Lenbachhaus goes Facebook:Köder für die Jungen

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Sei mein Freund, ich lad Dich ein! Auch das Lenbachhaus gehört jetzt zur Facebook-Community und erhofft sich mit seiner Fanpage mehr Unterstützung durch die Jugend.

Evelyn Pschak

Jugend hat nicht nur eine eigene Sprache, sondern - dank Digitalisierung - auch eigene Kommunikationstools. Die Netzwerkplattform Facebook beispielsweise. Jetzt erweisen sich auch altehrwürdige Kulturinstitutionen wie das Lenbachhaus als so zeitgemäß wie clever, auch über diesen Kanal die Kunst unter die Leute zu bringen.

Das Lenbachhaus ist die erste Münchner Kunsteinrichtung, die auf Internet-Plattformen wie Facebook um Unterstützung wirbt. (Foto: Foto: AFP)

Und sind damit ganz weit vorne: Während die bundesweite Initiative www.jungefreundekunstmuseen.de ebenfalls mit virtuellen Mitteln reale Kunstfreunde rekrutiert, indem sie noch altmodisch Newslettereinladungen von Internet-Kunstclubs aus Stuttgart, Mannheim oder Berlin versendet, gibt es in München inzwischen schon zwei Facebook-Communities, die sich an junge Kunstinteressierte der Stadt richten.

Eine davon ist die Seite der Kunstfreunde089 in der Lothringer 13 (http://www.facebook.com/pages/kunstfreunde089). Die andere wurde vor ziemlich genau einem Jahr von Rudolf C. King ins Leben gerufen. Der promovierte Jurist und Vorstandsmitglied im Förderverein Lenbachhaus, wurde mit der Aufgabe betraut, etwas gegen die Überalterung der Mitgliederstruktur zu unternehmen. Die Aufgabe schloss für ihn mit ein, jungen Menschen "die Materie zu öffnen, ohne gleich ein Kunstgeschichtsstudium absolvieren zu müssen".

Party antstatt langweiliger Vorträge

Also wird Spaß groß geschrieben, beziehungsweise das Wörtchen PARTY, das einzige in Großbuchstaben bei der Programmpunktaufzählung im Netz. Die Facebook-Gemeinde trifft sich bei Vernissagen im Lehel, Museumsbesuchen in der Alten Pinakothek und der Villa Stuck, Künstlergesprächen oder gemeinsamen Sammlungsrundgängen, persönlich begrüßt von King und der jungen Kunsthistorikerin Esther Schweiger. Danach gehen alle essen oder tanzen.

Kings Facebook-Vorstoß trägt Früchte: Inzwischen zählt die lenbachsche Internetgemeinde schon 530 Mitglieder unter 35 Jahren, 18 davon sind derweil zahlende Jungförderer geworden. So wollte es auch das Konzept des Initiators: "Gute Sachen sollte es sehr lange kostenlos geben. Sobald jemand dann erkennt, dass es wirklich etwas für ihn ist, entsteht auch die Bereitschaft, zu investieren." Ehen wurden aufgrund dieser Aktivitäten zwar noch keine geschlossen, so King, wohl aber Freundschaften begründet, wie die junge Grafikerin Maria Agerkop erzählt.

Zur New Yorker Kandinsky-Eröffnung im vergangenen September wäre sie gerne gekommen. Doch hier trennt sich der unverbindliche User vom wahren Förderer: Wer sich über Facebook allmählich in die Lenbachfamilie integriert, bekommt zwar alle Aktivitäten mit - darf aber nicht bei jeder dabei sein. Ein Köder also, kann sich doch nur der die großen Leckerbissen schnappen, der Förderbeiträge zahlt. Das zog schon so manchen Fisch in die Seidl-Brunnen vorm Lenbachhaus.

Es war auch an der Zeit. Lange vor der Facebook-Initiative war es einer inzwischen verstorbenen Lenbachförderin bei der Vorstandssitzung aufgefallen: "Meine Herrschaften", soll die resolute 73-jährige Gräfin damals gesagt haben, "schauen Sie doch bitte einmal nach links und rechts und addieren Sie dann 20 Jahre. Bis dahin wird es keinen Förderverein mehr geben." Wird es vermutlich doch. Findigen Facebook-Fischern sei Dank.

© SZ vom 13.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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