Feldkirchen/Aschheim:Im Schatten der Monster-Messe

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Die internationalen Kennzeichen zeugen von der großen Beliebtheit der Bauma. (Foto: privat)

In Aschheim und Feldkirchen stehen für die Besucher der Bauma Tausende kostenlose Parkplätze bereit. Von dort aus wären es nur wenige Minuten bis nach Riem - wenn der Shuttle-Bus nicht im Stau steht würde.

Von Irmengard Gnau, Feldkirchen/Aschheim

Hinter der Autobahn sind schon die Kräne zu sehen. Ihre Silhouetten heben sich im Regendunst gegen den Morgenhimmel ab wie riesenhafte Kraniche am Horizont. Das Kiesbett knirscht, als die ersten Autos auf die Parkfläche im Aschheimer Gewerbegebiet rollen. Um acht Uhr morgens ist die weite Fläche nördlich des Heimstettener Sees noch beinahe leer, doch sie füllt sich im Handumdrehen. Kaum eine Stunde später müssen die Parkeinweiser die neu Ankommenden bereits in die hinteren Reihen dirigieren.

Die Bauma ist auch im Landkreis deutlich spürbar

Die jungen Männer haben ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Seit dem frühen Morgen sind sie hier, um die Besucher der Bauma in Empfang zu nehmen. Die Megamesse zieht Baubegeisterte aus aller Welt an, die Polizei rechnet in der Ausstellungswoche mit mehr als einer halben Million Besucher aus dem In- und Ausland - eine Menge, die auch im Landkreis zu spüren ist. Besonders in den Gemeinden Aschheim und Feldkirchen, die nur wenige Kilometer Luftlinie vom Messegelände entfernt liegen. "Wir merken es ganz deutlich am Verkehrsaufkommen", sagt Heinz-Josef Reiser, Geschäftsleiter der Gemeinde Feldkirchen.

In den Morgenstunden mischt sich in dieser Woche in den täglichen Berufsverkehr eine beträchtliche Menge an Fahrzeugen mit internationalen Kennzeichen und auffällig vielen Baufirmenaufklebern. Wo die Bundesstraße B 471, die Hohenlindner und die Münchner Straße aufeinanderstoßen, wälzt sich eine Blechkarawane durch den Ort, den Silhouetten der Kräne entgegen. Wer mit dem Auto anreist, aber nicht das Risiko eingehen will, in den Parkhäusern an der Messe keinen Platz mehr zu ergattern, kann seinen Wagen auf einer der beiden Parkflächen in Feldkirchen oder Aschheim mit jeweils mehr als 2000 Plätzen kostenfrei abstellen.

Vor dem vordersten Bus hat sich eine Menschentraube gebildet

Der akkurat bekieste Platz hinter dem Banner "Parkplatz P-Aschheim Süd" sei vor vier Jahren erstmals für die Dauer der Bauma eingerichtet worden, um das Stauproblem etwas zu entzerren, erklärt Geschäftsleiter Christian Schürer. Dort warten an diesem Morgen bereits rot lackierte Shuttlebusse, die die Besucher kostenlos zum Messegelände hinüber befördern, wenn es gut läuft, dauert die Fahrt nur wenige Minuten.

So dicht wie die Kräne und Baumaschinen auf dem Riemer Messegelände stehen auch die Autos der Besucher auf dem Parkplatz in Feldkirchen. (Foto: Claus Schunk)

Vor dem vordersten Bus hat sich eine kleine Menschentraube gebildet. Karierte Hemden blitzen unter Jacken hervor, Eintrittskarten baumeln in Plastikhüllen an den Hälsen. Jeder will am liebsten in den ersten Bus steigen. Ein Ordner mit neongelber Warnweste und schwarzer Mütze führt das Dirigat. Umsichtig, aber bestimmt lenkt er die Bauinteressierten in die Fahrzeuge und weist die Busfahrer an ihren Platz ein. "Es geht früh los heute", brummt er.

An den Wochentagen öffnet die Messe für Besucher erst um 9.30 Uhr, heute verlässt der erste Shuttlebus schon um viertel vor acht voll den Parkplatz. Die nächsten Besucher strömen über den Platz zum Bus, sie halten einen Hallenplan in der Hand, englische Sprachfetzen dringen herüber. Es sind vor allem Männer, die es an diesem Morgen auf die Bauma treibt, nur vereinzelt ist eine Frau dabei. Der dritte Bus ist abfahrbereit, als das Funkgerät des Ordners knistert: Der erste Fahrer hat es noch nicht bis zum Eingang geschafft, er steht im Stau.

"Ruhig bleiben", lautet die Devise der Ordner

"Ruhig bleiben", nickt der Ordner seinem Kollegen zu, und hilft einem Paar mit Kinderwagen in den Shuttle. Am Eingang der Parkfläche hat sich inzwischen eine Schlange gebildet. Zum Wochenende hin wird die Anzahl der Busse noch einmal aufgestockt, dann kommen erfahrungsgemäß die meisten Besucher. Der Ordner lässt sich von der Menschenmenge nicht aus der Ruhe bringen. "Der Tag kann nur noch gut werden", sagt er und weist nach oben: "Ich sehe blauen Himmel." Dann weist er die nächste Gruppe mit einer einladenden Geste an einzusteigen.

Feldkirchens Rathaus-Geschäftsleiter Heinz-Josef Reiser wird die Bauma eher aus der Ferne betrachten. Dass seine Kommune nur einen Katzensprung von der Messe entfernt ist, hat freilich auch seine guten Seiten. Alle Räumlichkeiten in Feldkirchen, "bis auf das letzte Kammerl", seien nach seiner Kenntnis ausgebucht, sagt Reiser. Für die Hoteliers und Gastronomen ist die Zeit um die Messe, mit Auf- und Abbau, erfahrungsgemäß äußerst lukrativ, zumal die Zimmerpreise in solch gefragten Zeiträumen in den allermeisten Fällen mit einem entsprechenden Aufschlag versehen werden.

Gastronomen und Hoteliers freuen sich

Zusätzlich zu Übernachtungen mieten sich viele Firmen für Tagungen, Besprechungen oder Firmenessen ein. "Wir hoffen, dass unser Mittelstand so ein bisschen von der Bauma profitieren kann", sagt Reiser. Ein Trostpflaster dafür, dass mancher im östlichen Landkreis die Kräne am Horizont wohl vor allem als ein Symbol für hartnäckigen Stau wahrnimmt.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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