Bayern:Vorbestrafter soll in München minderjährige Flüchtlinge missbraucht haben

Lesezeit: 2 min

  • Der 49-Jährige chattete angeblich mit den Jugendlichen auf WhatsApp und lockte sie so in seine Massagepraxis oder seine Wohnung.
  • Dort soll er sich an ihnen vergangen haben.
  • Nach SZ-Informationen wurden gegen ihn bereits vier Verfahren geführt, unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen beziehungsweise Kindern.

Von Susi Wimmer

Den Jugendlichen gelang die Flucht aus Kriegsgebieten und Krisenregionen. Und hier, im vermeintlich geschützten München, fielen sie wohl einem vorbestraften Kinderschänder in die Hände. Ein 49 Jahre alter Massagetherapeut steht in dringendem Verdacht, sechs minderjährige unbegleitete Flüchtlingsbuben sexuell missbraucht zu haben. Der Mann sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Der 49-jährige Tatverdächtige betreibt seit zehn Jahren ein Massagestudio in Pasing. Er bietet Wellness-Massagen an, aber auch Erotikmassagen und wirbt damit, auch in Sauna- und FKK-Clubs tätig gewesen zu sein. Unweit seines Massagestudios befindet sich eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Hier warten die aus Krisengebieten Gestrandeten, bis ein geeigneter Platz für sie gefunden ist und bis entschieden wird, ob und in welcher Art sie längerfristig betreut werden.

Wie der Massagetherapeut im Januar 2016 erstmals in Kontakt mit den 15- bis 17-Jährigen kam, gibt die Polizei nicht bekannt. Sie äußert sich nicht zu dem Fall. Nach SZ-Recherchen gelang es dem mutmaßlichen Täter, Handynummern der Burschen abzufragen und so chattete er via Whatsapp mit den Jugendlichen.

Was dem Mann genau vorgeworfen wird

Mit irgendwelchen Versprechungen muss er sie in seine Massagepraxis oder in seine Privatwohnung in Milbertshofen gelockt haben. Dort soll er sich an den Minderjährigen vergangen haben. Er soll ihnen dafür kleine Geldbeträge in die Hand gedrückt haben - und auch noch Sonderprämien, wenn sie neue Opfer vermitteln könnten. Außerdem soll er ihnen mit Schlägen oder Abschiebung gedroht haben, um ihr Schweigen zu sichern. Die minderjährigen Opfer sollen sich aber schließlich doch einem Betreuer anvertraut haben. Der Tatzeitraum liegt zwischen Januar und Juli 2016.

Frank Boos, Pressesprecher im Sozialreferat der Stadt, sagt, dass die betroffenen Jugendlichen jetzt "rund um die Uhr" betreut werden. Man habe eine psychologische Beratung und Betreuung organisiert und zudem Spezialisten hinzugezogen, die sich um Opfer von sexuellem Missbrauch kümmern.

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Die Staatsanwaltschaft will sich zu dem Verfahren nicht äußern. Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch bestätigt lediglich, dass sich der 49-Jährige "wegen des Verdachts des sexuellen Missbauchs von Jugendlichen in sechs Fällen derzeit in Untersuchungshaft befindet". Dem Mann drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Tatsächlich ist der Massagetherapeut, der sich in einer Lebenspartnerschaft befindet, für die Polizei kein Unbekannter. Nach SZ-Informationen wurden bereits vier Verfahren, unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen beziehungsweise Kindern, geführt, unter anderem ist er deshalb auch vorbestraft. Zuletzt wurde der Mann 2004 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt.

Bis Dezember 2014 stand er unter Führungsaufsicht. Das heißt, er musste bestimmte Auflagen einhalten, eventuell ein Kontaktverbot zu Kindern oder Jugendlichen. Offenbar war ein Richter damals der Meinung gewesen, dass der Münchner erneut rückfällig werden könnte.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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