MVV:Reiter schreibt Schmid: Nicht quatschen, machen!

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Die CSU habe zwei Gesichter, klagt die SPD im Rathaus. Die Diskussion um eine Nullrunde im Nahverkehr nimmt Bürgermeister Reiter nun zum Anlass für einen deutlichen Brief.

Kommentar von Dominik Hutter

Eine Nullrunde hat gehörige Nachteile. Einmal, weil entgegen landläufiger Meinung meistens trotzdem irgendeiner die Zeche zahlen muss. Dazu kommt noch der Aufwand, die Nullrunde auch tatsächlich durchzusetzen - er liegt meistens deutlich über null.

Man muss kämpfen wie ein Löwe, und eben dazu hat Münchens just aus dem Urlaub heimgekehrter Oberbürgermeister Dieter Reiter nun seinen Stellvertreter Josef Schmid in einem Brief ermuntert. Er möge doch die immer wieder vorgebrachte Forderung nach einer Nullrunde beim MVV-Tarif offiziell in die verantwortlichen Gremien einbringen und "gerne für die Landeshauptstadt München" durchsetzen.

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Das klingt entweder unglaublich wohlwollend - oder aber unglaublich vergiftet. Schmid geht schon seit längerem mit seiner Forderung hausieren, die Fahrpreise im Dezember ausnahmsweise einmal nicht anzuheben, sondern gnadenlos einzufrieren. "Ich stehe dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber", schreibt Reiter - in einem dramaturgisch überhöhten Film wäre nun ob so viel Harmonie ein Fanfarenton zu hören.

Bevor es unerträglich kitschig wird, bringt Reiter aber auch noch weniger Nettes zu Papier. Er vermöge sich nicht zu erinnern, dass Schmid seine wiederholt in den Medien untergebrachte Forderung "im Rahmen der laufenden Gespräche über die anstehenden Anpassungen der MVV-Ticketpreise in die zuständigen Gremien eingebracht" hat.

Das erinnert ein bisschen an böse Sprüche an Bürowänden: "Nicht quatschen. Machen." Und so ist es wohl auch gemeint. Die SPD beklagt sich schon seit längerem, der Bündnispartner CSU habe immer wieder - etwa beim Wohnungsbau - zwei Gesichter: eins für die politischen Gremien, ein anderes nach außen für die Bürger. Janusköpfig nennt man das gemeinhin. Was innerhalb eines Bündnisses für Verwirrung sorgen kann, schließlich steht der römische Gott Janus für den Anfang wie für das Ende. Aber natürlich akzeptiert die CSU diesen Vorwurf ohnehin nicht.

Ob es zu einer Nullrunde kommt, ist ungewiss. Der MVV besteht nicht nur aus der Stadt München, sondern auch aus Freistaat und Landkreisen. Und irgendeiner muss den Spaß ja bezahlen.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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