Mögliche Seehofer-Nachfolge:Die Kreis-CSU schweigt und lächelt in der Personaldebatte

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Die Basis ist es leid, dass nach der Rücktrittsforderung wieder gestritten wird. JU-Geschäftsführer Stephan Ebner aus Gauting verteidigt den Beschluss.

Von Carolin Fries, Starnberg

Stephan Ebner klingt keinesfalls verdrossen, obwohl der Parteitag der Jungen Union (JU) am vergangenen Wochenende eigentlich ganz anders geplant war. Das mag auch am Feedback liegen, das den Geschäftsführer des CSU-Nachwuchses aus Gauting an diesem Montag in seinem Büro in München erreicht: Per E-Mail gebe es überwiegend Zuspruch, sagt er. Und auch von den 25 Anrufern am Vormittag habe sich ein Drittel positiv geäußert. Mehrheitlich hatten die Delegierten Ministerpräsident Horst Seehofer zum Rücktritt aufgefordert. "Es hätte nicht gleich ein Beschluss sein müssen", sagt Ebner. Doch es sei an der Zeit, einen Übergang zu schaffen.

Von der Parteispitze freilich wird die JU gescholten, gab es doch die Vorgabe, zunächst die Sondierungsgespräche in Berlin abzuwarten - und anschließend die Posten zu vergeben. Seehofer selbst hatte die Landesversammlung in Erlangen deshalb noch am Freitagnachmittag kurzfristig abgesagt, zur großen Überraschung von Stephan Ebner: "Ich bin mir sicher, dass sich eine persönliche Aussprache gut gestaltet hätte." Denn auch wenn es der Vorstand nicht geplant hatte: Dass es Kritik an Seehofer geben würde, war klar. "Ein Sprechverbot ist doch illusorisch", sagt Ebner dazu lediglich. Er kann sich deshalb nicht erklären, warum der Ministerpräsident sich dieser nicht persönlich gestellt hat.

Was ihn mindestens ebenso schmerzt wie Seehofers Absage ist die Tatsache, dass die Erlanger Erklärung und der Leitantrag der JU nun im Trubel um die Rücktrittsforderung förmlich untergehen. Damit steht er nicht alleine. Die CSU-Kreisvorsitzende Stefanie von Winning ist am Montag spürbar gereizt, sich einmal mehr zum CSU-Personal äußern zu sollen. "Ziel der Politik ist es, Inhalte durchzusetzen. Nicht Posten zu besetzen." Zu der Rücktrittsforderung schweigt sie sich aus. In Berlin würde aktuell über sehr wichtige Themen gesprochen, da sei es "nicht richtig glücklich", dass der bayerische Parteinachwuchs Beschlüsse zur Parteispitze fällt. Natürlich sei ihr bewusst, dass die "Jugend auch mal über die Stränge schlagen darf", dennoch wolle sie sich noch einmal mit Stephan Ebner unterhalten. Der rechtfertigt sich sogleich: Der JU-Vorstand habe bewusst auf diese Debatte verzichten wollen. Doch habe es einen Änderungsantrag gegeben, den man habe behandeln müssen. "Das ist das gute Recht der Delegierten."

Auch Michael Kießling, seit wenigen Wochen erst CSU-Mandatsträger für den Wahlkreis Starnberg/Landsberg im Bundestag, hält sich bedeckt. Den JU-Beschluss müsse man "als Meinungsbild zur Kenntnis nehmen". Für Personaldebatten sei es aktuell aber zu früh, zunächst gelte es die Ergebnisse der Sondierungsgespräche abzuwarten. Eine Einstellung, die Ute Nicolaisen-März, Vorsitzende der Frauenunion im Landkreis, teilt: "Erst einmal muss man sich in der Sache einigen", sagt sie. Die Koalitionsverhandlungen hätten ganz klar Priorität. Zur JU sagt sie leicht amüsiert: "Das sind halt junge Leute". Mehr will sie zu Seehofer und Söder nicht sagen.

Altlandrat Heinrich Frey spricht von einem "Spiel der Kräfte" innerhalb der Partei. Das ließe sich nicht steuern. Wie das ausgeht? "Es wird eine Kampfabstimmung geben", sagt Frey. Als Zuschauer sieht er diesem Kräftemessen gerne zu. "Es gibt ja nicht nur Markus Söder, sondern auch noch Ilse Aigner und Joachim Herrmann." Er persönlich sieht bei allen Kandidaten Stärken und Schwächen, allein Markus Söder scheint nicht zu seinen Favoriten zu gehören. "Ein machtbewusster Mensch, eloquent und stark auftretend. Zur CSU-Politik konnte er bislang aber nichts Neues beitragen", resümiert er. Dabei gehe es genau darum: Die CSU mit neuen Ideen in den Landtagswahlkampf zu schicken. "Es sind nur noch 40 Wochen bis zur Wahl ", sagt Stephan Ebner. Es klingt, als wolle er um Verständnis werben, dass es dem ein oder anderen angesichts der gebotenen Eile unter den Nägeln brennt. Wichtig sei nicht ein Name, sondern "ein Team für die Zukunft", wie er sagt. Deshalb mag auch er sich nicht auf einen Namen festlegen, wenngleich ihm die Rede von Manfred Weber am Wochenende am besten gefallen hat. "Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Markus Söder gute Chancen hätte", sagt er und fügt hinzu "wenn man die Landtagsfraktion fragt".

Spätestens beim Parteitag Mitte Dezember wird es konkret. Bereits am 18. November wird sich laut Ebner die Parteispitze zu ersten Gesprächen treffen. Der Impuls der JU - für ihn deshalb ein Zeichen zur rechten Zeit.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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