13.000 zumeist weibliche Beschäftigte der Drogeriekette Schlecker haben schon die Gewissheit, den Arbeitsplatz zu verlieren, insgesamt stehen 25.000 von ihnen wohl bald ohne Job da. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat vorgeschlagen, die Betroffenen zu Erzieherinnen und Altenpflegerinnen umzuschulen - zur Freude ihrer Parteifreundin Kristina Schröder: Sie könne sich gut vorstellen, dass "unter diesen lebenserfahrenen Frauen viele mit Freude und Engagement diese neue berufliche Chance ergreifen wollen", sagte Schröder der Süddeutschen Zeitung.
Die Opposition mag sich diesem Loblied nicht anschließen. Mit einer Warnung reagierten inzwischen SPD und Grüne auf von der Leyens Vorstoß. Sie vermuten, dass Schwarz-Gelb lediglich schnell das Problem Schlecker-Frauen loswerden will - und auf eine kostenarme Lösung setzt. Der Erzieher-Job sei mit hoher Verantwortung verbunden und bedürfe hoher Qualifikation, sagte die stellvertretende SPD-Chefin Manuela Schwesig zu sz.de: "Frau von der Leyen darf deshalb nicht auf Billiglösungen setzen."
In diesselbe Kerbe haut Brigitte Pothmer, die arbeitsmarkpolitische Sprecherin der Grünen: Die Schlecker-Frauen bräuchten für Kindererziehung und Altenpflege "eine exzellente Ausbildung", sagte Pothmer zu SZ.de. "Schmalspurprogramme reichen nicht."
Schwesig betonte, dass die Schlecker-Frauen über viel Berufs- und Lebenserfahrung verfügen. Allerdings sei eine "vollwertige Ausbildung" nötig, wenn sie eine völlig neue berufliche Perspektive anstrebten - und Bildung kostet Geld.
Sowohl Schwesig als auch Pothmer forderten von der schwarz-gelben Bundesregierung deshalb, die entsprechende Weiterbildung zu sichern. "Wenn die Arbeitsministerin es ernst meint mit ihrem Angebot für die Schlecker-Frauen, dann muss sie dafür sorgen, dass Umschulungen volle drei Jahre von der Bundesagentur für Arbeit finanziert werden", sagte Pothmer.
Schwesig sieht Bringschuld bei Schwarz-Gelb
Schwesig, die in Mecklenburg-Vorpommern Sozialministerin ist, warf von der Leyen vor, die Situation der Schlecker-Beschäftigten zusätzlich erschwert zu haben. "Jetzt zeigt sich, dass die radikale Kürzung der Mittel für Umschulung falsch war", sagte Schwesig. Nachdem Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) eine Transfergesellschaft im Fall Schlecker verhindert habe, sehe sie eine Bringschuld bei Schwarz-Gelb: Der Bund müsse für eine "gute Qualifizierung und Bezahlung" der Schlecker-Frauen sorgen.
Von der Leyen hatte am Donnerstag gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und der Gewerkschaft Verdi vorgeschlagen, arbeitslose Schlecker-Frauen vor allem in strukturschwachen Gebieten zu Erzieherinnen oder Altenpflegerinnen umzuschulen. Das Geld für die Umschulungen stehe mit der sogenannten Initiative zur Flankierung des Strukturwandels zur Verfügung.