Inventur im Münchner Sea Life:Nicht bewegen

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Schwierige Aufgabe: 2500 Fische hat das Münchner Sea Life gezählt. (Foto: Catherina Hess)

Wie kann ein Hai aus dem Aquarium verschwinden? Wenn das Münchner Sea Life einmal im Jahr seine Bestände zählt, hält das für die Betreiber so manche Überraschung parat.

Von Christina Warta

Zum Jahreswechsel müssen Supermärkte und Kaufhäuser Inventur machen. Doch auch Betriebe mit lebendem Inventar wie Zoos oder das "Sea Life München" aktualisieren dann ihre Statistik. An diesem Dienstag wird im Sea Life mit der Fisch-Volkszählung begonnen. Jens Bohn, technisch-biologischer Leiter des Aquariums, erklärt, wie man Tiere zählt, die einfach nicht stillhalten wollen.

SZ: Warum machen Sie am Jahresanfang Inventur?

Jens Bohn: Zum einen aus einem ganz banalen, wirtschaftlichen Grund: Wir sind ein Unternehmen und müssen wissen, was wir an Werten haben. Zum anderen brauchen wir einen Überblick über unseren Fischbestand. Wir führen zwar unsere Listen von Zu- und Abgängen, aber da gibt es einen großen Unterschied zum tatsächlichen Fischbestand.

Wie entsteht diese Differenz?

In unseren großen Becken findet man tote Fische überhaupt nicht, weil sie vorher von Haien oder anderen Fischen aufgefressen werden. Deshalb müssen wir einmal im Jahr zählen, wie viele noch im Becken sind.

Wie viele Exemplare schwimmen denn in den Münchner Sea-Life-Aquarien?

Ungefähr 2500, die Zählung ist also ganz schön aufwendig. Wobei - in manchen Becken ist es ganz einfach: Da leben vielleicht fünf Seepferdchen drin. Da hat man schnell fertiggezählt. Bei den großen Becken dagegen ist das schwieriger, da muss man sich auch mal länger davor setzen und auf Fische warten, von denen man weiß, dass sie selten zu sehen sind, aber trotzdem da sein müssten.

Zählen Sie tatsächlich jeden einzelnen, noch so winzigen Fisch?

Es ist zugegebenermaßen in manchen Fällen eine grobe Schätzung. Bei einem Schwarm von 40, 50 Fischen kann man nur schätzen. Manche Aquarien machen Fotos und zählen dann die Fische auf dem Foto, aber trotzdem ist man sich auch da nicht sicher, ob man alle gezählt hat. Anders ist das bei geschützten Tieren, da müssen wir sehr detaillierte Listen führen.

Gibt es Tiere, die besonders schwierig zu zählen sind?

Das Problem ist, dass wir alle Tiere erfassen müssen, also etwa auch sämtliche Kleinkrebsarten, die wir zwar nie eingesetzt haben, die aber einfach da sind. Oder Garnelen: Die leben versteckt in Höhlen und Spalten und kommen nur nachts hervor. Deren Zahl zu schätzen, das ist wirklich schwierig.

Von welcher Fischart haben Sie denn die meisten Tiere im Aquarium?

Im Süßwasserbereich haben wir 200 Elritzen, 200 Gründlinge und 200 Nasen, wie sie auch in der Isar vorkommen.

Und was ist am einfachsten zu zählen?

Unsere zwei Ammenhaie - und unsere eine Grüne Meeresschildkröte.

Ist Ihnen bei der Zählung schon mal ein Tier abgegangen, das aufgrund seiner Größe eigentlich nicht fehlen kann?

Ja, wir hatten mehrere solcher Erlebnisse in unserem großen Becken. Eine Weile hatten wir drei oder vier Bambushaie, die zwischen 50 und 70 Zentimeter groß sind. Im Lauf des Jahres waren die einfach alle verschwunden. Vermutlich haben die Ammenhaie die Bambushaie gefressen. Und auch unsere grüne Muräne war mal ein halbes Jahr einfach weg. Die hatte sich wohl irgendwo verkrochen, plötzlich tauchte sie dann aber wieder auf.

Vielleicht wurden die Haie gestohlen?

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Das haben wir zuerst auch überlegt, aber dann schnell wieder verworfen. Wer hat zu Hause schon ein so großes Becken für solche Haie?

© SZ vom 08.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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