Ausgezeichnete Asylpolitik:Vorbild bei der Flüchtlingshilfe

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Eine Ausstellung im Landratsamt speziell für Flüchtlinge macht Sexualität zum Thema. (Foto: Angelika Bardehle)

Der Landkreis München wird für seinen Integrationsfahrplan vom Bundesinnenministerium ausgezeichnet. 40 Prozent der Einzelziele, um Schutzsuchende auf ihr neues Leben vorzubereiten, gelten als erfüllt.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Bei der Integration von Flüchtlingen gilt der Landkreis München bundesweit als vorbildlich. Das Konzept "Integrations-Fahrplan" hat das Bundesinnenministerium an diesem Montag ausgezeichnet und mit einem Preisgeld von 25 000 Euro bedacht.

Der Wettbewerb "Zusammenleben Hand in Hand - Kommunen gestalten" war noch unter Horst Seehofers Vorgänger als Innenminister, Thomas de Maizière (CDU), mit dem Ziel initiiert worden, Kommunen als lokale Managementebene des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Integration zu stärken. Drei Landkreise wurden bundesweit prämiert, neben dem Konzept des Landkreises München hielt man im Ministerium die Maßnahmen in Osnabrück und Oberspreewald-Lausitz für nachahmenswert.

In dem Integrationsfahrplan, der unter der Federführung der kommissarischen Leiterin des neuen Geschäftsbereichs "Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen" im Landratsamt, Lisa Graf, erarbeitet wurde, sind 69 Ziele verteilt auf fünf Säulen für eine Integration übersichtlich und prägnant formuliert und gegliedert. Diese Ziele waren zuvor gemeinsam mit Geflüchteten sowie Vertretern von Kommunen, Helferkreisen, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen formuliert worden. Das so entstandene kompakte Werk richtet sich gleichermaßen an Asylbewerber, Anerkannte und Geduldete sowie Verwaltung und Helferkreise. Die Ziele sollen innerhalb von zwei Jahren umgesetzt werden.

"Bereits merkbare Ergebnisse"

Landrat Christoph Göbel (CSU) war die Freude über die Auszeichnung in der Sitzung des Sozialausschusses des Kreises am Dienstagnachmittag anzusehen. "Dieser Fahrplan wurde optimistisch und visionär mit Glauben an die Menschen gestaltet", sagte er. Göbel freute sich nicht nur über die "wunderbare Wertschätzung der hervorragende Arbeit der Kolleginnen und Kollegen", sondern er verwies auch darauf, dass der Landkreis "bereits merkbare Ergebnisse in der konkreten Umsetzung innerhalb von sechs Monaten erzielen konnte".

Wie Lisa Graf in der Sitzung berichtete, seien bereits vierzig Prozent der Ziele fast oder vollständig erfüllt, ein Drittel "auf einem guten Weg" und ein Viertel zumindest in der Anfangsphase. Zehn Ziele hätten sich verzögert und seien noch nicht angegangen worden. Insbesondere im Bereich "Unterbringung und Wohnen" hakt es noch. Bei der Motivation der Gemeinden sieht das Landratsamt zwar gute Fortschritte, im Aufbau von Wohnraumvermittlung und -beratung hingegen mussten Rückschläge hingenommen werden. Auch in der angestrebten sozial verträglichen und der individuelle Unterbringung ist man noch nicht wirklich weiter gekommen. "Im gesamten Bereich Wohnen gilt es harte Bretter zu bohren", stellte Graf fest.

Wesentlich erfolgreicher läuft die Umsetzung bei der Bildung und dem Spracherwerb. "Dort haben wir eine positive Entwicklung und sind in allen Bereichen auf einem guten Weg", sagte Graf und verwies auf den umfangreichen Ausbau der Sprachkurse. Auch in der "Rechtsbildung und Vermittlung von Werten" sieht sie eine deutlichen Verbesserung innerhalb der vergangenen sechs Monate. "Da waren wir zunächst ziemlich am Anfang", sagte sie. In ihrer Bewertung anhand von Ampelfarben stand hier vor einem halben Jahr fast alles auf Rot. Inzwischen ist die Hälfte der Maßnahmen bereits im gelben Bereich.

Vermittlung von Arbeitskräften

"Eine Menge passiert" sei auch bei der Teilhabe, ein zunächst tiefroter Sektor des Integrations-Fahrplans. In der Kooperation mit Kultureinrichtungen und Vereinen ist man hier einige Schritte vorangekommen. Zudem konnte das Landratsamt Verbesserungen im Bereich Gesundheit verzeichnen. Probleme wie die Einrichtung von Frauenwohngemeinschaften und Dolmetscherkosten sind mittlerweile gelöst. Nur das anvisierte Haus für Traumatisierte zählt noch zu den nicht umgesetzten Plänen. "Das ist ein sehr schwieriges Thema und braucht noch etwas Zeit", sagte Graf. Das gilt teilweise auch für den Bereich "Arbeit und Beschäftigung", wo allerdings auch schon einiges inzwischen im grünen Bereich ist, etwa die Vermittlung und die Kompetenzanalyse.

Landrat Göbel sieht die Fortschritte sehr positiv und spricht davon, "dass wir bald in einen normalen Modus kommen". Dann könne die eigens für die Integration von Flüchtlingen gegründete Abteilung in seinem Haus wieder aufgelöst werden.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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