Klosterstüberl Fürstenfeld:Sättigung mit Leichtigkeit

Klosterstüberl FFB

Birgit und Martin Peter betreiben das Klosterstüberl.

(Foto: Günther Reger)

Üppige Portionen, gut gelaunte Kellner: Das Klosterstüberl Fürstenfeld wird den großen Erwartungen als Slowfood-Gasthaus völlig gerecht.

Von Carolus Hecht

Macht und Pracht der Klöster, wiewohl meist verflossen, finden doch im säkularen Jetzt ihren Widerhall: Solchen Örtlichkeiten traut man besondere sinnliche, namentlich kulinarische Qualitäten zu. Der Nimbus wurde durch die Jahrhunderte nicht nur vom Bier als einem lange klösterlichen Privileg genährt. Sich als "Klosterstüberl" titulieren zu dürfen, bringt Sympathievorteile. Und wenn dann das Klosterstüberl Fürstenfeld auch noch im Slowfood-Führer aufgeführt ist, einsam übrigens im von dieser Bewegung noch kaum gesegneten Bayern, sind die Erwartungen groß. Und siehe: In dem anheimelnden Gehäuse gegenüber der mächtigen, prächtigen einstigen Abteikirche gedeiht wahrhaftig die Gastlichkeit.

Launige Scherze und brauchbare Erläuterungen garnieren eine mit deutlicher Hingabe garnierte Karte, deren schmackhafter Teil jahreszeiten- und regionalbezogen einerseits der Tradition, andererseits gemächlich zeitgenössischem Geschmack gerecht werden will; so handfest auch, wie dies ein oberbayerisches Ausflugswirtshaus - die S-Bahn hält sogar in der Nähe - seiner überwiegend bodenständigen Klientel schuldet. In der Sommerhitze, die auf den Freiplätzen am klösterlichen Mühlgraben gut zu ertragen ist, halten sich das Deftige und Erfrischende schön die Waage.

Üppig auch für die Fleischfresser

Erquicken wir uns etwa am Entensalat mit Steinchampignons oder am Ochsenfetzensalat mit Austernpilzen. Üppig grün beide, üppig auch für die Fleischfresser, aber keineswegs aus dem Einheitsbaukasten: der eine mit leichter Rahmkräutersoße, mit Vinaigrette der andere. Bemerkenswert das bajuwarisch interpretierte Vitello tonnato, kein Kalb in Thunfischtunke, sondern Schwein in einer Räucherforellencreme, nicht original, aber originell und äußerst delikat, wie auch das Forellenrisotto.

Zwischendrin einige Sommerversuche mit ausgefallenen Getreide- und Gemüsesorten, bis hin zu einem kleinen Katalog aus Tomatengerichten: Einer sensationellen Eiertomatencremesuppe mit Rucolapesto, deren künstlerischer Augenschmaus dem delikaten Aroma gleichkam; dem bayerischen Caprese auf Rauke (Rucola), der Rinderbrust auf fein geschnittenen Ochsenherztomaten und einigen klugen Einfällen mehr für Enthusiasten, die hier lernen, warum die Tomate mancherorts "Paradeiser", Paradiesapfel heißt.

Brust vom Jungrind aus dem Niedertemperaturofen mit Biersenf-Kartoffelsalat

Auch im Hochsommer tischt man sehr kernige Dinge auf. Wirtsleute wissen, dass gerade bei großer Hitze paradoxerweise die deftigsten Gerichte besonders beliebt sind. So gibt's auch jetzt das Klosterschmankerl mit Ente und Schweinsbraten auf einem üppigen Teller; den Zwiebelrostbraten aus der Ochsenhuft mit frittierten und geschmälzten Zwiebeln; die Brust vom Jungrind aus dem Niedertemperaturofen mit Biersenf-Kartoffelsalat, den wir ganz außergewöhnlich fanden. Allen diesen Gerichten gelingt die erstaunliche Zweisamkeit aus tapferer Sättigung und unverhoffter Leichtigkeit. Das herrlich rund abgeschmeckte Blaukraut übrigens, sonst als Wintergemüse geschätzt, darf auch im Sommer nicht fehlen. Und es scheint, als simmere hier der Topf mit der Brühe noch wirklich unentwegt auf dem Herd, so mancher Suppentopf ist auch genug für eine ganze Mahlzeit.

Dem Sommer huldigt das Haus übrigens neben einigen respektablen offenen Weinen und dem Bier vom Brauhaus Holzkirchen mit einem Reigen von Beerenschorle und erfrischenden Spritzvarianten auf Ingwer-, Rhabarber- und Hollerbasis. Hintennach ließen wir uns unter vielerlei süßen Leckereien zu gewaltigen Windbeuteln verführen, die für Liebhaber dieses Gebäcks eine Sensation, für den Normalgast aber nicht das sind, was man für die Krönung eines solchen Mahles hielte. Fest steht freilich, dass hier mit Bedacht und Geduld Geschmortes, Gebackenes, der Schnellküche Abgeneigtes in gediegener, kontinuierlicher Qualität aufgetischt wird.

Kellner mit ansteckend guter Laune

Und wie aufgetischt wird: Eine Sensation nahezu die frohgemute und hochprofessionelle Mannschaft von Bedienungen, die immer, wahrhaftig immer gut gelaunt bleibt und unverdrossen ihrem anstrengenden Handwerk nachgeht, selbst wenn Getümmel herrscht. Mit viel Witz und ansteckend guter Laune machen Bedienungen und Kellner derart gute Atmosphäre im Fürstenfelder Klosterstüberl, diesem Tabernakel der bestgelaunten Gastlichkeit, die unserer Erfahrung nach keine schlecht gelaunten Tage kennt. In diesem Punkt ist dieses Haus einmalig.

Die Preise der Vorspeisen von 4 bis 11 Euro und der Hauptgerichte von 8 bis 16 Euro erhellen die Laune zusätzlich, zumal - ein hübscher Einfall - alle Gerichte mit einem Herzchen in der Karte gekennzeichnet sind, die es auch als kleine Portion gibt - ob als Kinder- oder Seniorenteller, das mache ein jeder mit sich selbst aus. PS: Löbliches und generelles Hundeverbot ersparen dem Gast besonders im Winter, wenn es eng und feucht wird, den dämlichen "Herrchen"-Vorwurf: "Der will doch nur spielen!" Und im Sommer gibt es ja den Garten . . .

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