Architektur:Die Welterbe-Ehre könnte zur Bürde für den Olympiapark werden

Dach des Olympiastadions in München, 2014

Das Dach des Olympiastadions ist das markanteste Merkmal an dem Ensemble.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Eine Münchner Initiative setzt sich dafür ein, dass der Olympiapark zum Weltkulturerbe der Unesco wird.
  • Doch mit dem Titel kommen nicht nur Ruhm und Ehre - er könnte auch einige Stolpersteine bringen. Wenn dann modernisiert oder gebaut werden soll, sind strenge Auflagen zu beachten.

Von Alfred Dürr

Es wäre eine besondere Ehre und Auszeichnung, wenn der Olympiapark den Titel "Weltkulturerbe" trüge. Man würde noch genauer darauf achtgeben müssen, dass die einzigartige Architektur der Sportstätten und der Grünanlage nicht durch weitere Bauten oder Veranstaltungen angetastet oder gar beschädigt wird.

Noch steht das alles im Konjunktiv: Eine Münchner Initiative will den prestigeträchtigen Titel gewinnen und hat jetzt um Unterstützer für ihre Aktion geworben. Auf der anderen Seite löst das Thema Weltkulturerbe aber auch besorgte Kommentare aus. Wird über das weltberühmte Ensemble eine museale Käseglocke gestülpt, die keinerlei Entwicklungen mehr zulässt?

"Wenn wir bei den Bauten oder den Veranstaltungen keine Möglichkeiten mehr zu Modernisierungen oder Neuplanungen hätten, wäre das eine mittlere Katastrophe", sagt Arno Hartung, der Chef des Olympiaparks. Um das Areal auch in Zukunft lebendig und attraktiv zu halten, müsse es für neue Anforderungen und Nutzungen offen sein. Stillstand dürfe es auf keinen Fall geben.

Im Gegensatz zu manchen anderen olympischen Sportgeländen auf der Welt führt der Münchner Olympiapark alles andere als ein ödes Dasein. Er ist überaus beliebt bei Einheimischen und Besuchern der Stadt. Doch er steht auch unter Stress. Wie schwierig der Balance-Akt zwischen Bewahren und Erneuern ist, zeigen die Debatten über aktuelle Bauvorhaben. Noch ist nicht klar, wie der geplante Komplex auf dem Areal des früheren Radstadions aussehen soll.

Es geht um eine Sportarena, die mit Nebenplätzen deutlich größer würde als der Vorgängerbau. Kann er sich gut in die bestehenden Strukturen einfügen? Entscheidungen sind bislang nicht gefallen. Entwicklungspotenzial gibt es auch auf dem Gelände des alten Eissport-Stadions gegenüber der BMW-Welt. Das Areal war kurzzeitig in der Diskussion als möglicher Standort für einen Konzertsaal-Bau, dann fiel die Entscheidung für das Werksviertel beim Ostbahnhof.

Pläne für ein Hochhaus sind vom Tisch

In der Parkanlage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Olympiadorf entsteht ein Erinnerungsort für das Olympia-Attentat von 1972. Anwohner hatten protestiert - nicht weil sie eine solche Stätte ablehnen, sondern weil immer mehr Grünflächen verloren gingen.

Ein weiteres Beispiel für bauliche Veränderungen ist die Debatte um die Zukunft des ehemaligen Busbahnhofs über dem U-Bahnhof Olympiazentrum. Das Areal am Eingang zum Park an der Lerchenauer Straße befindet sich in einem desolaten Zustand. Spektakuläre Konzepte, dort ein 70-Meter-Hochhaus mit Luxushotel und Einkaufszentrum oder einen Block mit Studentenwohnungen zu errichten, sind inzwischen vom Tisch. Jetzt steht die Erweiterung der Parklandschaft im Mittelpunkt der Planungen. Die denkmalgeschützten Überdachungen über den einstigen Haltestellen sollen erhalten bleiben. Anwohner können sich auch ein Informationszentrum über den Olympiapark vorstellen.

Es hat auch in den vergangenen Jahren Neubauten gegeben

Anwohner und Stadtverwaltung reagieren also sensibel auf die Frage, wie man die prägenden Qualitäten des Parks langfristig erhalten kann. Ein eigenes Gestaltungshandbuch soll mit seinen Leitlinien und Normenkatalogen Planern und Architekten Orientierung bieten. Außerdem ist man durch den Denkmalschutz an strenge Vorgaben gebunden. Nicht nur auf dem Gelände selbst hat sich vieles verändert. Die Kleine Olympiahalle und die Sealife-Unterwasserwelt kamen als Neubauten hinzu. Trendige Action-Sport-Events mit Mountainbikern und Skateboardern sorgen für hohe Besucherzahlen. Mit dem Gebäude der BMW-Welt ist es gelungen, ein markantes architektonisches Zeichen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den spektakulären Zeltdach-Bauten zu setzen.

Stoppt der Welterbe-Status solche Entwicklungen? "Die Unesco gibt keine diktatorischen Anweisungen", sagt Katja Römer, die Sprecherin der Deutschen Unesco-Kommission. Veränderungen seien möglich, wenn der Wert der Welterbe-Stätte nicht bedroht würde. Aber ein intensiver Dialog und Austausch mit der Unesco über die Zukunft des Olympiaparks sei nötig. Zuvor bräuchte es jedoch einen ziemlich langen Anlauf, bis dem Park der ehrenvolle Status zugesprochen wird. Bis die formalen Prozesse absolviert sind, vermutet Stadtbaurätin Elisabeth Merk, dauert es mindestens zehn Jahre.

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