Munich Mash:Alle unter einem Zeltdach

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Der dritte Munich Mash produziert genau die bunten Bilder, die sich der Veranstalter davon erhofft. Weil die Extremsportler Höchstleistungen abrufen, den Konkurrenzgedanken aber nicht zum obersten Prinzip erheben

Von Ralf Tögel, München

Natürlich hatte Dominik Gührs sein Siegerlächeln angeknipst, vielmehr bekam er es jetzt auch nur noch schwer aus. Dabei war der Münchner Wakeboarder hinter dem Österreicher Dominik Hernler nur Zweiter geworden, was ihn aber herzlich wenig kümmerte. "Hammer alles hier", sagte er nur. Von einem wie ihm ist so ein Lob etwas wert. Gührs verdient sein Geld bei Wettbewerben auf dem ganzen Erdball, zahllose davon hat er gewonnen, war Weltmeister und ist mit seinen 26 Jahren bereits ein Routinier: Gührs war der älteste Starter im Feld. Nun sagte er: "Das ist einer der besten Contests, auf denen ich je war." Kollege Nico von Lerchenfeld, der wegen eines Sturzes beim risikoreichen letzten Sprung Dritter wurde, stimmte zu: "Das ist unglaublich geil hier, die vielen Zuschauer, die so nahe herankommen. Im Vergleich mit allen bisherigen Contests ist der ganz oben dabei."

Die Wakeboarder standen bei der dritten Auflage des Munich Mash besonders im Fokus. Man darf das sagen, ohne den Skateboardern und Mountainbikern zu nahe zu treten, die Actionsportler verstehen das Ganze ohnehin mehr als eine Art großes Familientreffen. Bestes Beispiel war der Engländer Daniel Grant, der als momentan wohl bester Wakeboarder der Topfavorit war. Grant vermittelte immer den Eindruck, als zeige er bei einer Party am Baggersee ein paar Tricks mit seinem Brett. In dieser Hochstimmung zeigte er im Wakeboard-Finale dreimal denselben Sprung, wurde Vierter - und freute sich.

Zirzensische Luftnummern: Wakeboard-Sieger Dominik Hernler (links) aus Österreich zeigt, warum der Wettbewerb "Big Air" heißt. (Foto: Johannes Simon)

Die drei Tage Mash waren eine Art Happening mit Mitmachaktionen, Live-Konzerten und dem Nebeneffekt, dass die weltbesten Wakeboarder, Skateboarder und Mountainbike-Slopestyler Leistungen zeigten, die nicht nur die Gesetze der Gravitation in Frage stellen, sondern ständig die Grenzen des Machbaren verschieben.

Den Mash muss man als Dach verstehen, hatte Olympiapark-Chef Arno Hartung erklärt, unter dem sich die verschiedenen Extremsport-Disziplinen treffen, um ihre Besten zu ermitteln. Dabei können die Sportarten von Jahr zu Jahr variieren, dieses Mal gaben eben die Wakeboarder ihr Debüt. Mit einem "Big Air"-Wettbewerb natürlich, mehr Spektakel geht nicht. Mittels einer Schanze sprangen die Athleten mit 25-Meter-Sätzen in acht Meter Höhe vom oberen in den unteren Olympiasee und landeten auf einer riesigen Rampe, natürlich nicht ohne dabei irrwitzige Drehungen und Salti in die Luft zu schrauben.

Auch der dritte Mash erfüllte die Hoffnungen der veranstaltenden Olympiapark München GmbH (OMG) und der Stadt. Besonders am Sonntag frequentierte ein buntes Völkchen den Park, Anzugträger neben wild tätowierten Hardrockern, aufgebrezelte Dirndl-Mädels neben staunenden asiatischen Touristen, vor allem junge Menschen und Familien. Es waren genau die Bilder, die München in die Welt senden will. Bilder einer so unterhaltsamen wie friedlichen und farbenfrohen Großveranstaltung vor dieser einzigartigen Kulisse der Olympischen Spiele von 1972. Bilder, die sagen sollen: Kommt und besucht diese Stadt. Die Extremsport-Szene ist dafür trefflich geeignet, Hochleistungssportler, die den Konkurrenzgedanken aber nicht als oberstes Prinzip verstehen.

Munich Mash bedeutet aber nicht nur Extremsport und waghalsige Stunts. (Foto: Johannes Simon)

Wie die Skateboarder, die praktisch als die Erfinder dieser Actionsportwelt gelten. Paul Rodriguez hatte dem amerikanischen Wunderknaben Nyjah Huston den Sieg knapp entrissen. Doch sie wirkten wie Kumpels beim Spielen auf der Straße, nicht wie Individualisten, die um 80 000 Dollar Siegprämie streiten. Vor den Augen von Gührs, der mit seiner Qualifikation bereits durch war und die freie Zeit für einen Besuch bei den Kollegen mit den rollenden Brettern genutzt hatte.

Die fuhren in der Olympia-Eishalle, zum Glück, denn die einzige Mash-Zutat, die nicht passte, war das Wetter. Am Samstagnachmittag begann es zu regnen, der Wettbewerb der Mountainbiker musste auf den Sonntag verschoben werden. Zwar hatte die OMG alles versucht, die riesigen Landehügel in wasserdichte Folien verpackt, immer wieder die Sprungrampen vom Wasser befreit, doch letztlich "hat die Sicherheit der Athleten und Besucher hat bei uns oberste Priorität", sagte Organisationschef Frank Seipp. Im Gegensatz zu den Wakeboardern, unter denen die deutschen Athleten zur Weltspitze zählen, lief es bei den Mountainbikern nicht nach Wunsch. Peter Henke stürzte in seinem zweite Qualifikationslauf und verpasste das Finale ebenso wie Lucas Knopf. Nur Nico Scholze kam durch. Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Es gab auch drei Tage Party mit Musik und Public Viewing. (Foto: Johannes Simon)

Fest stand für die OMG, "dass es ein großer Erfolg" war, wie Hartung bilanzierte. In Zahlen: 85 000 Zuschauer wollten den Mash sehen - so viele wie nie zuvor.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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