Umbaupläne:In den Olympiabahnhof soll wieder Leben einziehen

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  • Ein Architekturbüro hat im Auftrag der Stadt München ein Nutzungskonzept für den stillgelegten Olympiabahnhof erarbeitet.
  • Auf dem Gelände sollen unter anderem ein neues Rad- und Fußwegesystem, eine Trockenbiotop-Verbundachse und Raum für Veranstaltungen entstehen.
  • Gleise, Bahnsteige und das Bahnhofsbauwerk sollen erhalten bleiben.

Von Anita Naujokat und Simon Schramm, Moosach/Lerchenau

Auf dem Gelände des 1988 endgültig stillgelegten Olympiabahnhofs kann es gelingen, Denkmalschutz, Naturschutz und Freiräume für Jugendkultur und Erholung zu vereinen. Zu diesem Ergebnis kommen die Landschaftsarchitekten des Berliner Büros Fugmann Janotta Partner, die im Auftrag der Stadt München ein Nutzungskonzept für die ehemaligen S-Bahn- und Industriegleisanlagen westlich des Olympiaparks und der Landshuter Allee ausgearbeitet haben. Auch Nostalgiker können aufatmen: Die umstrittenen Gleiskörper sollen ebenso wie die Bahnsteige und das Bahnhofsbauwerk erhalten und in die Planung integriert werden.

Das 6,7 Hektar große Gebiet erstreckt sich zwischen dem Sapporobogen im Süden und dem Eisenbahn-Nordring im Norden in einer Länge von rund zwei Kilometern und mit wechselnden Breiten von zehn bis 140 Metern. Es umfasst sowohl den brachliegenden Bahnhof als auch drei Bahnbrücken über den Georg-Brauchle-Ring und die Triebstraße. Zusammen mit den bestehenden Grünflächen entlang der Landshuter Allee sind es insgesamt etwa 14 Hektar Fläche.

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An dem nach einigen runden Tischen ausgehandelten Grobkonzept wird sich nicht viel ändern: Unter dem Leitbild "Natur findet Stadt" sollen eine Trockenbiotop-Verbundachse, ein Rad- und Fußwegesystem in Nord-Süd-Richtung, Anbindungen nach Westen und Osten, Räume zur Erholung und für Kreativität entwickelt werden. Das Umfeld des historischen Bahnhofkopfbaus ist als offener Ort für vielfältige und auch wandelbare Nutzungen vor allem für die Jugendszene vorgesehen. Unter dem Flugdach des Baudenkmals, das einen Bereich von 620 Quadratmetern überspannt, sind Ausstellungen, Installationen und kleinere Feste und Events denkbar, die Galerie könnte Kulisse für Graffiti und Partys sein, im Untergeschoss könnten Musikübungsräume eingerichtet werden.

Ein durchgängiger, beleuchteter und von Bänken flankierter Fuß- und Radweg wird den Süden mit dem Norden verbinden. Nördlich und südlich wird dieser auf einer gemeinsamen, 4,50 Meter breiten Trasse angelegt, die sich im Bereich der Bahnsteige wieder trennt: Die westliche Plattform wird als großzügige Promenade ausgebaut, bevor beide in Höhe des Bahnbauwerks wieder bis zum Südende zusammengeführt werden. Der östliche Bahnsteig in seiner Insellage ist für experimentelle und temporäre Nutzungen gedacht.

Die Gleise, auf denen 1972 Tausende Sportbegeisterte zu den Olympischen Spielen anrollten, bleiben aus Gründen des Denkmalschutzes, aber auch aus wirtschaftlichen Erwägungen erhalten - sie rauszureißen und zu entsorgen wäre kostspielig. Sie müssen nach Vorgaben des Referates für Gesundheit und Umwelt aber zehn Zentimeter hoch überdeckt werden, um Risiken wegen Altlasten auszuschließen. In Teilen sollen sie als gestalterisches Element sichtbar bleiben.

