SZ-Adventskalender:Kein Geld mehr für Heizöl und Weihnachtsgeschenke

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Die Heilpädagogin Ursula Garbuszus kennt die Familie gut. (Foto: Marco Einfeldt)

Eine Familie in Attenkirchen lebt derzeit nur vom Krankengeld des Vaters. Ihre finanzielle Situation ist äußerst angespannt.

Von Gudrun Regelein, Attenkirchen

Erfahren haben es die Eltern noch in der Schwangerschaft. Bei einer Routineuntersuchung wurde entdeckt, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmt. Monika Keller (alle Namen der Familie wurden geändert) musste zu einem Spezialisten nach München, Untersuchungen folgten - dann die niederschmetternde Diagnose: Ihr ungeborenes Kind habe eine Balkenagenesie, wurde den Eltern gesagt. Das bedeutet, dass die Querverbindung zwischen den Gehirnhälften fehlt. "Die Ärzte sagten uns, dass das eine angeborene Fehlbildung ist und dass unser Kind sein Leben lang eine Behinderung haben wird", erzählt Peter Keller. Die Eltern wurden gefragt, ob sie das Kind behalten oder eine Abtreibung wollten. "Wir sind der Meinung, dass jeder sein Leben verdient", sagt der Vater.

Heute ist Manuel drei Jahre alt. Und ein fröhliches, verspieltes Kind, sagt Ursula Garbuszus. Die Heilpädagogin der Lebenshilfe Freising kennt die Familie gut. Sie betreut Manuel - und seine ältere Schwester Lilli - in der Frühförderung in Freising. "Auch, wenn Manuel viele Fortschritte gemacht hat, braucht er wegen seiner großen Entwicklungsverzögerung eine intensive Förderung", sagt Garbuszus.

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Alles gehe mühsamer voran, geschehe langsamer, erzählt Manuels Vater. Die linke Körperseite seines Sohnes sei schwächer, er habe erst spät zu krabbeln und zu laufen begonnen. Inzwischen besucht der Dreijährige einen regulären Kindergarten in Attenkirchen, dort hat er einen Förderplatz. Jeden Montag besucht er die Frühförderung der Lebenshilfe in Freising, dort wird beispielsweise seine Feinmotorik trainiert. Nachmittags kommt die Heilpädagogin zu der Familie, dann wird weiter geübt. Immer wieder werden sein Gesundheitszustand und seine Fortschritte in der Kinderklinik in Landshut überprüft. Momentan hinke er in seiner Entwicklung gleichaltrigen Kindern noch deutlich hinterher, berichtet seine Mutter.

Manchmal sei es anstrengend, sagt der Vater. "Manuel versteht zwar fast alles, aber kann vieles nicht umsetzen." Dazu komme, dass Manuel nur ein vermindertes Schmerzempfinden habe. Erst wenn er sich wirklich schlimm wehtue, merke er es. Aber die Situation sei nicht nur wegen Manuel kräftezehrend: Auch Lilli, die fünfjährige Tochter, muss die Frühförderung besuchen. Und ihr jüngstes Kind Maximilian ist gerade im Krabbelalter und fordert den Eltern einiges an Energie ab.

Der Vater leidet unter einer chronischen Erkrankung

Zwar werden die notwendigen Therapien für die Kinder bezahlt, aber dennoch ist die finanzielle Situation der Familie äußerst angespannt. Seit einigen Monaten nämlich ist Peter Keller arbeitsunfähig. Es begann mit andauernden und schlimmen Rückenschmerzen und entwickelte sich schließlich zu einer chronischen Erkrankung - heute müsse er jeden Tag starke Schmerztabletten nehmen, erzählt Peter Keller. Zuletzt arbeitete er als Kunststoffbearbeiter, "aber das ging dann einfach nicht mehr". Sein Krankengeld, von dem die Familie momentan lebt, reiche gerade einmal aus, um die Miete und den Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber um das eigentlich so dringend notwendige Heizöl zu kaufen, fehlt das Geld. Momentan heizt die Familie das Wohnzimmer mit einem kleinen Holzofen, in den Kinderzimmern stehen Radiatoren, die ein wenig Wärme spenden. "Wir sparen, wo es nur geht", sagt Peter Keller. Aber die Weihnachtswünsche der Kinder zu erfüllen, sei einfach nicht möglich. Lilli bekomme ein Vorschulbuch - mehr können sich die Eltern nicht leisten. "Ich sage Lilli immer wieder, dass es einfach nicht geht", erzählt Peter Keller und Tränen steigen ihm in die Augen.

Die Familie versuche, das Beste aus der Situation zu machen, "auch wenn es nicht leicht ist", sagt Ursula Garbuszus. "Die Eltern müssen mit extrem vielen Belastungen zurechtkommen." Ein Leben mit einem behindertem Kind bedeute nicht nur einen großen zeitlichen Aufwand, sondern auch eine enorme psychische Belastung. Man könne die Eltern begleiten, sie unterstützen - "aber letztendlich bleibt die Verantwortung bei ihnen".

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© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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