Medizin:Tölzer Geburtshilfe vor dem Aus

Fraktionssprecher und Landrat haben einen Beschluss für die Sitzung am Freitag vorbereitet: Asklepios soll keinen Zuschuss bekommen und Wolfratshausen gestärkt werden.

Von David Costanzo

Das Ende der Geburtshilfe in Bad Tölz zeichnet sich ab: Führende Kreispolitiker haben sich gegen den Millionen-Zuschuss für die Asklepios-Stadtklinik ausgesprochen. Einen entsprechenden Beschlussvorschlag haben die Vorsitzenden und Stellvertreter der Kreistagsfraktionen mit Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) für die entscheidende Sitzung am Freitag entworfen. Gleichzeitig soll die Entbindungsstation an der Kreisklinik in Wolfratshausen aufgewertet werden - eine Option bleibt dabei, Bad Tölz zu einer Außenstelle zu machen. Die Debatten der vergangenen Tage und Wochen werden nun Politik.

Das berichten der Landtagsabgeordnete und Sprecher der CSU Martin Bachhuber, sowie der Eglinger Altbürgermeister Hans Sappl, Sprecher der Freien Wähler, nach der Fraktionssprechersitzung vom Montag. Beide gehen davon aus, dass ihre Gruppierungen der Vorlage mehrheitlich folgen. Sie allein stellen mit 39 von 61 Sitzen die Mehrheit im Kreistag.

"Die CSU wird den Beschlussvorschlag mittragen", sagt Bachhuber. Da es keinen Fraktionszwang gebe, seien Gegenstimmen aus den eigenen Reihen möglich. "Manche Kreisräte haben erhebliches Bauchgrimmen", sagt Bachhuber. Bei der Fraktionssitzung am Dienstag hätten sich noch Fragen an den Landrat ergeben, die man bis zur entscheidenden Abstimmung formulieren werde. Der CSU liege der Standort im Süden des Landkreises am Herzen. "Es soll noch kleine Tölzer geben", sagt Bachhuber.

Am Mittwoch tagten die Freien Wähler. Fraktionssprecher Sappl sagt: "Wir müssen die Emotionen rausnehmen." Auch er schließt Gegenstimmen nicht aus, glaubt aber an eine Mehrheit aus seiner Fraktion. Bei der Fraktionssprechersitzung am Montag sei versucht worden, einen Vorschlag zu finden, der der Sache gerecht werde. Es werde aber schwierig, gab Sappl zu bedenken, einen zweiten Standort in die Planung einzubeziehen. Die Fraktionssitzungen von Grünen und SPD stehen noch aus.

Landrat Niedermaier war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Er war schon am Wochenende von einer Mehrheit gegen den Asklepios-Zuschuss ausgegangen. Die Sprecherin des Landratsamts, Marlis Peischer, bestätigte, dass die Fraktionssprecher am Montag über den Beschluss diskutierten, wollte sich aber inhaltlich nicht äußern. Sie verwies auf die Kreistagssitzung am Freitag. Die Politiker wollen erst von 14 Uhr an nicht-öffentlich beraten. Gegen 14.30 Uhr werden interessierte Bürger und Pressvertreter zur Sitzung zugelassen.

Bei der Anhörung im Landratsamt am vergangenen Freitag hatten Experten einem Zuschuss an Asklepios eine Absage erteilt. Zwar sei der Standort Bad Tölzstrategisch besser gelegen, weil nur so alle Schwangeren eine Entbindungsstation in 30 Minuten erreichen könnten, sagte Herwig Heide vom Gesundheitsministerium. Andere Experten argumentierten aber mit der Nähe eines Baby-Notarztes - hier kommt Wolfratshausen dank des Perinatalzentrums in Starnberg besser weg.

CSU-Abgeordneter Bachhuber sagte, er habe nach der Anhörung noch mit dem Vertreter des Gesundheitsministeriums gesprochen und suche den Kontakt mit Ministerin Melanie Huml (CSU), um eine Lösung für solch "unwahrscheinlich wichtige" Geburtenstationen wie in Bad Tölz zu finden. Einer der wichtigsten Fürsprecher für die Geburtshilfe in der Kurstadt wird am Freitag wohl fehlen: Der Tölzer Bürgermeister Josef Janker (CSU) ist in dieser Woche nicht im Rathaus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: