Kreditinstitute:Immer weniger Bankfilialen für die Münchner

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Die Deutsche Bank wird bis Ende 2017 viele ihrer Standorte in München schließen. (Foto: Natalie Neomi Isser)
  • In München schließen mehr und mehr Bankfilialen.
  • Zuletzt hat die Deutsche Bank angekündigt acht ihrer Standorte aufzugeben.
  • Für die Kreditinstitute lohnen sich viele Zweigstellen nicht mehr, nicht nur wegen des Online-Bankings.

Von Pia Ratzesberger

Alle wollen immer nur das Geld, schnell ein paar Fünfziger am Automaten ziehen. An den Schalter aber trete kaum jemand, klagen die Banker, die Filialen lohnten sich deshalb nicht mehr. Dabei haben sich wohl lange nicht so viele Menschen mit ihrem Geld beschäftigt wie in diesen Monaten, dabei ist Finanzberatung wohl so gefragt wie selten. Denn selbst diejenigen, die ihre Konten über Jahre ruhen und das Sparbuch verstauben ließen, beginnen sich nun doch für Anlagen und Renditen zu interessieren, suchen nach Fonds und Aktien.

Die Zinsen liegen bei Null, wer sein Geld wie gewohnt der Bank überlässt, kann sich davon nicht mehr versprechen als sichere Verwahrung. Der eine oder andere wird sich also überlegen, ob er nicht doch einen Bankberater zu Rate ziehen, in der Filiale einen Block weiter vorbeigehen sollte - nicht unwahrscheinlich aber, dass er dort vor längst verschlossenen Türen stehen wird.

Die Hypo-Vereinsbank hat Dutzende Filialen aus dem Stadtplan gestrichen

Die Banken nämlich geben immer mehr Standorte in München auf, die Kunden müssen immer weitere Wege gehen bis zum nächsten Schalter. Die Deutsche Bank etwa hat erst am Sonntag angekündigt, acht ihrer 20 Zweigstellen einzusparen. Bis Ende des kommenden Jahres sollen unter anderem die Filialen am Max-Weber-Platz, in der Wasserburger Landstraße und in der Barer Straße geschlossen sein.

Karte: SZ-Grafik (Foto: SZ-Grafik)

Die Bankfilialen verschwinden aus dem Stadtbild und das schon ziemlich lange: Die Commerzbank führt heute sieben Filialen weniger als noch vor sechs Jahren. Die Hypo-Vereinsbank hat gleich Dutzende Filialen aus dem Stadtplan gestrichen, zum Beispiel beim Viktualienmarkt in der Reichenbachstraße oder in der Schellingstraße nahe der Universität. Die Unicredit-Tochter besitzt heute 33 Zweigstellen in München - Anfang des Jahres 2014 waren es etwa doppelt so viele.

Die Stadtsparkasse ist den Münchnern zwar noch immer so nah wie keine andere Bank, mit derzeit 78 Standorten ist sie am häufigsten vertreten. Das ändert sich auch nicht, wenn es von August an einer weniger sein wird, weil der Vermieter den Vertrag am Gustav-Heinemann-Ring gekündigt hat. Doch selbst die Sparkasse hat in der Vergangenheit neun ihrer Filialen aufgegeben, etwa in der Rosenheimer Straße oder der Agnes-Bernauer-Straße. Dort stehen heute nur noch Geldautomaten, bei der Stadtsparkasse spricht man deshalb auch von "Umwandlung". Nicht von Filialschließung.

Die Banker geben nur ungern zu, dass sie ihr Angebot verkleinern und das auch noch in einer Zeit, in der sie ihre Kunden ohnehin davon überzeugen müssen, für ihr Giro-Konto nun Gebühren zu zahlen. Eine Sprecherin der Hypo-Vereinsbank betont, dass man die übrigen Filialen ja stark modernisiert habe, für die Kunden gebe es nun zum Beispiel eine Beratung per Video. Auch bei der Deutschen Bank ist von Filialen schließen keine Rede, sondern allein von "zusammenlegen" mit nahegelegenen Standorten.

Dass die Münchner mit weniger Filialen auskommen müssen, liegt aber nicht nur an den Banken, sondern auch an den Münchnern selbst. Etwa die Hälfte der privaten Kunden komme nur noch einmal im Jahr vorbei, heißt es bei der Deutschen Bank. Die Quote dürfte bei regionalen Instituten wie der Stadtsparkasse oder der Münchner Bank zwar höher liegen, doch es ändert nichts daran, dass vor allem die Jungen eben keinen Überweisungsträger mehr ins Kästchen werfen, sondern ihr Konto online verwalten. Dass die Leute vielleicht noch am Automaten anstehen, sicher aber nicht mehr am Schalter.

Personal und Mieten sind teuer

Zudem sinken die Erträge der Filialen, weil der Staat seit der Finanzkrise die Bankberater besser kontrolliert. "Immer mehr Institute, vor allem Sparkassen und Volksbanken, ziehen sich aus dem Wertpapiergeschäft mit Privatkunden zurück, weil sich das wegen der starken Regulierung für sie eigentlich nicht mehr lohnt", sagt der Ökonom Christoph Kaserer von der Technischen Universität München. Noch ein Grund weniger also für eine Bank, ihre Filialen zu halten, wenn die wenig einbringen, aber viel kosten. Personal und Mieten sind nun einmal teuer.

In einer Großstadt wie München ist es für die Banken wohl leichter, Standorte aufzugeben, als in einem Örtchen in Unterfranken, wo ihre Filiale vielleicht die letzte noch verbliebene ist und die Kunden künftig in die nächste Stadt fahren müssten - und nicht nur in das nächste Viertel. Einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Universität Siegen zufolge wird es bis zum Jahr 2020 etwa ein Drittel weniger Filialen in Deutschland geben als bisher.

Neben all den Banken, die Zweigstellen schließen, gibt es aber auch Kreditinstitute, die dem trotzen. Die Sparda-Bank zum Beispiel hat im vergangenen Jahr gleich zwei neue Filialen eröffnet, eine in Moosach und eine in Laim. Die Schalter in den beiden Geschäftsstellen sind nicht jeden Tag besetzt, in der Fürstenrieder Straße zum Beispiel nur dienstags und donnerstags sowie mittwochs am Vormittag.

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Deshalb hat diese Filiale auch keinen eigenen Chef, kein eigenes Team, sondern wird von Mitarbeitern aus einer anderen Filiale in Pasing betreut, die an drei Tagen vor Ort sind; der Leiter ist ebenfalls der gleiche. Von den nun 20 Filialen will man bei der Sparda-Bank keine mehr aufgeben.

Klar, auch ihre Kunden erledigten mehr und mehr online, sagt eine Sprecherin. Aber Beratung wollten die ja trotzdem. Gerade jetzt, wo die Zinsen so niedrig liegen und selbst derjenige, der sich nie mit seinem Geld beschäftigt hat, überlegt, mal wieder seinen Bankberater anzurufen oder vorbeizugehen in der Filiale einen Block weiter. Wenn es die denn noch gibt.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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