Die SPD in Keferloh:Ein Nordlicht als Mutmacher

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Gut gelaunte Genossen in Keferloh: Olaf Scholz mit Natascha Kohnen und Bela Bach (von links). (Foto: Claus Schunk)

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz begeistert die SPD - Bela Bach kämpft

Von Martin Mühlfenzl, Keferloh

Rot ist an diesem Samstagvormittag die bestimmende Farbe im Festzelt auf Gut Keferloh. Das kommt hier im Grasbrunner Ortsteil nicht oft vor. "Böse Zungen behaupten ja, die Vielfalt in Keferloh entspricht in etwa der des russischen Staatsfernsehens", sagt dementsprechend Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder in seinem Grußwort beim Wahlkampf-Höhepunkt der Sozialdemokraten im Landkreis in Anspielung auf die lange Liste von Festrednern der Union, die in den vergangenen Jahren den Keferloher Montag begleitet haben.

Der Samstag aber gehört diesmal der SPD. Ihrer Direktkandidatin für den Wahlkreis München-Land, Bela Bach. Der Chefin der Bayern SPD, Natascha Kohnen aus Neubiberg. Und natürlich dem Gast aus dem hohen Norden: Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansesstadt Hamburg ist der Einladung Kohnens nach Keferloh gefolgt - wie auch die oberbayerische SPD-Prominenz.

"Wir haben eine Idee für unser Land."

Zunächst aber ist es Bela Bach, die ihrer Partei im Festzelt noch einmal Mut macht. Noch jeder zweite Wähler sei unentschlossen, sagt die SPD-Kreischefin. "Lasst uns auf den letzten Metern kämpfen", ruft sie mit geballter Faust ins Zelt hinein. "Wir haben eine Idee für unser Land", sagt Bach. "Wir wollen, dass die Vision von Martin Schulz Wirklichkeit wird."

Es ist ein kämpferischer, leidenschaftlicher Auftritt von Bach. Und ein Thema steht bei ihr im Mittelpunkt: die Bildung. Diese sei der wichtigste Motor für wirtschaftlichen Erfolg - auch und gerade im so reichen Landkreis München. Martin Schulz habe recht mit seiner Bildungsallianz, das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern müsse aufgehoben werden, im "Gründerland Deutschland" müsse endlich wieder in Forschung und Bildung investiert werden: "Es kann nicht sein, dass in Gräfelfing die Schule genügend Computer hat und die Schule in der Nachbargemeinde nicht." Das ist ganz nach dem Geschmack der Genossen im Keferloher Festzelt.

Dann betritt Olaf Scholz die Bühne und sein knapper Gruß ist dem eines Hamburgers würdig: "Moin." Der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD ist schnell drin in dem großen Wahlkampfthema der Genossen: der sozialen Gerechtigkeit. Und ein Hamburger erklärt der Champions-League-CSU, als die sie sich ja selbst gern betrachtet, wie Gerechtigkeit auszusehen hat. In der Hansestadt etwa würden statistisch die meisten Sozialwohnungen gebaut. "114 pro hunderttausend Einwohner", sagt Scholz. "Und am Ende der Statistik? Da steht ein reiches Bundesland aus dem Süden." Ja, auch der in Hamburg mit den Grünen koalierende Scholz sagt, Deutschland gehe es gut: "Aber zur Wahrheit gehört auch, dass es nicht allen gut geht. Man kann volkswirtschaftliche Ergebnisse nicht essen."

Infrastruktur, Schulen, Ausbildung - Kernthemen der SPD

Die Politik müsse sich darum kümmern, dass sich die Menschen das Leben noch leisten können, dass sie zurecht kommen. Und auch Hamburgs Erster Bürgermeister erkennt in der Bildung eines der großen Zukunftsthemen. "Überall in Deutschland, wo es flächendeckend Angebote etwa auch bei Ganztagsschulen und keine Gebühren gibt, nehmen die Menschen das an", sagt Scholz. Die Infrastruktur, Schulen, Ausbildung, die Digitalisierung, Forschung und ein funktionierender Sozialstaat - auf diese Säulen wolle die SPD die Zukunft des Landes bauen, sagt Olaf Scholz.

Für all dies, da sind sich Scholz und Bach einig, sei Martin Schulz der richtige Mann im Kanzleramt. Angela Merkel hingegen rede über die Köpfe der Menschen hinweg, sagt Hamburgs Bürgermeister. Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen sagt, sie wolle keine Kanzlerin, die sagt, wählt mich erst, dann erst sage ich, was ich mit diesem Land vorhabe. Die Sozialdemokraten sprechen sich an diesem Samstag viel Mut zu. Den werden sie auch brauchen, sagt Klaus Korneder, während Regen auf das Zeltdach prasselt: "Wir bayerischen Sozialdemokraten sind es gewohnt, uns warm anziehen zu müssen." Da hat es Olaf Scholz leichter: "In Hamburg scheint die Sonne."

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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