Hallenbad:Bürgermeister gegen Bürgermeister

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Heilinglechner widerspricht Müller: Für neue Verhandlungen gebe es sogar Landrat Niedermaier als Zeugen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) wehrt sich entschieden gegen die Behauptung seines Geretsrieder Amtskollegen Michael Müller (CSU), dass es seit dem Stadtratsbeschluss zum Interkommunalen Hallenbad keine Verhandlungen mehr zu dem gemeinsamen Projekt gegeben habe. Wie berichtet, hatte Heilinglechner am Freitag in einem Pressegespräch gesagt, Müller habe ihm zugesichert, die Betriebskosten für das Hallenbad könnten auch nach der ersten Vertragslaufzeit von zehn Jahren wie gehabt so aufgeteilt werden, dass Geretsried zwei Drittel trägt und die anderen Kommunen ein Drittel übernehmen. Müller hatte daraufhin erwidert, er könne und werde nichts dergleichen zusichern. "Es ist schon alles gesagt."

Wie Heilinglechner nun auf Anfrage sagt, habe er sich am Freitag auf ein Gespräch bezogen, das am 23. September stattfand - also nach der Wolfratshauser Stadtratssitzung, in der die Beteiligung abgelehnt wurde, und vor der Geretsrieder Stadtratssitzung. Das sei in der Berichterstattung vielleicht falsch rübergekommen. Dort habe man die Regelung "zwar nicht ausgehandelt", sagt Heilinglechner. Müller habe aber gesagt, "dass er in Aussicht stellen kann, dass man nach zehn Jahren die Kosten bei der zwei Drittel-ein Drittel-Regelung belässt".

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Der Termin, bei dem Müller auch die Pläne für das kleine Bad, das Geretsried nun bauen will, vorgestellt habe, sei im Übrigen "kein Vier-Augen-Gespräch" gewesen. Neben ihm und Müller hätten unter anderem auch Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) und BVW-Fraktionssprecher Josef Praller daran teilgenommen, sagt Heilinglechner. Es gebe also Zeugen. "Ich glaube nicht, dass ich schon an Demenz leide und mich nicht erinnern kann."

Landrat Niedermaier aber bestätigt das nicht: "Von Verhandlungen mit Zusagen habe ich nichts in Erinnerung", sagt er auf Nachfrage. Bei dem Gespräch sei es hauptsächlich um ein mögliches "Spaßbad" auf Geltinger Flur gegangen. Bürgermeister Müller will keine weitere öffentliche Stellungnahme zum Thema abgeben. Heilinglechner hatte am Freitag auch verkündet, dass man sich eine Ausstiegsklausel nach 25 Jahren mit ordentlichem Kündigungsrecht wünsche. Die werde es schon gar nicht geben, hatte Müller gekontert. In seinen Augen sei das aber bei Verträgen mit einer so langen Laufzeit üblich, entgegnet nun Heilinglechner. "Ich möchte den Vertrag gerne sehen", sagt der Wolfratshauser Bürgermeister. Er werde nun mit den anderen Kommunen Kontakt aufnehmen, die ihre Beteiligung bereits zugesagt haben, um zu sehen, ob diese vielleicht schon ein Schriftstück vorliegen hätten.

Am Wochenende war Heilinglechner für seinen Vorstoß auch von der SPD aus Wolfratshausen und Geretsried scharf kritisiert worden. Unter anderem hatte ihm der Geretsrieder Sportreferent Wolfgang Werner "Kirchturmpolitik" vorgeworfen. Das könne er nicht nachvollziehen, sagt der Wolfratshauser Rathauschef. "Wir haben unsere Bedenken", sagt er über die Haltung seiner Gruppierung zum interkommunalen Hallenbad. Schließlich spreche man nicht nur über einen Zeitraum von zehn Jahren, sondern es gehe letztlich um die Dauer, die das Hallenbad bestehe.

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Ein weiterer Punkt seien die Wasserflächen im Nordlandkreis, die mit dem interkommunalen Hallenbad de facto geringer würden. Schließlich verfüge man derzeit über neun 25-Meter-Bahnen - vier in Ascholding und fünf in Geretsried. Werde das große gemeinsame Bad in Geretsried realisiert, würden mittelfristig vier davon wegfallen, da das Ascholdinger Bad definitiv nicht mehr saniert werde. Die vier halb so großen Bahnen in der kleinen Badehalle könnten diese nicht ersetzen. Das interkommunale Hallenbad hält Heilinglechner nicht für eine Ideallösung - vor allem in Anbetracht der künftigen Entwicklung des Nordlandkreises.

"Es wird immer gesagt: Wolfratshausen muss sich beteiligen, sonst gibt es kein Bad mehr. Das ist aber falsch", sagt Heilinglechner. Schließlich werde auch ein kleines Bad in Geretsried fünf Wettkampfbahnen erhalten. Man habe nach der Ausstiegsklausel gefragt, um sich für die Zukunft Optionen offenzuhalten, in weitere Wasserflächen zu investieren, erklärt Heilinglechner. Sich für eine Beteiligung auf Laufzeit des Bades auszusprechen, bedeute somit, im Nordlandkreis auf Wasserflächen zu verzichten.

An seiner Aussage, bei ausreichender Zahl an Unterschriften dem Bürgerbegehren für das interkommunale Hallenbad zuzustimmen, hält Bürgermeister Heilinglechner fest: "Wenn das der eindeutige Bürgerwille ist, werde ich mich dem nicht entgegenstellen."

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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