Singspiel:Aigner: amüsiert - Söder: sauertöpfisch

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Wer an diesem Abend wohl mehr Spaß hatte, Söder oder Aigner? Das Starkbier hat wohl nichts damit zu tun. (Foto: Johannes Simon)

Im Singspiel auf dem Nockherberg dreht sich alles um Seehofer und sein Gehirn - das kommt bei den Politikern sehr unterschiedlich an.

Von Christian Krügel und Frank Müller, München

Zur immer interessierenden landespolitischen Frage, was sich in Horst Seehofers Gehirn abspielt, gibt es an diesem Mittwochabend die Neuauflage einer bekannten Erkenntnis: Verschiedenes, sehr Unterschiedliches. Als nach Luise Kinsehers Fastenpredigt Halbzeit ist beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg, ist Seehofer sichtlich genervt.

"Passt scho", sagt der Ministerpräsident gleich viermal mit säuerlicher Miene. Kinseher hat ihn genervt mit ihren Sprüchen über seine Sätze von der "Herrschaft des Unrechts". Dass Seehofer sein "Passt scho" explizit als fränkischen Superlativ ausweist, belebt natürlich sofort den stets präsenten Zwiespalt zwischen Seehofer und seinem - fränkischen - Finanzminister Markus Söder.

Am Ende des Singspiels ist der Ministerpräsident dann sehr viel milder gestimmt, nachdem er verfolgt hat, wie sich gleich drei Seehofer-Interpretatoren mit den Abläufen im Chefhirn abgearbeitet haben. "Sehr hintersinnig", findet Seehofer das und "in weiten Teilen zutreffend".

Starkbieranstich am Nockherberg
:"Markus, dir brennt der Hintern"

Den bayerischen Finanzminister Söder trifft es beim Derblecken auf dem Nockherberg am häufigsten - andere Politiker nimmt die Mama Bavaria aber härter ran - zum Beispiel "den Maut-Kasperl". Die besten Sprüche.

Dass das Innere eines Ministerpräsidenten quasi zur kompletten Bühne wird, das ist eine Neuheit auf dem Nockherberg. Es passt zum langen Abschied Seehofers von der Macht in Bayern und der CSU, der zwar schon Jahre läuft, nun aber endgültig ernst wird - und damit auch die schon lange im Kreis laufende Debatte über die Nachfolge.

Das Bild auf dem Nockherberg ist nicht das, was es in jüngster Zeit auf der realen politischen Bühne gab zwischen Ilse Aigner und Markus Söder: Die Zuschauer sehen eine begeisterte Aigner, die schon gleich zu Beginn heftig klatscht, als Kinseher Söder bescheinigt, er verwechsle immer integrieren und intrigieren. Aigner, die im Vorjahr noch in einer kannibalistischen Szene auf der Bühne verspeist wurde, gefällt es sichtlich besser, dass sie nun mit einem Dutzend Doppelgängerinnen eine starke Ballettszene hat. Söder wiederum guckt über weite Strecken des Abends sauertöpfisch, wenngleich konzentriert - findet aber wie immer sein Double Stephan Zinner herausragend.

Wenig amüsiert reagieren sowohl Landtagspräsidentin Barbara Stamm als auch CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt auf abwertende Sprüche Kinsehers über Politikerinnen. Die, sagt Stamm, seien "zum Teil verletzend". Hasselfeldt relativiert ein wenig: "Nein, frauenfeindlich war das nicht. Aber einige Frauen wurden schon sehr einseitig als Versagerinnen dargestellt. Das wird weder Emilia Müller noch Ilse Aigner gerecht." Sie habe auch mit Katrin Göring-Eckardt (Grüne) darüber geredet. Beide finden: Harsche Kritik von einer Frau an Frauen tue einfach noch viel mehr weh.

Auch Söder hat eines nicht gepasst: dass Kinseher ihm "moralische Legasthenie" bescheinigte. Dazu wiederum äußerte sich Seehofer nicht.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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