Kulturpolitik:Münchens Kulturreferent Küppers hört auf

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Hans-Georg Küppers wird im nächsten Jahr 65 Jahre alt. (Foto: Florian Peljak)
  • Münchens Kulturchef Hans-Georg Küppers wird offenbar im Juni 2019 aus seinem Amt ausscheiden.
  • Aus persönlichen Gründen will der Kulturreferent wohl nicht mehr für die Referatsspitze kandidieren.
  • Küppers war 2007 als Nachfolger für die parteilose Kulturreferentin Lydia Hartl gewählt worden.

Von Heiner Effern, Franz Kotteder und Frank Müller, München

Der langjährige Münchner Kulturreferent Hans-Georg Küppers hört im kommenden Jahr auf. Das wurde der Süddeutschen Zeitung im Rathaus am Dienstag von mehreren zuverlässigen Quellen bestätigt. Küppers werde aus persönlichen Gründen nach seiner aktuellen Amtsperiode nicht noch einmal für die Referatsspitze kandidieren, hieß es. Damit würde er im Juni 2019 ausscheiden. Küppers selbst war am Dienstag nicht zu sprechen. Dass er mit einem Rückzug liebäugelt, davon wussten mehrere Stadträte gerüchteweise. Dass er nun ernst macht, dürfte dennoch für viele eine Überraschung sein. Denn manch Stadtrat ging noch am Dienstag fest von einem Wiederantritt aus.

Küppers wird im nächsten Jahr 65 Jahre alt. Der SPD-Mann, zuvor Kulturreferent in Bochum, war 2007 als Nachfolger für die unbeliebte, parteilose Kulturreferentin Lydia Hartl gewählt worden und hatte seine Behörde innerhalb kurzer Zeit wieder aus den Schlagzeilen gebracht. Seinen ersten Tag im Amt begann er, ganz programmatisch, bei einer Feier zum 25-jährigen Bestehen der Volkshochschule Pasing und am Abend mit dem Klassik-Open-Air auf dem Odeonsplatz. Zwischen diesen beiden Polen bewegte sich sein Engagement die ganzen Jahre über, Küppers' erweiterter Kulturbegriff reicht von der Volksbildung bis zur Hochkultur.

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Gleich zu Beginn seiner Amtszeit musste er einen Nachfolger für den scheidenden Kammerspiel-Intendanten Frank Baumbauer suchen. Er fand ihn in dem Niederländer Johan Simons, der die Renommierbühne der Stadt schon bald mit großem Erfolg leitete. Simons' Nachfolger Matthias Lilienthal war dieses Glück bislang nicht beschieden.

Dafür war es Küppers gelungen, den Volkstheaterintendanten Christian Stückl weiter in München zu halten - nicht zuletzt, indem er mit großem Geschick einen Neubau für die Bühne auf dem Viehhofgelände im Stadtrat durchsetzte, der Bau hat in diesem Frühjahr begonnen. Zu Küppers' großen Erfolgen zählen auch die Durchsetzung des NS-Dokuzentrums beim Königsplatz und das Kreativquartier in Neuhausen. Der Beginn der Generalsanierung des Stadtmuseums hingegen lässt noch auf sich warten.

Mangelnde Transparenz war der Nachteil seiner Geheimdiplomatie

Küppers hat es durch geschicktes Strippenziehen verstanden, fast alle Fraktionen im Stadtrat für seine Politik zu gewinnen und die Parteien so lange einzubinden, bis sie von seinen Plänen überzeugt waren. Durch sein bescheidenes Auftreten und seine Fähigkeit zur Selbstironie vermittelte er ihnen gelegentlich sogar den Eindruck, sie seien ganz von selbst auf seine Ideen gekommen.

Das zahlte sich für Küppers insofern aus, als er bei seiner Wiederwahl 2013 lediglich eine Gegenstimme kassieren musste - höchst ungewöhnlich für einen parteipolitisch gebundenen Referenten. Der Nachteil seiner geschickten Geheimdiplomatie war allerdings die mangelnde Transparenz vieler Entscheidungen. Offene oder gar kontroverse Diskussionen über kulturpolitische Themen fanden die vergangenen Jahre im Stadtrat so gut wie gar nicht mehr statt. Zuletzt hatte sich Küppers besonders intensiv mit der anstehenden Sanierung des Gasteig-Kulturzentrums beschäftigt, die als kulturelles Schlüsselprojekt der Stadt in den nächsten Jahren gilt. Ein Wettbewerb hatte kürzlich einen sehr weitgehenden Umbau favorisiert. Nun fällt der anstehende Chefwechsel genau in die entscheidende Phase der mehrere hundert Millionen Euro teuren Sanierung, die im Jahr 2020 beginnen soll.

Die SPD wird damit innerhalb eines Dreivierteljahres überraschend zwei langjährige Referenten austauschen. Schon zum 31. Oktober wird auch Kämmerer Ernst Wolowicz, 65, seinen Posten zur Verfügung stellen. Seinem Abschied hat der Stadtrat bereits zugestimmt. Auch er führte persönliche Gründe an. Als Nachfolger will die SPD Christoph Frey wählen, den 41 Jahre alten Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt. Mit dem Ausscheiden Küppers' und einem möglicherweise deutlich jüngeren neuen Kulturreferenten würde die SPD ihr erfahrenes Referententeam vor der Kommunalwahl im Jahr 2020 deutlich auffrischen.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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