Geretsried:Tierheim nimmt so viele Tiere auf wie noch nie

Geretsried: Immer mehr Tiere wie dieser Hund landen im Geltinger Tierheim. Doch um kostendeckend arbeiten zu können, braucht die Einrichtung mehr Geld.

Immer mehr Tiere wie dieser Hund landen im Geltinger Tierheim. Doch um kostendeckend arbeiten zu können, braucht die Einrichtung mehr Geld.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Leiter Bernhard Wahler glaubt, dass die Leute unbedachter mit Hund, Katze und Co. umgehen. Zur Versorgung der Tiere reichen die Zuschüsse immer noch nicht.

Von Konstantin Kaip

Ein Euro pro Jahr, das ist eigentlich nicht viel. So viel sollten die Kommunen Tierschutzvereinen mit angeschlossenen Tierheimen laut Berechnungen des Deutschen Tierschutzbundes pro Einwohner an Abgaben zahlen. Das erklärt Bernhard Wahler, Leiter der Geschäftsstelle des Tierschutzvereins Wolfratshausen-Geretsried und Umgebung, der das Josefa-Burger-Tierheim in Gelting betreibt. Für die Gemeinden im Landkreis ist das aber zu viel: Im Februar 2016 haben sich die Bürgermeister gerade einmal auf eine Pauschale von 25 Cent je Einwohner einigen können. Zwar zahlen von den acht Kommunen, die das Geltinger Tierheim betreut, inzwischen sechs immerhin 50 Cent pro Bürger und Jahr. Icking und Königsdorf bleiben aber bei der vereinbarten Mindestpauschale. Und damit steht dem Tierheim weniger als die Hälfte der Mittel zur Verfügung, die es laut Wahler bräuchte, um kostenneutral zu arbeiten.

"Das Tierheim übernimmt eine kommunale Pflichtaufgabe", sagt der Leiter. Und dafür sei ein angemessener Kostenanteil der Kommunen fällig. Schließlich gebe es gesetzliche Bestimmungen, an die sich der Tierschutzverein halten müsse. So müsse man etwa ein Tierarztzimmer vorhalten, das einer strengen Hygieneverordnung unterliege, hinzu kämen Betriebskosten, Ausgaben für Futter und tierärztliche Versorgung. Die Entscheidung über einen Zuschuss sei aber nach wie vor den Gemeinden überlassen, klagt der ehrenamtliche Geschäftsstellenleiter. "Es gibt einfach keine vernünftige bayernweite Regelung."

Immerhin habe man im vergangen Jahr mit dem grundsätzlichen Beschluss für einen Zuschuss einen Teilerfolg erzielt und einen Anfang gemacht. Das aber reiche nicht. "Wir müssen die Verhandlungen wieder aufnehmen", erklärt Wahler. "Wir können ja nicht mit der Unterdeckung leben." Daher seien weiterhin Gespräche mit den einzelnen Kommunen nötig.

Denn die Mitgliedsbeiträge des Vereins und die Spenden reichten auf Dauer nicht, um die Lücke zu schließen. Zwar könne das Geltinger Tierheim in diesem Jahr noch von einer zweckgebundenen Erbschaft zehren, sagt Wahler. "Aber wie es nächstes Jahr aussieht, wissen wir nicht." Mit Spenden zu kalkulieren, sei schwierig. Ein Großteil komme erst am Ende des Jahres, die Höhe sei schwer abzusehen. "Das ist für uns immer ein bisschen Roulette."

Ein Euro Zuschuss pro Einwohner sei für das Tierheim überlebensnotwenig, bekräftigt Wahler. "Da führt kein Weg daran vorbei." Schließlich werde alles teurer, die Gebühren, das Futter, die Betriebskosten. Zudem steigen die Herausforderungen: Insgesamt 227 Tiere hat das Geltinger Heim 2016 aufgenommen, so viele wie in keinem Jahr zuvor. "Der Trend setzt sich fort", sagt der Leiter. Die Bilanz bis 30. Juni dieses Jahres liege bereits um 15 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. "Die Fälle nehmen zu." Wahler schreibt das einer "steigenden Unbedachtsamkeit" zu. "Die Leute holen sich Tiere nach Hause und können sie dann nicht mehr betreuen."

Immerhin gebe es auch Positives zu berichten: So hat das Tierheim einen neuen Anstrich erhalten, der Vorplatz wurde asphaltiert. Am Wichtigsten aber, sagt der Geschäftsstellenleiter, sei die gute Arbeit der Tierheimleitung mit ihrem Netzwerk. "Das funktioniert. Die Tiere werden überwiegend vermittelt. Auch wenn es mal länger dauert."

Jahreshauptversammlung des Tierschutzvereins Wolfratshausen-Geretsried und Umgebung, Dienstag, 18. Juli, 19.30 Uhr, Gasthof zur Post in Wolfratshausen-Waldram

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: