Wintersport-Attraktion:Heiße Kufen

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Die Mädchen aus der Klasse 6g sind gerne auf der Eisbahn. Sie bietet eine willkommene Abwechslung zum Büffeln im stickigen Klassenzimmer. Auch die Eisschützen freuen sich, sie kommen montags an die Reihe. (Foto: Hartmut Pöstges)

Kinder, Jugendliche und Erwachsene freuen sich über die Eisfläche, die in Wolfratshausen direkt an der Loisach errichtet wurde. Die Hammerschmiedschule profitiert besonders.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Eislauffläche, die den Wolfratshausern seit einer Woche an der Alten Floßlände zur Verfügung steht, ist eigentlich ein Experiment. Schließlich läuft die Wintersportattraktion an der Loisach, die noch bis zum 14. Januar in Betrieb ist, in dieser Saison auf Probe. Der Stadtrat hatte die Idee, eine Eisfläche wie in Penzberg und anderen Städten anzubieten, schon länger diskutiert und in diesem Jahr dann einstimmig beschlossen, es auszuprobieren. "Wenn es ein guter Erfolg wird, werden wir es weiterführen", hat Bürgermeister Klaus Heilinglechner bei der Eröffnung gesagt.

Schon jetzt lässt sich feststellen, dass die "Wolfratshauser Eiszeit", wie die Eisfläche mit Buden, Zelt und Catering offiziell heißt, von den Bürgern angenommen wird. Auch wenn es noch zu früh ist, eine Bilanz zu ziehen. Es sind vor allem die Kinder, die von der Attraktion mitten in der Stadt profitieren: Vor Beginn des öffentlichen Betriebs um 13 Uhr lässt die Stadt dort Schulklassen kostenlos aufs Eis - mit großem Erfolg: "Wir haben eigentlich jeden Tag mindestens drei Klassen aus der Region hier", sagt Alexander Obermaier, der für die Firma Bavaria Werkschutz die Fläche beaufsichtigt.

Am meisten profitiert die Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg von der Attraktion direkt vor ihrer Haustür. Am Freitag sind zunächst Erstklässler auf dem Eis, die dort unter den wachsamen Blicken ihrer Lehrerin und einiger Mütter ihre Runden drehen. Um 12 Uhr mittags werden sie von den Ganztagschülern der Klasse 6g abgelöst, von denen keiner mehr die Plastikpinguine braucht, an denen man sich festhalten kann. Ihre Lehrerin Carina Wedderwille steht in normalen Winterstiefeln am Rand und beobachtet ihre Schüler gelassen. Nicht jeder ist so geschickt wie der zwölfjährige Nikolas, der beim ESC Geretsried Eishockey spielt und ohne Mühe aus voller Fahrt abbremsen und dann rückwärts weiterfahren kann. Aber alle halten sich gut auf dem Eis - und haben sichtlich Spaß, statt Hausaufgabenzeit und Deutsch in zwei Mannschaften Fangen auf Schlittschuhen zu spielen.

Stimmen die Besucherzahlen, kommt die "Eiszeit" auch im nächsten Winter

Wedderwille ist mit ihrer Klasse zum ersten Mal da. "Wir haben uns sozusagen um die Plätze gestritten", sagt sie mit einem Lächeln. Wie begehrt die Eiszeit an ihrer Schule ist, bestätigt Rektor Frank Schwesig: "Wir finden das sensationell und sind total dankbar", sagt er zu dem Angebot. Die Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg habe zwölf Vormittage komplett belegt. "Wir hätten auch mehr genommen, aber die Stadt wollte auch, dass die Klassen der Realschule und der Waldramer Schule wenigstens jeweils einen Termin bekommen." Er habe von allen Lehrern nur sehr positive Rückmeldungen bekommen, sagt der Rektor. "Für die Kinder ist das schon ein ganz besonderes Erlebnis, und hier direkt vor unserer Haustür natürlich ideal."

Doch auch bei den älteren Wolfratshausern kommt die Anlage gut an. Das berichtet zumindest Jacqueline Rupp, die gemeinsam mit ihrem Bruder Sven Christ und Markus Friedrichs das Catering "Eiswolf" auf dem Gelände betreibt. "Wir wussten ja nicht, was auf uns zukommst", sagt sie. "Aber wir sind positiv überrascht. Es ist extrem gut angenommen worden." Rupp und ihr Team verkaufen nicht nur Glühwein, Bier, Bratwurst- und "Pulled Pork"-Semmeln aus regionaler Produktion. Sie haben auch das Gelände gestaltet, das über ein Gastro-Zelt und eine Holzbar verfügt, in deren Mitte abends eine Feuertonne die Gäste wärmt. "Die Leute kommen wieder, auch weil sie gerne hier zusammenstehen", sagt Rupp. "Es wird ja immer Mantra-artig aufgesagt, dass es in Wolfratshausen nicht so einfach ist", sagt Rupp, die seit zehn Jahren in der Loisachstadt lebt. "Aber das kann ich hier nicht bestätigen." Besonders an den Montagen, wenn die Eislauffläche abends zur Eisstockbahn umfunktioniert wird, sei die Stimmung ausgelassen.

Am kommenden Montag hat der Stadtrat die Eisstockbahnen gemietet. "Das wird sicher lustig", sagt Bürgermeister Heilinglechner. Auch er zieht nach einer Woche ein positives Fazit: "Es war auf alle fälle eine gute Entscheidung", sagt er zur Eislauffläche. Er habe jedenfalls nur positives Feedback von den Bürgern erhalten. Auch die Zahlen sähen gut aus: So seien am vergangenen Wochenende je mehr als 100 Kinder und Erwachsenen auf dem Eis gewesen. Ein Beschluss, ob es die Eisfläche künftig jährlich gibt, werde jedoch erst gefasst, wenn die Auswertung vorliege. Wie Rektor Schwesig sagt, können auch die Schulklassen zum Erfolg der "Eiszeit" beitragen: "Wenn die Kinder vormittags mit uns dort fahren, dann kommen sie nachmittags mit ihren Eltern."

Am Samstag, 16. Dezember, findet auf der Fläche eine Eisdisco statt (18-21 Uhr). Mehr unter tourismus.wolfratshausen.de/eiszeitwolfratshausen

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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