Starkbieranstich:Vor der Nockherberg-Predigt sind alle gleich

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Luise Kinseher als Bavaria bei der Fastenpredigt (Foto: dpa)

Muss eine Mama Bavaria Politikerinnen mehr schonen als Politiker? So hätte es zumindest Landtagspräsidentin Barbara Stamm gerne.

Kommentar von Katja Auer

Es ist ihr immer gleich anzusehen, was sie denkt, das eingemeißelte Politiker-Grinsen gehört nicht zum mimischen Repertoire von Barbara Stamm. Am Mittwochabend am Nockherberg hat die Landtagspräsidentin zwischendurch sehr grimmig geschaut. Die Fastenrede gefiel ihr nicht besonders, vor allem das, was Luise Kinseher über die Frauen in der Staatsregierung sagte.

Sozialministerin Emilia Müller nannte sie ein blindes Huhn, Umweltministerin Ulrike Scharf ein Hendl. Und die ehemalige Kronprinzessin Ilse Aigner müsse jetzt aufpassen, dass sie nicht noch schneller in der Versenkung verschwinde als die glücklose Beate Merk.

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Die Derbleckten müssen so etwas lächelnd hinnehmen, das gebieten die Regeln, die Landtagspräsidentin muss das nicht. Weil sie nicht gemeint war zum einen und ohnehin längst über jeden Spott erhaben ist. Zum anderen weil Barbara Stamm zu einer Art Schutzpatronin der politisch tätigen Frauen geworden ist, derjenigen in der CSU besonders, und weil sie immer dann mindestens mahnend über den Brillenrand schaut, wenn es gegen die Damen geht.

Stamm hat für die Frauen viele Kämpfe gefochten, in der Politik und vor allem in ihrer eigenen Partei. Am Beginn ihrer Karriere sagte ihr mancher Mann, dass eine junge Mutter an den Herd gehöre und nicht ans Rednerpult. Da glaubte sie auch noch, dass es eine Frauenquote nicht braucht, bis sie die eigene Männerpartei eines Besseren belehrte. Inzwischen gibt es nach viel strapaziösem Gerede wenigstens eine halbscharige solche in der CSU.

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Man solle mit den wenigen Frauen in der Politik sorgsam umgehen, forderte Stamm am Nockherberg und appellierte damit auch an die Frauensolidarität. Die ist freilich wünschenswert, gerade in der immer noch von ausgefahrenen Ellenbogen gespickten Politik. Aber nicht am Nockherberg. Denn da spricht Kinseher nicht von Frau zu Frau, sondern da derbleckt die Kabarettistin die Politiker. Und schont hoffentlich niemanden des Geschlechtes wegen. Bloß nicht.

Wenn sich Finanzminister Markus Söder der moralischen Legasthenie bezichtigen lassen muss, werden die weiblichen Politikerinnen auch ein bisschen Spott aushalten. In der Fastenpredigt sind alle gleich. Wenigstens da.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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