Miese Talk-Quoten:Jauch Top, Rest Flop

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Eine erste Zwischenbilanz zeigt ganz klar: Die Talkreform der ARD ist ein Misserfolg. Die fünf Talks im Ersten verlieren deutlich an Zuschauern. Nur Günther Jauch kann mit einer guten Quote strahlen.

Es war abzusehen: Fünf ARD-Talkshows pro Woche, das wird schwierig. Die erste Zwischenbilanz fällt aber nicht nur schlecht, sondern verheerend aus: Die Talks stürzen ab. Nach Berechnungen des Branchendienstes Meedia erreicht alleine Günther Jauch überzeugende Quoten.

Dem Himmel sei Dank - wenigstens bei Günther Jauch ist die Quote gut. (Foto: dpa)

Dem Neuzugang der ARD sahen bei seinen ersten vier Sendungen im Durchschnitt 4,63 Millionen Zuschauer zu. Der Marktanteil liegt damit bei starken 17 Prozent. Bei Jauchs Vorgängerin Anne Will schalteten im Vorjahr auf dem gleichen Sendeplatz bei einem Marktanteil von 13,6 Prozent lediglich 3,72 Millionen Zuschauer ein. Besonders gut lief es für Jauch beim Auftakt und der Sendung am vergangenen Sonntag. Beide Male erreichte er - direkt nach dem Tatort - mehr als 5 Millionen Menschen und einen Marktanteil von mehr als 17 Prozent. Vor allem bei den jüngeren Zuschauern kann "Günther Jauch" stärker punkten als Will vor einem Jahr: 0,94 Millionen 14- bis 49-Jährige (7,8 Prozent) wollten Jauch sehen, bei Will waren es im gleichen Zeitraum nur 0,61 Millionen (5,1 Prozent).

Wills eigener Talk "Anne Will" liegt auf dem zweiten Platz hinter Jauch. Ihre Show am späten Mittwochabend wird bei einem Marktanteil von 10,5 Prozent von durchschnittlich 1,52 Millionen Menschen gesehen. Wie zu erwarten war, ist ihre Quote deutlich schlechter als im vergangenen Jahr am Sonntagabend mit 3,72 Millionen Zuschauern. Zusätzlich liegt sie auch deutlich unter den ARD-Normalwerten der vergangenen zwölf Monate von 12,5 Prozent. Und verliert beim jungen Publikum: Mit 0,28 Millionen der 14- bis 49-Jährigen reicht es nur für magere 4,2 Prozent. Bisher also: Kein Erfolg.

Sandra Maischberger sendet als einzige Talkmasterin, die im Vorjahr schon in der ARD zu sehen waren, noch auf ihrem Sendeplatz am Dienstagabend. Genutzt hat ihr das nichts: "Menschen bei Maischberger" verliert 3,4 Prozentpunkte und landet mit 10,3 Prozent auf dem dritten Platz. Statt 1,77 Millionen Zuschauern im vergangenen Jahr schalten jetzt im Durchschnitt nur noch 1,49 Millionen ein.

Beim jungen Publikum am stärksten verloren hat Frank Plasberg. Der Marktanteil von "Hart aber fair" geht bei den 14- bis 49-Jährigen von 5,2 Prozent auf 3,9 Prozent zurück. Zwar steigen die Zuschauerzahlen insgesamt etwas an - was vermutlich dem früheren Sendeplatz montags um 21 Uhr an Stelle von 21.45 Uhr am Mittwoch Abend zu verdanken ist. Doch der Marktanteil sinkt von 13 Prozent im vergangenen Jahr auf 10,3 Prozent - und somit unter die ARD-Normalwerte.

Klarer Verlierer ist vor allem Reinhold Beckmann. Statt 12,2 Prozent fährt "Beckmann" nur noch 8 Prozent Markteinteil ein - ein miserables Ergebnis. 600.000 Zuschauer hat Beckmann im Vergleich zum Herbst 2010 verloren: Nur noch 1,09 Millionen Menschen schalteten bei den vergangenen sechs Sendungen ein.

Das zeigt: Die Reform der ARD-Talks ist bisher ein deutlicher Misserfolg. Alle Talkmaster, die bereits im Herbst 2010 im Ersten zu sehen waren, haben heftig an Zuschauern sowie Marktanteilen verloren. Einzig Günther Jauch bringt stabile Quoten. Ist die Reform also noch nicht bei den Zuschauer angekommen? Oder liegt es an der Reform selbst?

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