Dichten mit Luther:Junge Künstler slammen Bibeltexte

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Beim Poetry Slam in der evangelischen Kirche am 9. Mai 2017 soll vor allem die Sprachbarriere zwischen biblischen Texten und Jugend- und Alltagssprache aufgehoben werden (Bild vom Mittsommernacht-Gottesdienst). (Foto: Marco Einfeldt) (Foto: Marco Einfeldt)

Beim Poetry Slam am 9. Mai in der Christi-Himmelfahrtskirche befassen sich junge Künstler mit christlichen Inhalten.

Von Alina Sabransky, Freising

"Wer glaubt, wird selig" betonten die Reformatoren um Martin Luther vor 500 Jahren. Heute heißt es eher spöttisch: "Wer's glaubt, wird selig". Beim Poetry Slam, am 9. Mai um 20 Uhr in der Christi-Himmelfahrts-Kirche dreht sich alles um Glaube, Seelenheil und Weltanschauung. Acht renommierte Slam-Poeten werden ihre Gedanken und Fragen zu diesen Themen vortragen und versuchen auf diese Weise eine Verbindung zwischen traditioneller Kirche und moderner (Jugend)-Kultur herzustellen.

Anlass für den Poetry-Slam-Abend sei das Reformationsjubiläum in diesem Jahr, erklärt Anne Lüters, evangelische Hochschulpfarrerin in Freising und Hauptinitiatorin der Veranstaltung. "Ich glaube, dass vor allem junge Leute viel zum Thema Glaube zu sagen haben und Poetry ist für sie eine passende Ausdrucksform", so Lüters weiter. Außerdem sei die Poetry-Slam-Szene in Freising ziemlich groß und die Kirche eigne sich architektonisch wunderbar für solch eine Art Veranstaltung. Gründe für die Zusammenführung von Poetry Slam und Kirche gibt es also genug.

Die Veranstalter wollen die Sprachbarriere zwischen biblischen Texten und Jugend- und Alltagssprache aufheben

Lüters ansteckende Begeisterung für das Projekt sowie der ökumenische Grundgedanke der reformatorischen Feierlichkeiten in diesem Jahr führen dazu, dass der Abend von einer breit aufgestellten Kooperation gestaltet wird. Neben Claudia Pfrang, Direktorin der Stiftung Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising, zählen zu den Veranstaltern ebenfalls die evangelische Jugend im Dekanat, die katholische Jugendstelle und der Kreisjugendring. Sie alle sehen es als ihre Aufgabe, die Sprachbarriere zwischen biblischen Texten und Jugend- und Alltagssprache aufzuheben. Gemeinsame Themen seien sowohl bei den Jugendlichen als auch in der Kirche vorhanden, nur die gemeinsame Sprache eben nicht, erklärt Lüters. Das Slammen biete eine Möglichkeit, die Lücke zu schließen und eine verständliche Übersetzung zu finden. Zudem wolle man zeigen, dass sich kirchliche Räumlichkeiten nicht ausschließlich für Gottesdienste nutzen lassen.

Ablaufen wird der Abend wie ein ganz gewöhnlicher Poetry Slam. Es gibt zwei Runden, in denen jeweils vier Slam-Poeten gegeneinander antreten. Die jeweils vom Publikum gekürten Sieger treffen noch einmal in einer finalen Runde aufeinander. Alle acht Teilnehmer haben sich bereits in der Künstlersparte einen Namen gemacht. Außerdem seien längst nicht alle von ihnen gläubige Christen, sagt Pfrang lachend. Sie alle wagen sich aber an die Aufgabe, Luthers damalige Erkenntnis in die Sprache der Menschen von heute umzuformen. Moderieren werden der Freisinger Slam-Master Ko Bylanzky und Lars Ruppel, der 2014 zum deutschen Poetry-Slam-Meister gekürt wurde. Er wird einen eigenen Text zum Thema Glaube zum Besten geben. Bestätigte Slam-Poeten sind Marco Michalski, Yannik Sellmann, Fee, Tanasgol Sabbagh, Lara Ermer, Alex Burghard, Clara Nielsen und Bo Wimmer. Finanziell unterstützt wird das Projekt aus dem Kulturfonds der Stadt und mit den Mitteln der Reformationsdekade, der Innovativen Projekte der KEB und des evangelischen Dekanats Freising.

© SZ vom 25.04.2017 / saba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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