CDU: Röttgen, von der Leyen, Guttenberg:Kämpfertypen

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In Norbert Röttgen, Ursula von der Leyen und Karl-Theodor zu Guttenberg besitzt die Union drei Politiker neuen Schlages: Sie stehen nicht für alte Seilschaften und haben keine Angst vor Konflikten.

Stefan Braun

Man sollte es mit Parallelen nicht übertreiben; manchmal aber sind sie frappierend. Der Erfolg von Bundesumweltminister Norbert Röttgen bei der CDU-Mitgliederbefragung in Nordrhein-Westfalen ähnelt auf bemerkenswerte Weise dem Aufstieg von Angela Merkel. Obwohl die komplette Funktionärsschicht in Land und Bund Röttgens Gegner Armin Laschet unterstützte, hat sich die Mehrheit des Parteivolks für ihn entschieden. Nicht viel anders war das im Frühjahr 2000. Damals hätten die meisten CDU-Funktionäre Merkel als Parteivorsitzende gerne verhindert. Doch die Basis votierte anders. Das wirft ein schlechtes Licht auf die Funktionärsschicht der Christdemokraten - und sagt ziemlich viel aus über den Instinkt der sogenannten einfachen Mitglieder.

Ursula von der Leyen, Norbert Röttgen und Karl-Theodor zu Guttenberg machen Politik, ohne dem Volk nach dem Mund zu reden. (Foto: dpa)

Die Verlierer in Land und Bund sollten deshalb nicht weiter darüber spekulieren, ob die zusätzliche Belastung Röttgen überfordern könnte. Sie sollten sich selbst fragen, ob ihr Sensorium für das, was die Menschen sich von der Politik erhoffen, nicht dringend überprüft werden müsste.

Die CDU-Mitglieder an Rhein und Ruhr wollen eben nicht jemanden, der einfach mehr als andere für sie da ist. Sie wollen in ihrer Mehrzahl jemanden, der Mut hat, der auch mal gegen das Establishment antritt und der deutlich besser erklären kann, was er sich unter einer modernen und zugleich christlich geprägten CDU-Politik vorstellt. Nicht parteipolitische Gemütlichkeit war gefragt, sondern ein echter gestalterischer Anspruch.

Das bedeutet keineswegs, dass Röttgen mit einem Schlag der mächtigste Mann in der CDU ist, nur weil er künftig den mächtigsten Landesverband anführt. Allein Zahlenfetischisten können das wirklich glauben. Mächtig wird Röttgen erst sein, wenn er bewiesen hat, dass seine Partei mit ihm Erfolg hat. Bis dahin, also bis zur nächsten Landtagswahl, ist der Großteil seines neuen Einflusses geliehen. Und alle Spekulationen über die Frage, wer nun der Kronkronprinz unter Angela Merkels Kronprinzen sein wird, sind ziemlich überflüssig.

Viel wichtiger ist, dass sich mit Röttgens Erfolg das Gesicht der Union binnen kurzer Zeit dramatisch verändert hat. Als vor wenigen Monaten Roland Koch, Günther Oettinger, Christian Wulff und Ole von Beust, sie alle prägende Personen, ihre Ämter in der Partei aufgaben, hieß es, Merkel sei allein zu Hause.

Das ist Geschichte, und zwar auf bemerkenswerte Weise. Denn in Ursula von der Leyen, Karl-Theodor zu Guttenberg und eben Norbert Röttgen prägen Politiker eines neuen Schlages das Gesicht der Union. Alle drei stehen weniger für alte Seilschaften oder die Fähigkeit, dem Volk nach dem Munde zu reden. Ihr Erfolg beruht darauf, dass sie Konflikte durchgefochten haben.

Damit werfen alle drei ein Schlaglicht auf das, was viele Menschen bei Angela Merkel lange vermisst haben: Die Bereitschaft zum Kämpfen. Die Geschmeidigkeit hat an Bedeutung verloren. Und das ist ein gutes Zeichen.

© SZ vom 03.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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