Stilkritik:Traffic Cem

Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) radelt im Dezember als neuer Bundeslandwirtschaftsminister zur Amtsübergabe. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Wie der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir mit dem Fahrrad zum Bundespräsidenten fuhr.

Von Martin Zips

Bei keiner anderen Erfindung sei das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad, sagte einst Adam Opel, der erst Nähmaschinen produzierte und dann Fahrräder. Und der beim Anblick eines Automobils einst ausgerufen haben soll: "Aus diesem Stinkkasten wird nie mehr werden als ein Spielzeug für Millionäre, die nicht wissen, wie sie ihr Geld wegwerfen sollen!"

Zur Angelobung durch den Bundespräsidenten sind die neuen Minister der Ampel-Regierung alle mit dem Stinkkasten gekommen. Nur einer nicht. Der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen reiste mit dem Fahrrad an. Etwas unbeholfen stand es da, vor der Freitreppe. Sollte der Steinmeier mal auf die Idee kommen, neben der Treppe einen Fahrradständer aufzustellen, so bräuchte es wahrscheinlich die Zustimmung des Landesdenkmalamts. So etwas kann dauern.

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Überhaupt dauert ja so vieles in diesem Land sehr lang, zum Beispiel die 1,5-Kilometer-Fahrt vom Schloss Bellevue zum Bundestag. Zumindest, wenn man - wie Christian Lindner, Annalena Baerbock und all die anderen - einen dieser Stinkkästen benutzt, die ja nicht mehr sind als ein Spielzeug.

Özdemir hat es also ganz richtig gemacht, als er sich am Ende der Zeremonie vor den erstaunten Zaungästen ("Ich dachte, der fährt Lastenfahrrad") auf sein Pedelec schwang und samt Helm und einer sehr flüssigen Armbewegung am Stau vorbei zurück zum Parlament fuhr. Er war schneller am Ziel als alle anderen.

Jemand, der derart elegant ein Zeichen für mehr Klimaschutz setzt, der wird als Agrarminister auch in Deutschlands Ställen willkommen sein. Egal, ob sich davor ein Radlständer findet - oder nicht.

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