Münchens Schüler wollen für Bus und Bahn weniger zahlen. Diese Forderung ist durchaus nachzuvollziehen. Sie verdienen kaum eigenes Geld und haben meist auch keinen Führerschein. Kurz: Sie sind auf einen günstigen und zuverlässigen öffentlichen Nahverkehr angewiesen - und das nicht nur, um in die Schule zu kommen, sondern auch um ins Kino zu gehen, am Fußballtraining teilzunehmen oder Freunde zu besuchen. Gerade jetzt im Winter können oder wollen sie nicht immer das Fahrrad nehmen.
Wie sehr sie das Thema Fahrkosten umtreibt, zeigte sich schon vor drei Jahren, als die Stadt die 15- bis 21-Jährigen zur Lebensqualität in München befragte: Knapp 80 Prozent nannten als eines der größten Probleme die hohen Preise für Bus, Tram und Bahn, nur geringfügig mehr störten sich an den steigenden Mieten.
MVV-Preise:Wenn Schüler fürs Monatsticket mehr bezahlen als ein BMW-Mitarbeiter
Die Schülervertretung protestiert gegen die Ticketpreise der MVV und fordert eine Monatskarte für 15 Euro.
Dass Schüler ein günstiges und attraktives Tarifpaket brauchen, dürfte unstrittig sein. Es geht schließlich auch darum, Junge frühzeitig an den öffentlichen Nahverkehr heranzuführen. Doch mit diesem Konsens fangen die Probleme erst an.
Denn die Liste der Begehrlichkeiten ist lang: Nicht nur Schüler wollen billiger fahren, es wäre auch wünschenswert, dass es noch mehr Rabatte für Senioren und Geringverdiener gäbe. Schließlich sind deren finanzielle Mittel ebenfalls endlich.
Wenn aber alle genannten Gruppen - und es gäbe bestimmt noch weitere Bedürftige - weniger zahlen, wird der Umsatz der Verkehrsunternehmen sinken. Das wiederum könnte Einschränkungen im Angebot zur Folge haben, was in einer wachsenden Region wie München nicht gut gehen kann.
Bleibt nur die zweite Lösung: Irgendjemand muss die günstigen Tickets mitbezahlen. Im kommenden Jahr sollen erste Entwürfe für eine neue Tarifstruktur des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) vorgestellt werden. Dann muss die Politik bestimmen, wie sie all die Rabatte umsetzen will. Sollen die regulären Fahrgäste mehr zahlen oder soll mehr Steuergeld ins System fließen?
Für Letzteres spricht viel, denn günstigere Tickets für Schüler oder Senioren sind eine sozial-, keine verkehrspolitische Frage. Eine populäre Entscheidung wird das in keinem Fall.