"Saure Gurke"-Preis für den MDR:Medienfrauen kritisieren neuen "Tatort"

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Medienfrauen von ARD, ZDF, ORF und SRG haben dem neuen MDR-Tatort die "Saure Gurke" verliehen. (Foto: dpa)

Kein guter Start für das neue "Tatort"-Trio des MDR aus Erfurt: Die erste Episode bekommt den "Saure Gurke"-Preis. Mit dieser Auszeichnung wollen die Medienfrauen auf frauenfeindliche Berichterstattung bei den Öffentlich-Rechtlichen aufmerksam machen.

Der neue Tatort des MDR aus Erfurt ist gerade ein paar Wochen alt, da bekommt er schon einen Preis - einen negativen. Die Medienfrauen vergeben die "Saure Gurke" für die Episode "Kalter Engel". Der Preis wird jährlich für aus ihrer Sicht besonders frauenfeindliche Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen vergeben.

"Wir treffen auf Frauenrollen, die wir in 40 Jahren Tatort kennen und lieben gelernt haben: die Heilige, die Hure, die herrische Vorgesetzte und ein Mordopfer, das selbst schuld ist. Auch ein 'junger' Tatort kann ziemlich gestrig sein", heißt es in der Begründung der Jury.

Im ersten Fall des neuen und jüngsten Tatort Ermittler-Teams mit Friedrich Mücke, Benjamin Kramme und Alina Levshin suchen die Kommissare Funck und Schaffert den Mörder einer Studentin: "Und was haben wir gesehen? Eine junge Praktikantin mit Universitätsabschluss, eine Kriminaldirektorin mit Domina-Allüren, zwei laufstarke Kommissare und drei Studentinnen. Eine liegt tot am Fluss - weil sehr jung, deshalb sehr nackt. Eine arbeitet im Escortservice - dem Tatort-typischen Job für attraktive Studentinnen. Eine ist die Mörderin. Dass sie am Ende nicht tot in den Büschen hängt, ist den Kommissaren zu verdanken, denn die kluge Praktikantin löst zwar den Fall, braucht aber in den entscheidenden Momenten männliche Hilfe", so die Jury in ihrer Begründung.

MDR reagiert überrascht

"Uns erstaunt das eher", sagte ein MDR-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. "Möglicherweise hat sich der Jury das Drehbuch nicht erschlossen." Schließlich habe die Praktikantin entscheidend zur Lösung des Falls beigetragen. "Was daran frauenfeindlich ist, können wir nicht nachvollziehen."

Die Jury vergab zudem einen "Trostpreis" an das ZDF für seinen Werbetrailer zur Frauen-Fußball-Europameisterschaft. In dem Spot mit dem Titel "Ballsauber in Schweden" schießt eine Frau im Dress der Nationalelf zielsicher einen dreckigen Fußball in die Waschmaschine. Der Spot hatte kurz nach der Ausstrahlung für viel Kritik und Spott besonders in den sozialen Netzwerken gesorgt.

"Gurkenwarnung" vor Brasilien 2014

Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sprachen die Jurorinnen vorsorglich eine "Gurkenwarnung" aus: "ARD und ZDF haben bei der diesjährigen EM ihren Sportexperten ermöglicht, sich kommentierend in Sachen Frauen-Fußball weiterzubilden - wir sind gespannt auf die Kommentatorinnen bei der Männer-Fußball-WM in Brasilien."

Die Medienfrauen, Vertreterinnen von ARD, ZDF, ORF und SRG vergeben die "Saure Gurke" seit 1980 ein Mal im Jahr an eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt.

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