Innenstadt:Öffentliche Tiefgarage unter dem Rindermarkt geplant

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Eine Tiefgarage unter dem Rindermarkt könnte das Parkhaus am Färbergraben und Stellflächen an der Sendlinger Straße ersetzen. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Das Sporthaus Schuster und das Unternehmen Wöhr und Bauer (W+B) wollen eine öffentliche Tiefgarage für Autos und Fahrräder unter dem Rindermarkt errichten.
  • Statt zusätzliche Parkplätze zu errichten, wollen die Unternehmer Parkmöglichkeiten ersetzen, die durch den Abriss des Parkhauses am Färbergraben und die gestrichenen Parkplätze in der Sendlinger Straße wegfallen.
  • Vorgesehen ist außerdem eine Car-Sharing-Station und ein Verleih für herkömmliche Fahrräder und E-Bikes.

Von Alfred Dürr, München

Es ist eine außergewöhnliche Projektidee, für die die Überlegungen schon weit vorangekommen sind: Das Sporthaus Schuster und das Unternehmen Wöhr und Bauer (W+B) planen, für einen zweistelligen Millionenbetrag unter dem Rindermarkt eine öffentliche Tiefgarage mit 200 Stellplätzen zu errichten.

Man will damit keine zusätzlichen Parkplätze in der Innenstadt schaffen, sagt W+P-Chef Wolfgang Roeck. Für das Parkhaus am Färbergraben ("Hirmer-Parkhaus"), das abgerissen werden soll, und für die gestrichenen Parkplätze in der Sendlinger Straße, die wohl auf Dauer zur Fußgängerzone wird, sollen "Ersatz-Stellflächen" entstehen. Im Umfeld der neuen Tiefgarage könnten die Straßen verkehrsberuhigt werden.

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Auch Flori Schuster, der Chef des Sporthauses Schuster, sieht Vorteile durch das neue Großbauwerk unter dem Rindermarkt - und zwar nicht nur für seinen Betrieb: "Dass die Geschäfte in der Innenstadt auch gut erreichbar sind, ist ausschlaggebend für ihr Überleben." Er will nicht darauf warten, bis die zweite Stammstrecke der S-Bahn fertig ist oder sich das Fahrrad für alle zum wichtigsten Fortbewegungsmittel entwickelt hat.

Das 1913 eröffnete Traditionshaus Schuster ist gerade dabei, seine Verkaufsflächen deutlich zu vergrößern. Am Rindermarkt entsteht ein Neubaukomplex, der dann mit dem Stammsitz an der Rosenstraße verbunden wird. Die Eröffnung ist für April 2018 geplant. Schuster: "Wir tun alles, um die City attraktiv zu machen, zum Beispiel durch die Ausweitung der Fußgängerzonen." Autofahrer könne man aber nicht einfach ausschließen. Mit der Betriebserweiterung brauche man auch ein entsprechendes Angebot an Stellplätzen.

"Wir wollen die städtebauliche Situation an einer zentralen Stelle der Altstadt verbessern", sagt Roeck. Die Politik gebe die Leitlinie vor, dass keine zusätzlichen Parkplätze in der Innenstadt geschaffen werden sollen. Roeck: "Das machen wir auch nicht. Wir nehmen nur das auf, was an anderer Stelle wegfällt." Die Geschäfte im Umfeld des Rindermarkts und vor allem in der Sendlinger Straße seien auf Parkplätze angewiesen. Wenn das Hirmer-Parkhaus einmal verschwunden sei, blieben der sogenannte Sattlerplatz und die Straßen am Rindermarkt für Fußgänger reserviert.

Die Erschließung der Tiefgarage unter dem Rindermarkt soll über den Oberanger erfolgen. Diese Straße kann nach Roecks Ansicht den an- und abfahrenden Verkehr gut verkraften. Er sieht einen weiteren Vorteil: Aus den engen Straßen des Hackenviertels können eine Reihe von Parkplätzen herausgenommen und in die neue Tiefgarage verlegt werden.

Schuster und Roeck schwebt ein "Mobilitäts-Hotspot" unter dem Rindermarkt vor. Sie wollen mit ihrem Projekt auch ein Zeichen setzen: "Die Tiefgarage als Schnittstelle für nachhaltige Fortbewegungsmittel." Geplant ist also eine platzsparende unterirdische Fahrradgarage mit bis zu 100 Plätzen. Die Fahrräder werden mit einem automatischen System in ihre Positionen gebracht. Sowohl die Zweiräder als auch die Autos bekommen elektrische Ladestationen. Vorgesehen ist eine Car-Sharing-Station und ein Verleih für herkömmliche Fahrräder und E-Bikes.

Dem Vernehmen nach haben bereits eine Reihe von informellen Gesprächen mit Stadtpolitikern quer durch alle Parteien und mit Vertretern der Verwaltung stattgefunden. Das Projekt ist wohl nicht von vornherein auf Ablehnung gestoßen. Am Mittwochabend wurde es dem Altstadt-Bezirksausschuss vorgestellt. "Das Projekt klingt nicht schlecht", sagt der Planungssprecher Wolfgang Püschel (SPD). Wenn das Hackenviertel vom Verkehr entlastet und eine Kompensation für die weggefallenen Parkplätze geschaffen wird, hat er nichts gegen die Tiefgarage. Allerdings müssten noch wichtige Themen geklärt werden, so Püschel. Etwa wie die Zu- und Abfahrten aussehen.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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