Starnberg:Wildschweinjagd an der Autobahn

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Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen muss ein Jäger ein Tier erlegen, das sich auf die Straße verirrt.

Christian Deussing

Ein Wildschwein auf der Garmischer Autobahn hat auch am Donnerstagvormittag den Verkehr behindert. Wie schon am Tag zuvor waren mehrere Tiere an der Strecke unterwegs, eines verirrte sich bei Fürstenried auf die Fahrbahn und hat dabei Autofahrer gefährdet. Kurz vor 8 Uhr wurde die Polizei informiert, die daraufhin einen Berufsjäger vom Forstenrieder Park verständigte, der das Tier mit einem gezielten Schuss erlegte. Bereits am Mittwochvormittag waren Wildschweine im Bereich des Starnberger Dreiecks auf die Autobahn geraten und hatten einen kilometerlangen Stau verursacht. Für den Abschuss musste die Strecke südlich der Anschlussstelle Fürstenried etwa für eine Stunde komplett gesperrt werden, teilte die Autobahnpolizei in Weilheim mit.

Ein Wildschwein sucht seinen Weg. Auf Straßen werden die Tiere zu gefährlichen Hindernissen.Foto: Hinz-Rosin (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der Schusswinkel sei am Donnerstag für den Jäger günstiger gewesen, so dass diesmal keine Sperrung notwendig gewesen sei, sagte Clemens Funk, der stellvertretende Leiter der Autobahnpolizei. Von den ausgewachsenen Wildschweinen sei an beiden Tagen eine "erhebliche Gefahr" für die Autofahrer ausgegangen. Denn die kompakten Tiere seien bis zu 200 Kilogramm schwer; bei Kollisionen könnte es daher zu schweren Unfällen kommen, erläutert Funk.

Die Polizei vermutet, dass eine Wildschweinfamilie vom Staatswald aus hinüber in den östlichen Bereich des Forstenrieder Parks zu Artgenossen laufen wollte, dort aber von einem Zaun gestoppt wurde. Bis zu acht Schwarzkittel sollen gesichtet worden seien. Der Leiter des Forstbetriebs München, Wilhelm Seerieder, ist sich sicher, dass die Tiere nicht aus dem Wildpark im Staatswald westlich der Alten Olympiastraße entlang der Autobahn ausgebrochen waren. Denn der dortige Zaun habe keine Lücken, sagte Seerieder. Die Umzäunung wird regelmäßig auch von Mitarbeitern der Autobahnmeisterei Starnberg überprüft. Seerieder und die Polizei gehen daher davon aus, dass die Schweine womöglich forst- und landwirtschaftliche Unterführungen nutzen und Parkplatzflächen überqueren, um auf der östlichen Seite der Autobahn das Revier Maxhof im Forstenrieder Park zu erreichen.

Seerieder verweist auf das dortige "Schwarzwild-Konzept", bei dem besonders geschickte Jäger eingesetzt sind. Denn die Wildschweine seien schlau und "nur schwierig mit viel Aufwand zu bejagen". Die Population der Tiere wachse seit Jahren kontinuierlich. Sie wandern vom Nordwesten aus in die Region herein und sind auch in der Lage, Barrieren wie stark befahrene Straßen zu überwinden. Eine zunehmende Gefahr auf der Strecke zwischen Oberdill und Fürstenried ist für Seerieder derzeit aber nicht erkennbar.

Verwundert zeigt er sich allerdings darüber, dass die Polizei am Mittwoch einen Jäger aus dem Schäftlarner Gebiet für den Abschuss geholt hatte. Schließlich sei der in diesem Autobahnabschnitt gar nicht zuständig. Trotzdem habe der bestellte Jäger "sehr sauber geschossen", berichtete der Leiter des Münchner Forstbetriebs am Donnerstag.

© SZ vom 07.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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