Investor:Geothermie-Projekt in Icking soll das größte in Deutschland werden

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Gute Region für Geothermie: Im Geretsrieder Ortsteil Gelting sind die Bohrungen fast abgeschlossen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Anlage soll Strom für 50 000 Haushalte liefern. Ein Geldgeber aus Finnland pumpt 160 Millionen Euro in den Bau.

Von Claudia Koestler, Icking

Die Geothermieanlage in Icking wird größer als bislang bekannt: Dort soll das derzeit größte Geothermieprojekt in Deutschland entstehen, zumindest was die Stromleistung betrifft. Wie Markus Wiendieck, Geschäftsführer der Erdwärme Bayern GmbH, auf Nachfrage bestätigt, soll die Anlage bis zu 30 Megawatt Strom erzeugen, was etwa dem Verbrauch von 50 000 Haushalten entspricht. Das wäre ihm zufolge ein deutschlandweiter Spitzenwert. Zum Vergleich: Die Geothermieanlage in Sauerlach erreicht fünf Megawatt Leistung und versorgt 16 000 Haushalte, in Weilheim plant die Erdwärme Bayern eine Anlage mit 26 Megawatt. Die meisten der mehrere hundert geothermischen Anlagen erzeugen sogar nur Wärme.

Obendrein wird das Ickinger Projekt international: Das finnische Finanzdienstleistungsunternehmen Taaleri finanziert mit 160 Millionen Euro die Bohrungen und den anschließenden Bau der Anlage, die nach den Plänen der Erdwärme Bayern 2020 in Betrieb gehen soll. "Für Taaleri ist dieses Projekt Teil eines größeren strategischen Ganzen", heißt es von Seiten des finnischen Finanzunternehmens. "Gemeinsam mit unseren Kunden investieren wir bereits seit einigen Jahren in erneuerbare Energien, zunächst in Finnland und jetzt auch international." Geothermie sei "ein neues und interessantes Gebiet, für das wir geschickte Partner gesucht haben", sagt Karsten Haaparinne, stellvertretender Geschäftsführer von Taaleri. Das Unternehmen wird gemeinsam mit seinen Kunden für die Eigenkapitalfinanzierung der Bauphase verantwortlich sein. Die Erdwärme Bayern bleibt als Minderheiteneigentümer im Projekt.

Nach derzeitigem Planungsstand umfasst das "Sondergebiet Geothermie" auf dem Höhenzug von Icking zwischen Attenhausen und Walchstadt in der Nähe der Garmischer Autobahn ein Baufenster von rund 37 000 Quadratmetern. Die Anlage, so betont Wiendieck, werde allerdings "signifikant kleiner als das Baufenster". Zuletzt sprach die Gemeinde von etwa 12 000 Quadratmetern Grundfläche für die Geothermiezentrale, die halb auf dem Feld, halb im Wald stehen soll. "Allerdings sprechen wir bei diesen Zahlen stets von einer Maximalplanung. Sollte also die Fündigkeit geringer sein, werden wir auch die Anlage kleiner bauen", sagt Wiendieck.

Um das erwartete, rund 150 Grad heiße Wasser zur Stromgewinnung aus der Erde zu holen, sind drei Bohrungen auf dem Gelände vorgesehen. Diese sollen laut Wiendieck 3000 Meter vertikal in die Tiefe gehen und von dort aus weitere 2000 Meter schräg in Richtung Autobahn abzweigen. An einem zweiten Standort im nördlich gelegenen Walchstadt soll das Wasser wieder zurück in die Erde injiziert werden, wofür zwei weitere Bohrungen nötig sind. Auch diese führen nicht geradewegs in die Tiefe, sondern zweigen in Richtung Isar ab. Auch wenn Taaleri seine Investition in das Ickinger Projekt "sofort" beginnt, wie das Unternehmen sagt: Einen genauen Termin für den Bohrbeginn nennt Wiendieck noch nicht. Nur soviel: "Wir wollen 2018 starten."

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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