Geretsried:Gewerbesteuer soll steigen

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Geretsried will sich fit machen für die Verlängerung der S 7. Ein Bahnhof soll hier in der Nähe des Karl-Lederer-Platzes entstehen, der bis dahin zum neuen Stadtzentrum umgebaut sein soll. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt will sich auf die S-7-Verlängerung vorbereiten und investieren - etwa in günstige Wohnungen, das Hallenbad und das neue Stadtzentrum. Wie hoch der Satz steigen soll, ist noch offen.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Stadt Geretsried wird vermutlich nach 22 Jahren erstmals den Gewerbesteuerhebesatz erhöhen. Er liegt derzeit bei 320 von Hundert; auf wie viel er angehoben werden soll, möchte Bürgermeister Michael Müller (CSU) noch nicht sagen. Der Stadtrat wird darüber in den Beratungen zum Haushalt 2016 entscheiden.

Allerdings geht die Initiative diesmal nicht - wie in einigen der vergangenen Jahre - von der SPD-Fraktion aus, sondern von Bürgermeister und Verwaltung. Müller sagte, man werde sich wohl daran orientieren, "was rundum üblich ist". Sowohl in Wolfratshausen als auch in Bad Tölz ist es in Satz von 380.

Die Stadt macht sich fit für die S-7-Verlängerung

Müller legte am Montag dar, was in der Stadtratsklausur am Wochenende erörtert worden war. Es sei um die großen Investitionskomplexe Zentrumsentwicklung, Infrastruktur im Hinblick auf den erhofften S-Bahnanschluss, Hallenbad, Mittelschule und Eisstadion gegangen. Vor dem Hintergrund dieses "Investitionspakets" sei eine Einnahmenverbesserung nötig. Müller sagte, die Stadt müsse mit Blick auf die S-Bahn "aktiv handeln" und damit rechtzeitig beginnen, indem sie "alle strategischen Fragen auf die S-Bahn ausrichtet". Sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliege - damit wird 2018 gerechnet -, sei die Stadt "S-Bahnerwartungsland". Sie müsse sich über den Bau von Bahnhöfen, die Anbindungen und den Umgriff Gedanken machen.

Grundkonsens sei, für Hallenbad, Mittelschule und Eisstadion weiterhin Planungsmittel im Haushalt zu behalten. Zum interkommunalen Hallenbad gebe es "hoffnungsvolle Diskussionsansätze" für eine weitergehende Beteiligung der anderen Gemeinden; beim Eisstadion gehe es nach wie vor um Einhausung und Überdachung, lediglich "die Priorisierung" sei in der Klausur in Frage gestellt worden. Er persönlich sehe aber auch Sportstätten als Teil einer Integration von Migranten, wie Geretsried sie anstrebe.

Allein die Schulsanierung kostet Millionen

Am meisten offene Fragen gibt es zur Mittelschule, die derzeit an zwei Standorten - Karl-Lederer-Schule und Adalbert-Stifter-Schule - als eine Einrichtung betrieben wird. Seit Jahren ist klar, dass die vom Anfang der 1970er-Jahre stammende Adalbert-Stifter-Schule saniert werden muss. Die Machbarkeitsstudie dazu werde im Januar fertig sein, sagte Müller. Schon jetzt gebe es aber Szenarien: Die reine Sanierung der Schule werde mit 8,1 Millionen Euro veranschlagt. Gleichzeitig werde ein Anbau nötig sein, da wegen der Schülerzahlen der Raumbedarf wachse; dafür rechne man mit weiteren 3,8 Millionen Euro.

Schließlich gebe es aber auch die Überlegung, die beiden Schulstandorte an der Adalbert-Stifter-Straße zu einer zentralen Mittelschule zusammenzufassen - dies würde zusätzlich zur Sanierung noch einmal 10,8 Millionen Euro für einen Erweiterungsbau kosten. Völlig ungeprüft sei es bisher sowohl, wie teuer Abriss und Neubau der Adalbert-Stifter-Schule kämen, als auch, ob die Karl-Lederer-Schule ebenfalls erweitert werden muss.

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Eines der größten Wohnbauprojekte im Umland

Mit Stolz verkündete Müller, dass Geretsried in den kommenden Jahren "eines der größten Wohnbauprojekte im Großraum München" verwirklichen wolle. Seit längerem ist die Rede von 1000 Wohnungen als mittelfristiges Vorhaben für die Böhmwiese. Grundsätzlich, so Müller nun über die Klausur, habe der Stadtrat die Dringlichkeit bestätigt. In der ersten Stufe gehe es um etwa 400 Wohneinheiten, von denen 30 Prozent Sozialwohnungen und 40 Prozent sogenannter geförderter Mietwohnungsbau sein sollen. Die Stadt sei bereits in Gesprächen mit der Regierung von Oberbayern wegen einer Förderung und habe auch mit der Sparkasse schon verhandelt: "Wir sind da dicht dran." Als Standort ist das Lorenzareal an der Elbestraße im Gespräch.

Über die Entwicklung des Karl-Lederer-Platzes zu einem Stadtzentrum sagte Müller, die Stadt sei bereit, auch städtischen Grund für eine Tiefgarage zu nutzen. Eine große Tiefgarage, sowohl auf Privatgrund als auch auf öffentlichem, wird als Voraussetzung für die Verdichtung des Einzelhandels angesehen. Zur Realisierung des neuen Stadtzentrums sagte Müller: "Ich fände es super, wenn wir Mitte nächsten Jahres beginnen."

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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