Ärger über Hochwasser im Landkreis:Hilflos gegen überflutete Keller

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Die Röhrmooser und Karlsfelder sind sauer: Immer öfter laufen bei Dauerregen ihre Keller voll. Doch ihre Proteste bleiben ohne Wirkung.

G. Schiegl und W. Eitler

Zwei Gemeinden sind durch extremen Regen in den vergangenen Monaten besonders arg in Mitleidenschaft gezogen worden: Karlsfeld und Röhrmoos. Den Ärger der Bürger darüber bekamen am Montagabend die Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) und Hans Lingl (Freie Wähler) zu spüren. Der Streit ging um die Frage, ob Baufehler schuld seien, oder ob es am Klimawandel liege, dass die Kanäle wolkenbruchartige Regenfälle nicht mehr aufnehmen.

Die Karlsfelder machen die Baustelle an der Neuen Mitte für ihre vollgelaufenen Keller verantwortlich - das jedoch bestreitet das Wasserwirtschaftsamt. (Foto: Toni Heigl)

Karlsfeld Anfang August: Es schüttet fast eine Woche lang unablässig. Die Keller laufen voll. Auf der Bürgerversammlung versuchte das Wasserwirtschaftsamt München, aufgebrachte Bürger davon zu überzeugen, dass die Neue Mitte Karlsfeld keine erheblichen Auswirkungen auf den Grundwasserpegel der Gemeinde habe. Die ausbetonierte Zwei-Hektar-Baugrube könne demnach nicht für die Überflutung zahlreicher Keller im August verantwortlich gemacht werden, erklärte der Leiter der Behörde Klaus Arzet. Vielmehr sei der Boden nach tagelangen starken Regenfällen so gesättigt gewesen, dass das Wasser nicht mehr habe abfließen können.

Schon seit einigen Jahren beobachte das Wasserwirtschaftsamt in allen Umlandgemeinden und München, dass es zu immer extremeren Niederschlagsmengen komme: "Das ist eine Folge des Klimawandels." Entsprechend müssten sich Gemeinden wie Karlsfeld darauf einrichten, dass sich Ereignisse wie im August wiederholen.

Forderungen der Bürger, alte Entwässerungsgräben wieder zu aktivieren wie etwa entlang der Bahn, nahmen die Experten zurückhaltend auf. Derartige Maßnahmen brächten wenig. Statt einer Regulierung des Grundwasserpegels mit kaum kalkulierbaren Folgen für angrenzende Gebiete verfolge das Wasserwirtschaftsamt das Ziel, den Status Quo des Haushalts sicherzustellen.

Bei einigen Karlsfeldern stießen die Aussagen auf Unverständnis und auch auf Unmut. Lutz Trumpjahn, Anrainer der Würm, warf der Behörde vor, das Problem zu "verniedlichen". Unter lautstarkem Applaus rief er: "Wenn Sie das Wasser nicht absenken, saufen wir ab!"

"30 Jahre lang wohne ich schon an der Waldstraße!", rief eine

Frau bei der Bürgersammlung von Sigmertshausen, einem Röhrmooser Ortsteil. "Erst die letzten beiden Jahre laufen unsere Keller voll." Schuld habe für sie Bürgermeister Lingl, der die Waldstraße ausbauen ließ. Aber die Fachleute sind anderer Meinung. Am 24. September stürzten Regen und Hagel in Massen auf Röhrmoos hinab. Die Bürger wollten wissen, wie die Gemeinde den Folgen dieses Unwetters begegnen will. Bürgermeister Lingl versuchte es mit mehreren Ratschlägen. Die Zuhörer blieben skeptisch. Jetzt wollen Politiker, Bürger und Experten auf Ortsbegehungen Lösungen für jeden einzelnen Fall finden. Am Dienstagabend nach Redaktionsschluss begann die Bürgerversammlung im Ortsteil Röhrmoos. Das zentrale Thema auch dort: die Wassermassen. Ein Gemeinderat sagt: "Das wird heftig." (Seite4)

© SZ vom 20.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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