Poing:Mit Putzlumpen gegen Parolen

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Unbekannte beschmieren die Flüchtlingsunterkunft in Grub mit einem fremdenfeindlichen Schriftzug. Das Landratsamt Ebersberg reagiert prompt.

Von Korbinian Eisenberger, Poing

In Grub bei Poing haben Unbekannte die dortige Asylbewerber-Unterkunft mit ausländerfeindlichen Parolen beschmiert. Die Täter wählten eine komplette Zeile von Wohncontainern und brachten dort in großen schwarzen Buchstaben eine Hass-Botschaft an. "IS-Parasiten-Idyll" und "Wacht auf" war dort am Dienstag zu lesen. Bereits Dienstagfrüh ging bei der Poinger Dienststelle deswegen eine Anzeige ein, woraufhin die Polizei Spezialisten vom Staatsschutz in Erding informierte. Hinweise auf mögliche Täter konnte Poings Polizeichef Helmut Hintereder der SZ am Donnerstag noch keine geben. Dafür ist das Motiv relativ klar: Für die Polizei besteht der Verdacht auf Volksverhetzung.

Es ist die drastischste rassistische Schmiererei seit längerem im Landkreis Ebersberg. "Bisher erklärten Verfasser, dass Flüchtlinge ihnen nicht willkommen sind", sagt Gemeinderat Omid Atai, der auch bei den Jusos, der Jugendorganisation der SPD, aktiv ist. "Hier werden nun alle Bewohner als Terroristen hingestellt", sagt Atai. Für ihn ist es gerade vor den aktuellen Ereignissen in Europa "eine Schandtat" mit einer Aussage, für die keine faktische Grundlage existiert. Atai bezieht sich auf mehrere öffentliche Auftritte des Poinger Polizeichefs. Aus dessen Statistiken geht hervor, dass von Flüchtlingen prozentual nicht mehr Gefahr für Einheimische ausgehe als von Einheimischen selbst.

Bunt statt Braun fordert, die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen

Das Ebersberger Landratsamt hat indessen schnell reagiert. "Nachdem uns die Polizei informiert hat, haben wir eine Reinigungsfirma engagiert", teilt eine Sprecherin mit. Am Donnerstag waren die Großbuchstaben "I" und "S" bereits nicht mehr zu erkennen, bis zu diesem Freitag soll die Schrift komplett weg sein. In der betroffenen Unterkunft in Grub hat das Landratsamt derzeit knapp 50 Asylbewerber aus Afghanistan, Syrien und Irak untergebracht. Zwei Containerzeilen sind belegt, drei müssen noch hergerichtet werden, ehe sie bezogen werden können. Getroffen hatte es eine der leer stehenden Container-Zeilen.

Wie muss man diese Tat einordnen? Klar ist: Im Poinger Gemeindebereich wurden in diesem Jahr bisher so gut wie keine ausländerfeindlichen Schmiererein entdeckt, das ist auch die Beobachtung der Polizei. Anders war das in den beiden Vorjahren, da musste die Polizei in mehreren Fällen ermitteln. Im Dezember 2015 überführten die Beamten etwa einen Landkreisbewohner, der für mehrere Schmiererein und eine fremdenfeindliche Aufkleberaktion verantwortlich war. Zur gleichen Zeit tauchten an mehreren Stellen in Poing Parolen und Nazi-Symbole auf. An der Seerosenschule demonstrierten Schüler deswegen mit Plakaten für Toleranz, Anlass war ein Schriftzug an der Turnhallenwand.

Dass es sich auch hier um eine rassistische Tat handelt, steht für Daniel Kalteis von der Organisation Bunt statt Braun Ebersberg außer Frage. "Das hat ein gewisses Ausmaß, wenn man sich so nah herantraut", sagt er, vor allem auch, weil das Gelände mit Bauzäunen abgesperrt ist. Kalteis fordert deshalb, "dass sich die Beteiligen mögliche Schwachstellen ansehen und prüfen, ob es mehr Sicherheitsmaßnahmen braucht", sagt er. Security-Mitarbeiter waren laut Landratsamt nicht vor Ort. Dies war bisher nur in Tragluft- oder Turnhallen üblich.

© SZ vom 09.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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