Gärtnerplatz:Wie die Stadtsparkasse Obdachlose loswerden will

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Die Bänke auf dem Gärtnerplatz sind beliebt bei München (-besuchern) - und oft auch bei Obdachlosen. Das wiederum gefällt nicht allen. (Foto: Stephan Rumpf)

Ausgerechnet an einer der teuersten Ecken der Innenstadt, am Gärtnerplatz schlagen Obdachlose oder Bettler ihr Lager auf - direkt vor oder in der Automatenhalle der Bank. Nun soll das Foyer womöglich schließen.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Wenn Plätze in München zu Versammlungsorten für Obdachlose und Bettler werden, sieht die Reaktion der Behörden mitunter so aus: Man baut die Bänke in der Umgebung ab. Auch in den Wartehäuschen vor dem Hauptbahnhof müssen Fahrgäste deshalb stehen, es gibt fast keine Sitzgelegenheit mehr. Im vergangenen Jahr, als sich bis zu 40 Menschen gleichzeitig auf dem Bahnhofsvorplatz die Zeit vertrieben, wurden zusätzlich auch die MVG-Drahtbänke im Freien abgebaut.

Die Stadtsparkasse sieht im Abbauen von Bänken ebenfalls die Möglichkeit zur Lösung eines Problems. Denn dort hat man festgestellt, dass ausgerechnet vor ihrem SB-Foyer an einer der teuersten Ecken der Innenstadt, am Gärtnerplatz, Obdachlose oder Bettler ihr Lager aufschlagen. Kunden berichteten, dass sie belästigt oder angebettelt worden seien. Deshalb soll die Stadt nun auch dort zwei Parkbänke entfernen, die vor der Banktür stehen.

Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hat dazu allerdings sein Einverständnis verweigert. Die Sparkasse solle zunächst ihren privatrechtlichen Bereich, den eigenen Automatenraum, in den Griff bekommen; vielleicht löst sich damit das Problem im Außenbereich ganz von selbst, hofft man im Unterausschuss Öffentlicher Raum und Mobilität.

Denn nicht nur der Bereich vor dem Automatenraum, sondern auch das SB-Foyer selbst wird zweckentfremdet - Wohnungslose nutzen es nachts als Schlafzimmer. Vorübergehend wird deshalb der Automatenraum abends und nachts geschlossen, sagt der Vertreter der Stadtsparkasse. Eine Räumung durch den eigenen Sicherheitsdienst oder die Polizei würde den dauerhaft gewünschten Erfolg nicht fördern.

Doch die Sparkasse möchte offenbar das Foyer gerne ganz dichtmachen, wenn sie das auch nicht so klar äußert: Werden im Innenbereich die Kunden behindert oder gestört, könnte es sinnvoll sein, den Geldautomaten außen an der Fassade anzubringen und dafür den SB-Bereich komplett zu schließen, heißt es.

Die dem Geldinstitut lästigen Bankschläfer vor der Tür machen dem Vorhaben allerdings einen Strich durch die Rechnung, weil auch dann nicht in Ruhe Geld abgehoben werden kann. Die Stadtteilpolitiker stellten jedoch klar, dass die zwei Bänke vor dem Automatenraum für die Allgemeinheit gedacht sind, es also sei sinnvoll ist, sie stehenzulassen. Der Ausschuss wandte sich zugleich auch an die Stadt: Man will wissen, wie man dort die Lage einschätzt. Schließlich habe die Stadt im vergangenen Jahr Hunderte zusätzliche Sitzbänke aufgestellt, vermutlich zeigten sich ähnliche Probleme auch an anderer Stelle. Erst müssten alle Möglichkeiten eruiert werden, fordert Florian Florack (CSU): "Über einen Abbau könnte man als letzte Lösung sprechen."

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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