Betriebskosten verdoppeln sich:Mehr Geld von den Nachbarn

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Geretsried bittet die Partner-Kommunen zur Kasse: Wenn sie sich an den Betriebskosten beteiligen, können die Hallenbad-Pläne fortgeführt werden. (Foto: hap)

Interkommunales Hallenbad: Der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller legt seinen Amtskollegen bei einem Krisengipfel die neuesten Berechnungen für das gemeinsame Projekt vor. Sein Fazit: Entweder die Partner zahlen mehr oder das Bad wird kleiner gebaut

Von Matthias Köpf, Geretsried

Die Stadt Geretsried lässt die Kostenverteilung für das geplante und von allen Partnern beschlossene interkommunale Hallenbad für den Nordlandkreis noch einmal neu berechnen. Ziel ist es, die im Vergleich zu früheren Annahmen inzwischen viel höher angesetzten Betriebskosten so auf die beteiligten Kommunen zu verteilen, dass alle Städte und Gemeinden sowie der Landkreis ihre Zustimmung zu dem Projekt erneuern können. Die jeweiligen Ratsentscheidungen sollen nach den Plänen der Bürgermeister möglichst im Februar 2016 fallen.

Bisher richten sich die Kostenanteile, die Wolfratshausen, Königsdorf, Eurasburg, Münsing, Icking, Egling, Dietramszell und auch der Landkreis an dem Geretsrieder Projekt übernehmen sollen, nach der Zahl der Schulklassen, die in dem Hallenbad Schwimmunterricht erhalten könnten. Dabei geht es nicht nur um die Baukosten, die zuletzt auf 13 Millionen Euro taxiert wurden, wobei die Stadt Geretsried die 1,4 Millionen für die Sauna ohnehin alleine tragen muss. Die größeren Befürchtungen richteten sich stets auf die laufenden Betriebskosten, auch in Geretsried selbst.

Dort hatte die CSU vor allzu schmeichelhaften Schätzungen gewarnt. Seit 2014 amtiert in Geretsried mit Michael Müller ein CSU-Bürgermeister, der die Betriebskosten von Fachleuten neu kalkulieren ließ - mit dem Ergebnis, dass sie sich im Vergleich zu den früheren Annahmen etwa auf eine Million Euro pro Jahr verdoppelt haben. Müller will das Projekt daher nicht zu den bisherigen Konditionen weiterführen. Entweder müsse der Anteil der Partner größer werden oder das Hallenbad kleiner, was aber zu Lasten der Kapazitäten für den Sportunterricht ginge und damit zu deutlichen Einbußen bei den genau danach berechneten staatlichen Zuschüssen führen würde.

All dies hatte Müller seinen Amtskollegen Anfang des Monats bei einem von Bürgermeister-Sprecher Michael Grasl (Münsing) angeregten Treffen zum Thema Hallenbad dargelegt. Die Atmosphäre bei diesem Treffen beschreibt Grasl als aufgeschlossen. Vereinbart habe man unter anderem, dass die gestiegenen Kosten danach aufgeschlüsselt werden müssten, was alleine auf Wunsch von Geretsried anfalle und was sich alle Partner teilen müssten. Für diese Kosten wiederum solle nicht nur eine mögliche Verteilung nach den jeweils gebuchten Sportstunden kalkuliert werden. Zusätzlich wolle man andere Möglichkeiten durchrechnen lassen wie etwa ein Verteilungsverfahren ähnlich dem interkommunal oft benutzten Königsteiner Schlüssel, der die Einwohnerzahl und die Steuerkraft als Faktoren heranzieht.

Hintergrund und Ziel dieser parallelen Rechnung ist es, ein Verfahren zu finden, das speziell der Stadt Wolfratshausen etwas entgegenkommt. Dort wird es Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) auch nach den Erwartungen seiner Kollegen nicht leicht haben, einen höheren Kostenanteil durch den Stadtrat zu bringen. Dieser hatte sich vor zweieinhalb Jahren schon eine Beteiligung in der bisherigen Höhe nur mühsam und unter dem Druck eines drohenden Bürgerentscheids abringen lassen. Heilinglechner antwortete auf eine Hallenbad-Nachfrage in der jüngsten Stadtratssitzung nur knapp, dass Geretsried derzeit alle Betriebskosten neu rechnen lasse und das Ergebnis dann in allen Stadt- und Gemeinderäten diskutiert werden müsse.

Bürgermeister-Sprecher Grasl (FW) möchte vermeiden, dass die Debatte wieder auf echte oder vermeintliche Eifersüchteleien zwischen den Nachbarstädten Wolfratshausen und Geretsried hinausläuft. Er lobt lieber Müllers Vorarbeit und wünscht sich einen weiterhin so "offenen, ehrlichen und transparenten" Umgang mit dem Thema. Auf Basis der neuen Berechnungen müssten die Partner dann aber Farbe bekennen, ob sie nun ein Hallenbad haben wollen oder nicht, fordert er.

Für sich selbst lässt Grasl an einem Ja wenig Zweifel - schon wegen der Trainingsmöglichkeiten für die Rettungsorganisationen, die am Münsinger Seeufer Dienst tun und nötigenfalls auch Geretsrieder, Wolfratshauser und Dietramszeller Bürger aus dem Wasser ziehen. Das nächste Bürgermeistertreffen zum Thema soll wohl erst nach Weihnachten stattfinden.

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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