Würmtal:Billiger Strom durch Kooperation

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Gauting, Planegg und Krailling planen die Gründung eines Regionalwerks zur Stromerzeugung.

Blanche Mamer und Christiane Bracht

Die Gemeinde Gauting steht vor einem wichtigen Schritt in der kommunalen Energieversorgung: In seiner heutigen Sitzung will der Gemeinderat über die Verträge zum "Regionalwerk Würmtal" abstimmen. Vorgesehen ist, dass sich die Würmtal-Gemeinden zusammenschließen und mit den Stadtwerken München ein eigenes Wirtschaftsunternehmen gründen. Für die Stadtwerke als Kooperationspartner haben sich Gauting, Planegg und Krailling ausgesprochen. Ob sich Neuried und Gräfelfing beteiligen ist derzeit noch unklar.

Hochspannungsmast in Aschering: In der Sitzung an diesem Dienstag will der Gemeinderat Gauting über die Verträge zum "Regionalwerk Würmtal" abstimmen. (Foto: STA)

Die Kommunen wollen, wie berichtet, das Stromnetz wieder selbst übernehmen, um ihren Bürgern möglichst preisgünstigen Strom anzubieten. Dafür brauchen die Gemeinden einen Kooperationspartner. Planegg, Gauting und Krailling haben sich bereits vor Monaten grundsätzlich für die Stadtwerke München ausgesprochen und in zahlreichen Gesprächsrunden das weitere Vorgehen geplant. Beraten wurde Gauting von der bundesweit tätigen Kanzlei Becker, Büttner und Held, die spezialisiert ist auf kommunale Netz-Übernahmen.

"Die Stadtwerke sind regional verbunden, im Gegensatz zum Großkonzern Eon, der als internationaler Stromversorger ganz andere Interessen hat", sagte Grünen-Gemeinderätin Anne Franke, die als Gautinger Klimaschutzreferentin von Anfang an in den Diskussionsprozess eingebunden war. Die Stromversorgung sei Teil der Daseinsvorsorge und darum sei es notwendig, dass sich die Kommunen hier wieder engagieren, betonte sie. Es gelte dabei auch, die Monopolstellung der Multis zurückzudrängen, die vor allem möglichst hohe Gewinne machen wollten.

Das Angebot der Stadtwerke sei sehr gut, sagte Bürgermeisterin Brigitte Servatius. Der Energieversorger wird 49 Prozent der neuen Holding halten, die Würmtal-Gemeinden zusammen 51 Prozent. Der Grundsatzbeschluss gilt - sofern der Gemeinderat zustimmt - ab sofort. Laut Servatius dauert es aber noch ein halbes Jahr, bis das Regionalwerk arbeitet. Die Bürgermeisterin geht davon aus, dass der Gemeinderat zustimmt. Alle Fraktionen waren eingebunden, am Samstag fand eine letzte Informationssitzung statt.

Die Einzelheiten der Verträge werden in nicht-öffentlicher Sitzung durchgearbeitet. Der Beschluss wird danach in der Gemeinderatssitzung gefasst, die ausnahmsweise um 20 Uhr beginnt. Für Servatius zählt neben der Daseinsvorsorge auch die Aussicht, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Wertschöpfung in der Region zu halten. Über die Kosten, die auf die Kommune zukommen, wollte sie nichts sagen. "Es ist eine win-win-Situation. Immer mehr Städte und Gemeinden erkennen, dass sie sich wieder selbst um die Lebensgrundlagen kümmern müssen. Derzeit sind 35 Stadt- und Regionalwerke in Planung", sagte Servatius.

Neben der Übernahme des Stromnetzes hat die Gemeinde auf lange Sicht vor, auch selbst wieder umweltfreundlichen Strom zu erzeugen und zu einem günstigen Preis anzubieten. Als weitere mögliche Geschäftsfelder sind die Gasversorgung und der Aufbau eines Glasfasernetzes denkbar. Nicht nur die Stromkunden, auch die Stromerzeuger, die kleinen E-Werke und die Betreiber von Fotovoltaikanlegen, müssen sich explizit für das Regionalwerk entscheiden.

In Krailling ist man indes noch nicht soweit. "Der Gemeinderat diskutiert das geplante Regionalwerk und alle damit zusammenhängenden Verträge sehr positiv und intensiv", sagte Bürgermeisterin Christine Borst der SZ. Doch die Rahmenbedingungen und Vertragsmodalitäten stünden noch nicht alle fest. Ende des Jahres 2010, spätestens Anfang nächsten Jahres werde der Gemeinderat jedoch eine Entscheidung treffen. Bereits im Mai hatte sich das Gremium für die Stadtwerke München als möglichen Partner für gemeinsamen Stromvertrieb entschieden.

© SZ vom 23.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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