Sommerloch:Das Tambosi ist die Schnappschildkröte des Sommers 2017

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Früher war es an sonnigen Tagen fast unmöglich, einen Platz auf der Terrasse des Tambosis zu bekommen. Momentan herrscht dort Leerstand. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Seit Monaten wird in der Gastroszene wild über den neuen Wirt diskutiert. Dabei ist es doch einerlei, wer den Touristen das Geld aus der Tasche zieht.

Kolumne von Andreas Schubert

Wenn vom Sommerloch die Rede ist, dann denken immer alle nur an die Presse, die im August nichts anderes zu tun hat, als uralte Gschichterl aufzuwärmen oder Unbedeutendes aufzublasen. Es sollen schon Kollegen in der Schnappschildkrötenabteilung des Zoofachhandels gesichtet worden sein, in der Absicht, so ein Vieh zu kaufen und es am nächsten Badesee auszusetzen. War ja heuer noch nichts in der Art, nicht mal ein tollwütiger Laubfrosch, nix.

Aber Spaß beiseite: Tatsächlich ist in München gar nicht mal sooo wenig los, wie viele immer raunzen. Sind doch überall die wunderbaren Baustellen, über die man sich so schön aufregen kann, man stolpert quasi an jeder Ecke über irgendeine Schaufel.

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Der Aufreger des Sommers ist auch eine Baustelle: das Tambosi am Odeonsplatz. Seit Monaten wird in der Gastroszene wild spekuliert, wer denn nun das Lokal übernimmt, die kolportierte Höhe der Pacht schraubt sich dabei immer weiter nach oben. Je teurer die Bar, in der das Thema gerade aufploppt und je höher der Promillewert der Gesprächspartner, desto abenteuerlicher sind auch die genannten Summen. Aber das war schon immer so beim Gastrotratsch: Ein ordentlich gemixter Dark&Stormy beflügelt die Fantasie mehr als ein alkoholfreies Radler.

Und weil weder der schon lange von der Gerüchteküche auserkorene Wirt in spe, Ugo Crocamo, noch die Inselkammer-Gruppe, der das Haus gehört, was dazu sagen, kommen immer neue Gerüchte in die Welt. Da kennt einer einen, der einen kennt, dessen Cousin wiederum gehört hat, dass der Hinz von der Blabla-Bar den Deal todsicher in der Tasche hat und nicht der Kunz vom Restaurant Dings, wie es der Bruder vom Schwager vom Türsteher der Lieblingsboazn des Exkollegen erfahren haben will.

Jedes Gerücht wird gieriger aufgeschnappt, als es die bösartigste Schnappschildkröte jemals könnte - und genauso schnell wieder ausgespuckt. Dabei ist es eigentlich einerlei, wer am Odeonsplatz künftig den Touristen das Geld aus der Tasche zieht. Erstaunlich ist nur, dass in all den Gerüchten noch keiner der Wiesnwirte aufgetaucht ist. Die sollen das nämlich auch ganz gut können.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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