Geothermie:Icking widerspricht Naturschützern

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Im Ickinger Ortsteil Attenhausen wird nach heißem Wasser gebohrt. Dort soll eine Geothermieanlage entstehen. Naturschützer sehen das kritisch. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Bund Naturschutz hat in einem offenen Brief die geplante Geothermieanlage kritisiert, nun antwortet die Bürgermeisterin - ebenfalls öffentlich.

Von Claudia Koestler, Icking

Die geplante Geothermieanlage auf Ickinger Flur hatte jüngst den Bund Naturschutz (BN) auf den Plan gerufen. In einer Stellungnahme zum Bebauungsplanentwurf lehnten sowohl Vertreter der Ortsgruppe wie der Kreisgruppe das Vorhaben entschieden ab, weil ihrer Ansicht nach die Beeinträchtigungen für die Umwelt gegenüber dem Nutzen überwiegen.

Sechs Kritikpunkte hatten Beatrice Wagner und Friedl Krönauer in ihrer Stellungnahme ausführlich begründet. Allerdings hatten sie dabei auch Punkte angeführt, die die bergrechtliche Genehmigung und nicht den Bebauungsplan betreffen. Diese werden somit gar nicht im Gemeinderat behandelt. Weil der BN seine Vorwürfe allerdings öffentlich kommuniziert hatte, antwortet nun die Gemeinde Icking ebenfalls in einem offenen Schreiben. Und zwar, nachdem Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) das Bergamt um Stellungnahme zu den Bedenken des BN gebeten hatte. Hinsichtlich des vom BN monierten niedrigen Wirkungsgrades erklärt Menrad allerdings, dass die Entscheidung, ob das Geothermiekraftwerk nur zur Stromgewinnung genutzt werden kann, alleine dem Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie obliegt.

Der Bund Naturschutz hatte darüber hinaus aber auch erhebliche Sicherheitsbedenken angemeldet, etwa wenn sich der Untergrund durch Hebungen und Senkungen verschieben sollte. Treten solcherlei "Bergschäden" durch das Abteufen, also die Herstellung von Schächten, oder durch die Bohrung auf und werden Sachen oder Menschen geschädigt, ist laut Menrad der Unternehmer in der Beweispflicht, dass der Schaden nicht von ihm verursacht wurde. Kann er den Nachweis nicht erbringen, ist er zur Schadensregulierung verpflichtet. Dafür habe er eine entsprechende Haftpflichtversicherung abschließen müssen.

Hinsichtlich der Bedenken, es könne sich um eine Form von Fracking handeln, erklärt Menrad Folgendes: Zwar werde bei einer Tiefbohrung "eine geringprozentige Säuremischung" ins Bohrloch einzirkuliert und nach einer Einwirkzeit wieder auszirkuliert, um Verstopfungen durch die bentonit- und wasserhaltige Spülflüssigkeit aufzulösen. Doch Angaben zur Zusammensetzung und Menge der Mischung würden vor dem Einsatz mit dem Landesamt für Umwelt abgestimmt. "Diese Arbeiten haben mit Fracking, unabhängig von der Frage, ob konventionell oder unkonventionell, nichts zu tun", betont die Rathauschefin. Auch der ressourcenschonende Umgang mit Tiefenwasser sei gesetzlich vorgeschrieben. Hierzu zähle, dass das entnommene Wasser wieder zurückgeführt werde. Der BN hatte zudem kritisiert, dass ein Standort nach 15 bis 20 Jahren thermisch ausgenutzt sei. Geothermiekraftwerke müssten daher nach einiger Zeit quasi "umziehen". Dem widerspricht Menrad: "Die Nutzung der Tiefengeothermie ist auf eine jahrzehntelange Laufzeit ausgelegt", schreibt sie, die bergrechtlichen Erlaubnisse seien 50 Jahre lang gültig. Bisher habe das Bergamt bei den in Oberbayern laufenden Projekten auch keine Kenntnis über eine Abkühlung der geförderten Tiefenwässer erhalten. Die Angabe des BN bezüglich der Laufzeit der Geothermieanlage sei folglich "pauschal prognostiziert und nicht begründet".

Bezüglich des Vorwurfs, dass Aspekte der Geothermieanlage öffentlich nicht ausreichend kommuniziert worden seien, verweist die Bürgermeisterin auf die Homepage der Gemeinde. Bei einem Bürgerinformationsabend Anfang des vergangenen Jahres sei das Vorhaben ausführlich vorgestellt worden, inklusive des Entnahme-Bohrplatzes in Attenhausen und des Reinjektions-Bohrplatzes in Walchstadt. Dem Protokoll des Infoabends, das auf der Gemeinde-Homepage abrufbar sei, könnten die Antworten auf viele Fragen entnommen werden.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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