Deutscher Bauerntag:Kampf um jeden Hektar

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Am Ende des Bauerntages beklagen die Landwirte bei einer Kundgebung mit Bundesministern den Flächenfraß - sie sehen keine Möglichkeit für weitere Stilllegungen. Der EU-Plan für die nächsten Jahre macht da andere Vorgaben.

Stefan Salger

Mit einer Kundgebung vor rund 1500 Delegierten und geladenen Gästen ist am Donnerstag der Deutsche Bauerntag zu Ende gegangen. In ihren Reden im Stadtsaalhof des Klosters Fürstenfeld bekannten sich Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und der neue Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) zum Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft. Beide wollen sich dafür einsetzen, dass das von der EU-Kommission geplante Programm zur Flächenstilllegung noch einmal auf den Prüfstand gestellt wird.

Bei hochsommerlichen Temperaturen war es ein Ausklang ohne Misstöne. Die meisten der Landwirte aus dem Landkreis hatten ohnehin keine neuen Erkenntnisse erwartet, sondern wollten jenseits des Alltags auf den Höfen die Landwirtschaft einmal auf einer solchen Bühne gewürdigt wissen. Auch deshalb wurde wohlwollend aufgenommen, dass neben Landrat Thomas Karmasin und Brucks OB Sepp Kellerer mehrere Bundes- und Staatsminister sowie Bundestags- und Landtagsabgeordnete gekommen waren.

Vor allem war es ein letztes großes Schaulaufen für Gerd Sonnleitner, der am Dienstag nicht mehr für das Amt des DBV-Präsidenten kandidiert hatte. Er zeigte sich am Donnerstag erfreut über die Ernennung zum Ehrenpräsidenten. Nach mehr als 20 Jahren "Wochenend-Ehe" hoffe er nun auf mehr Zeit für die Familie und den eigenen Hof. Gleichwohl will er sich weiterhin auf europäischer Verbandsebene engagieren.

Joachim Rukwied, der mit mehr als 95 Prozent der Stimmen zu seinem Nachfolger gewählt worden ist, sieht in der Welternährung die wichtigste Herausforderung - "noch vor dem Klimawandel". Auch der neue DBV-Präsident forderte eine Korrektur der EU-Agrarreform. Es sei nicht hinzunehmen, dass die Landwirte sieben Prozent ihrer Flächen stilllegen müssten. In dem sogenannten Greening, an das von 2014 an Ausgleichszahlungen geknüpft werden sollen, sieht auch Jungbauer Martin Neheider aus Mammendorf eines der größten Probleme. Der elterliche Betrieb brauche die Ackerflächen für die Bullenmast, schon heute müssten Pflanzen für die Biogasanlage zugekauft werden. "Wir können nicht auf sieben Prozent verzichten". Die Konkurrenz um Flächen unter den Bauern werde sonst noch steigen. Altmaiers Rede, in der es nicht zuletzt um einen Bestandsschutz für Biogasanlagen ging, sei interessant gewesen. Nun müsse sich der Minister aber auch beim Wort nehmen lassen. Ähnlich sieht das Werner Kirmair aus Germering, auch wenn er glaubt, dass sich Politiker meist ein Hintertürchen offenhalten und die EU einen zu großen Einfluss hat. Bauern müsse es selbst überlassen bleiben, so Kirmair, ob sie sich auf die Produktion von Nahrungsmitteln beschränken oder auf Energieerzeugung setzen. "Jeder soll für sich einen Zukunftsweg finden können." Anlass zum Jammern sieht er ebenso wenig wie Jakob Staffler aus Maisach. Staffler hat seinen kleinen Betrieb vor fünf Jahren auf Ökolandbau umgestellt und kommt damit gut über die Runden. Landwirte könnten keine Sonderrechte für sich in Anspruch nehmen und müssten sich eben mit den Erfordernissen des freien Marktes auseinandersetzen. Sein Sohn studiert bereits Landwirtschaft und wird den Betrieb einmal übernehmen. Sowohl Staffler wie auch Kirmair und Neheider zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des Deutschen Bauerntags.

Differenzierter sieht das Matthias Strobl vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Seine kleine Gruppe durfte nicht aufs Gelände und hielt deshalb vor dem Haupteingang ein Transparent hoch mit der Aufschrift "Agrarsubventionen? Nur mit Naturschutz!" Hatte es Rukwied vor dem Hintergrund der ohnehin durch Straßen und Siedlungen schwindenden Flächen noch ausdrücklich abgelehnt, auf die Bewirtschaftung von Böden zugunsten des Naturschutzes zu verzichten, so ist Strobl überzeugt davon, dass eine "Ökologisierung der Landwirtschaft sehr wohl möglich" ist. Subventionen stelle der Nabu nicht in Frage, diese aber müssten an den Erhalt von Klima, Böden, Wasser sowie Pflanzen und Tiere geknüpft werden. (Kommentar)

© SZ vom 29.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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