End-Station: die Gleise, auf denen 1972 Tausende Sportbegeisterte zum Stadion fuhren. (Foto: Robert Haas)

Die Gleisebene zwischen den Bahnsteigen soll frei von Einbauten als naturnaher Park zurückhaltend gestaltet werden. Wiewohl überhaupt "die Rauigkeit" des gesamten Geländes erhalten bleiben soll, da vor allem diese dem Areal die besondere einzigartige Atmosphäre verleiht. Im Norden müssen für den Anschluss an die Unterführung voraussichtlich sechs Kleingärtner umsiedeln. Alle drei Bahnbrücken, seit 1988 für den öffentlichen Verkehr gesperrt, sind sanierungsbedürftig. Die westliche Brücke über die Triebstraße und die über den Georg-Brauchle-Ring sollen künftig als "Grünbrücken" für die Biotope fungieren; die östliche Brücke über die Triebstraße wird zur Radwegbrücke.

Als problematisch sehen Anwohner die nördlichere Verbindung

Kritik gibt es nach wie vor an der geplanten Querverbindung zwischen der Olympia-Pressestadt und der Dieselschule zum Werner-Friedmann-Bogen. Die hatte sich insbesondere der Bezirksausschuss (BA) Feldmoching-Hasenbergl gewünscht, um es näher zum Olympia-Einkaufszentrum zu haben. Anwohner der Pressestadt und Teile des Moosacher BA lehnen dies ab - der Weg würde direkt an Wohnungen und Garagen vorbeiführen, was für alle Beteiligten problematisch sei. Überdies, so Christine Rapp (CSU), wäre der Ausbau ein massiver Eingriff. Sie wie auch andere Gegner halten die geplante Verbindung zwischen dem Berufsschulzentrum und der Pressestadt für völlig ausreichend und den sichereren Weg.

Ob die nördlichere Verbindung kommen wird, werden die Referate mit den Eigentümern ausfechten müssen: Dies sei eine privatrechtliche Angelegenheit, sagte Moosachs BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD). Wegen der Biotope müssen beide Wege über Stege und Brücken geführt werden. An den Olympiapark im Osten wird das Areal nördlich des Kusocinskidamms und im Süden über den Werner-Seelenbinder-Weg angeschlossen.

Bis Anfang 2018 soll eine gestalterische Lösungen erarbeitet werden

Der benachbarte Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl hat seine schon mal verlautbarte Forderung wiederholt, dass die neue Grünverbindung nicht am Nordring enden soll. Die geplante Freifläche solle vielmehr den Beginn einer neuen Wegachse bis nach Oberschleißheim markieren. Darum sollen im Eggarten die Feldbahnstraße und östlich des Lerchenauer Sees die Heidelerchenstraße hergerichtet werden, etwa mit neuem Asphalt und Pflegemaßnahmen gegen die Verbuschung der Straßen. Im Weiteren müsste die Herstellung der Wege mit den Plänen für die neuen Bahnübergänge an der Lerchenauer und der Lerchenstraße sowie dem Neubaugebiet an der Ratold- und Raheinstraße abgestimmt werden, sagt der BA-Vorsitzende Markus Auerbach (SPD).

Drei bis fünf Planungsteams aus Landschaftsarchitekten, Bauingenieuren und Architekten sollen nun in einem europaweit ausgeschriebenen konkurrierenden Verfahren ausgewählt werden und bis Anfang 2018 gestalterische Lösungen erarbeiten. Eine Jury aus den Vorsitzenden aller drei betroffenen Bezirksausschüsse - der dritte ist Milbertshofen-Am Hart -, Vertretern des Bau- und Planungsreferates und einem oder einer Vorsitzenden aus dem Berufsstand der Landschaftsarchitekten sollen die Entwürfe beurteilen und dem Stadtrat eine Variante empfehlen.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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