Sea Life München:Wo Stachelrochen und Ammenhaie zu Hause sind

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Das Aquarium Sea Life zeigt im Olympiapark seit zehn Jahren mehr als 200 verschiedene Arten. Das Meerwasser kommt jedoch aus den Alpen und wird künstlich gesalzen.

Von Thomas Schmidt

Der dickste Fisch im Becken ist gar keiner. 102,5 Kilogramm brachte Gonzales zuletzt auf die Waage, Rekord im Aquarium. Und das - Vegetarier aufgepasst -, obwohl seine Lieblingsspeise Salat und Brokkoli ist. Gonzales erkennt sein Futter offenbar an der Farbe. Grüne und gelbe Taucherflossen knabbert er nämlich mit Vorliebe an, um zu testen, ob sie denn munden.

Inzwischen sind bei Tauchgängen in seinem Becken nur noch gedeckte Farben erlaubt, sicher ist sicher. Gonzales ist mit seinen 13 Jahren noch ein Teenager seiner Spezies, der Chelonia mydas. Im Volksmund: Suppenschildkröte. Aber in der Suppe landet Gonzales ganz sicher nicht.

Wohlbehütet zieht das schwerste von rund 4000 Tieren im Sea Life seine Kreise durchs Wasser. Die Aquariumlandschaft hat am Wochenende Geburtstag gefeiert, zehn Jahre steht die Anlage inzwischen im Olympiapark. Etwa 10,5 Millionen Euro hat der Bau im Jahr 2006 gekostet, nach mehrfachen Umbauten krabbeln, gleiten, treiben und schwimmen neben Gonzales auch Krebse, Haie, Rochen, Quallen und Clownfische durch 700 000 Liter Wasser in 35 Becken. Um aus dem Münchner Süßwasser Salzwasser zu machen, haben die Mitarbeiter binnen zehn Jahren gewaltige 258 Tonnen Salz verbraucht.

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Früher wurden die Meeresschildkröten wegen ihres Fleisches gejagt, bestialisch geschlachtet und als Schiffsproviant missbraucht, weil sie lange ohne Nahrung überleben können. Heute will das Aquarium Sea Life mit der Präsentation der Meerestiere, na klar, vor allem Geld verdienen. Es arbeitet aber auch mit dem Naturschutzbund Deutschland zusammen, versucht sich an Nachzüchtungen - beispielsweise der "Blumenkohlqualle" - und bietet Schulprojekte an. "Was man kennt, das schützt man eher als das Unbekannte", sagt Pressesprecherin Franziska Müller.

Schildkröte Gonzales ist unangefochten der schwerste Brocken im Becken, der kleinste Bewohner ist zurzeit ein großgefleckter Katzenhai, zwei Zentimeter winzig, federleicht - und noch im Ei. Der größte Hai im Aquarium ist eine Dame, wird Bonnie genannt, gehört zu den Ammenhaien und misst 2,30 Meter. "Nur kleine Zähne", beruhigt Müller, keine Gefahr. Ammenhaie seien derart gemütlich, dass sie sich beim Schlafen übereinander stapelten. "Man kennt Stapel von rund 30 Haien."

Die Krokodilkaimane haben immer Hunger

Die in freier Wildbahn potenziell gefährlichsten Tiere im Sea Life sind dann auch keine Haie, sondern die Krokodilkaimane, sie sind Teil einer aktuellen Sonderausstellung. "Sie haben immer Hunger und greifen alles an, was sich ihnen nähert", erklärt Müller. "Sie haben kein natürliches Sättigungsgefühl."

Der Aufwand, die insgesamt rund 4000 Tiere zu umsorgen, ist enorm. Das Wasser wird permanent aufbereitet, Maschinen simulieren Wellen und Strömungen, manche Becken müssen einmal pro Woche von Tauchern gereinigt werden, andere sogar täglich. Und dabei müssen die Mitarbeiter auch noch aufpassen, nicht von Gonzales angeknabbert zu werden.

Etwa 200 unterschiedliche Arten schwimmen durch die Anlage und haben jeweils ihre eigenen Bedürfnisse, von Quallen über Seepferdchen, Seesterne, Stachelrochen bis zur gefleckten Seeratte - aufgrund seiner Seltenheit ist der Fisch aus der Familie der Kurznasen-Seekatzen eines der wertvollsten Exemplare im Olympiapark. Wie viele Besucher er, Bonnie und Gonzales schon angelockt haben, hält Sea Life allerdings geheim.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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