer der radikalislamischen Organisation freigelassen. Abdel Asis Dweik war Präsident des inzwischen aufgelösten palästinensischen Parlaments. Während seiner Haftzeit wurde nach Angaben eines Sprechers keine Anklage gegen den 64-Jährigen erhoben. Israel bestätigte die Freilassung.

Asis Dweik nach seiner Festnahme im Januar Hamas Israel

Asis Dweik nach seiner Festnahme im Januar

(Foto: AFP)

Bei der Parlamentswahl 2006 war die gemäßigte Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas der Hamas unterlegen. Nach der Abstimmung hatten israelische Sicherheitskräfte Abgeordnete der Hamas im Westjordanland und Ostjerusalem festgenommen.

Derzeit sind laut Hamas noch 17 ihrer Parlamentarier in Haft. Das palästinensische Parlament war handlungsunfähig geworden, nachdem die Hamas den Gazastreifen 2007 nach einem gewaltsamen Machtkampf mit der Fatah eingenommen hatte.

Dweik war im Januar an einem Kontrollpunkt im Westjordanland in Gewahrsam genommen worden. Er wurde der "Verwicklung in die Aktivitäten einer terroristischen Gruppe" verdächtigt - eine Anspielung auf die Hamas, denn Israel und der Westen stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Dweik hatte bereits eine 33-monatige Freiheitsstrafe wegen seiner Zugehörigkeit zur Hamas verbüßt.

In Kairo traf der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi den Chef der Hamas, Chaled Meschaal. In der kommenden Woche will der Hamas-Mann Ismail Hanija, der als Regierungschef des Gazastreifens fungiert, ebenfalls mit Mursi sprechen.

Leichen ermordeter Touristen in Israel eingetroffen

In Israel sind derweil die Leichen von fünf bei einem Selbstmordanschlag in Bulgarien getöteten Israelis eingetroffen. Die mit israelischen Flaggen bedeckten Särge wurden am Tel Aviver Flughafen Ben Gurion von trauernden Angehörigen in Empfang genommen.

Bei dem Anschlag vom Mittwoch waren am Flughafen der bulgarischen Stadt Burgas am Schwarzen Meer sieben Menschen getötet und mehr als 30 weitere verletzt worden. Bei den Toten handelt es sich um fünf Israelis, die als Touristen nach Bulgarien gekommen waren, ihren bulgarischen Busfahrer und den Attentäter.

Dieser hatte wie ein gewöhnlicher Tourist ausgesehen und trug einen gefälschten amerikanischen Führerschein bei sich. Seine Identität ist noch nicht geklärt. Die Bombenexplosion ereignete sich, als die israelischen Touristen vom Flughafen aus in ihr Feriendomizil gebracht werden sollten. Der Anschlag wurde international scharf verurteilt.

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