In der kleinen Gemeinde Paunzhausen ist einiges anders als bei den Kommunalwahlen vor sechs Jahren. Zwar hatte Bürgermeister Johann Daniel (Freie Wähler) auch damals einen Herausforderer. 2014 unterstützte die Bürgerliste aber den Kandidaten der CSU, diesmal steht sie an der Seite Daniels und verzichtet sogar auf eine eigene Liste. Die vier Bewerber der Gruppierung stehen auf einem gemeinsamen Wahlvorschlag von Freien Wählern und Bürgerliste.
Der Start in die noch laufende Amtszeit des Gremiums Anfang Mai 2014 war nicht ganz einfach. Zwei gewählte BL-Vertreter traten ihr Amt gar nicht erst an. Nach einer kurzen Findungsphase lief die Arbeit dann aber reibungslos, wie Daniel schildert. "Wir diskutieren oft ganz wild." Die Mehrheitsentscheidungen akzeptierten alle, hinterher werde nicht gestänkert. "Jeder stimmt, wie er mag", bestätigt die BL-Vorsitzende Birgit Kasper, 55. Es gebe keinen Fraktionszwang. Wäre dies anders, hätte sie sich auf einen gemeinsamen Wahlvorschlag nicht eingelassen.
Zwei Bürgermeisterkandidaten
Die Harmonie geht mittlerweile so weit, dass Daniel zunächst auch die CSU überzeugen wollte, auf einer einzigen gemeinsamen Liste zu kandidieren. Die aber ging darauf nicht ein. "Das ist nicht schlecht", meint Daniel nun - und auch dass es zwei Bürgermeisterkandidaten gebe. Der 41-Jährige hofft, dass sich das positiv auf die Wahlbeteiligung auswirken wird, wenn die Bürger tatsächlich eine Wahl haben.
Der andere Kandidat ist Philipp Stadler, 28, stellvertretender CSU-Ortsvorsitzender und im Vorstand der JU Ampertal. Seit Januar arbeitet er im strategischen Einkauf beim ADAC in München, zuvor war er am Flughafen beschäftigt. Stadler sagt, er habe schon vor zwei Jahren entschieden, dass er als Bürgermeisterkandidat antreten wolle.
Paunzhausen weist mit Freising die beste Internet-Versorgung im ganzen Landkreis auf
Viel verändert hat sich in Paunzhausen, mit 1550 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden im Landkreis, in den vergangenen sechs Jahren auf den ersten Blick nicht. "Wir haben wahnsinnig viel in den Boden gesteckt", sagt Johann Daniel. Allein die Kanalsanierung habe 1,7 Millionen Euro gekostet. Ein Drittel der Häuser verfüge über einen Glasfaseranschluss. Paunzhausen weise mit der Stadt Freising die beste Versorgung im Landkreis auf. Mit Ausnahme des Ortsteils Angerhöfe gebe es dazu ein komplettes Erdgasnetz. Gerade stellt Paunzhausen die Straßenlaternen auf LED-Beleuchtung um, in den kommenden Jahren soll einiges in die Straßensanierung investiert werden.
In elf der 24 Kommunen des Landkreises wird am 15. März auf jeden Fall ein neuer Bürgermeister gewählt, andernorts stellen sich die amtierenden zur Wiederwahl - mal mit, mal ganz ohne Konkurrenz. Überall wird über die künftigen Stadt- und Gemeinderäte entschieden.
Mit der Entwicklung der Gemeinde zeigt sich Daniel "sehr zufrieden". Ein kleines Baugebiet ist entstanden. Gestiegen ist die Einwohnerzahl dennoch nicht. Gerade hier sieht Philipp Stadler Handlungsbedarf. Das Baugebiet Frauenholz habe nicht ausgereicht. Junge Paunzhausener müssten wegziehen, wenn keine weiteren Grundstücke angeboten werden. Ziel der Bürgerliste ist es, Baulücken zu schließen.
Eine Besonderheit in Paunzhausen ist, dass der Bürgermeister ehrenamtlich arbeitet
Gewerbegebiet gibt es in der Gemeinde keines - "und wir haben nicht vor, eines auszuweisen", sagt der Bürgermeister. Paunzhausen sei eine Wohngemeinde, man wolle keinen zusätzlichen Verkehr herziehen. Entsprechend verteilen sich die Einnahmen im Haushalt der schuldenfreien Gemeinde: 2019 gingen 254 000 Euro Gewerbesteuer ein, der Anteil an der Einkommensteuer lag dagegen bei 1,2 Millionen Euro, vor zwölf Jahren waren es 700 000 Euro. Viele Paunzhausener verdienen also offenkundig nicht schlecht.
Gibt es denn so gar kein Lieblingsprojekt über die notwendige Infrastruktur hinaus? Ein Gemeindezentrum oder einen Saal, in dem sich beispielsweise die Senioren treffen können, stehlt bei allen drei Gruppierungen auf der Agenda. Auch eines Tagesbetreuung für Senioren wäre wünschenswert, sagt Birgit Kasper. Nicht optimal ist die Busanbindung, auch darin sind sich beide Bürgermeisterkandidaten einig. Großes Manko ist, dass Richtung Pfaffenhofen gar keine öffentlichen Verbindungen bestehen. Eine Besonderheit in Paunzhausen ist, dass die Gemeinde noch immer einen ehrenamtlichen Bürgermeister hat. Johann Daniel ist im Nebenberuf Landwirt, er hat den Hof seiner Eltern übernommen. Seinen Job als Groß- und Einzelhandelskaufmann gab er 2008 auf, als er zum erstmals zum Bürgermeister gewählt wurde. Auch Stadler sieht kein Problem darin, dass es sich um keine hauptamtliche Stelle handelt. Er habe flexible Arbeitszeiten, könne im Homeoffice tätig sei, er sei deshalb auch tagsüber gut erreichbar.
Derzeit stellen die Freien Wähler sieben der zwölf Gemeinderäte, die Bürgerliste drei, die CSU zwei. Die meisten amtierenden Ratsmitglieder kandidieren wieder. Im neuen Gremium nicht mehr mit dabei sind Zweiter Bürgermeister Günter Steiner und Martin Binder (beide FW). Alle anderen stellen sich wieder zur Wahl. Die Auswahl ist nicht ganz so groß wie vor sechs Jahren. Diesmal sind es 24 Bewerber auf zwei Listen, 2014 waren es 48 auf drei. Große Streitthemen wie vor einigen Jahren mit der Windrad-Bürgerinitiative gebe es nicht, sagt Birgit Kasper. Die Gemeinde stehe gut da, deshalb sei es nicht mehr leicht, Leute zu motivieren, sich politisch zu engagieren. Einige amtierende Gemeinderäte stehen diesmal auf den hinteren Plätzen, wie CSU-Vorsitzender Friedrich Boos, vor sechs Jahren noch Bürgermeisterkandidat. Die jungen Bewerber sollten vorne sein, findet er. Andererseits sage in einer kleinen Gemeinde wie Paunzhausen der Listenplatz nichts darüber aus, wer am Ende gewählt wird.
