Sensationelle Mehrlingsgeburt in Leipzig:Trubel hoch vier

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Woher die Muttermilch für die vier Säuglinge nehmen? Wie den Alltag organisieren? Die Geburt ihrer eineiigen Vierlinge stellt das Elternpaar aus Sachsen vor große Herausforderungen. Vom Medienrummel haben sie sich deswegen erst einmal abgeschottet - zumindest fast.

Nichts an dieser Geburt ist normal: Die Mutter bekommt eine Interviewanfrage nach der anderen, der Sender RTL wird die nächsten Tage exklusive Bilder zeigen. Für den Zuwachs musste die Familie ein neues Auto anschaffen und wird künftig wohl nicht mehr ohne Haushaltshilfe auskommen. Kurz: Um die eineiigen Vierlinge, die am vergangenen Freitag in Leipzig zur Welt kamen, herrscht riesiger Trubel.

Wie dieses Mädchen werden auch die eineiigen Vierlinge auf der Frühgeborenenstation im Leipziger Krankenhaus versorgt. Sie kamen zehn Wochen vor dem Geburtstermin per Kaiserschnitt zur Welt. (Foto: dpa)

Die vier Mädchen, die eigentliche Sensation, bekommen von all dem nichts mit. Laura, Sophie, Jasmin und Kim haben die Geburt per Kaiserschnitt gut überstanden, nur eines der Kinder bekommt noch Atemhilfe. Zehn Wochen werden sie wohl auf der Frühchenstation bleiben - bis zum errechneten Geburtstermin. Alle wollen sie sehen, doch bislang durfte sie nur ein Fremder besuchen: Ihr erster Pate, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung.

Jung, selbst vierfacher Vater, gerät nach der Visite am Uniklinikum Leipzig ins Schwärmen. "Wahnsinn", sagte der SPD-Politiker. "Es ist einfach unglaublich. Das Wunderschönste ist, dass alles vollständig ist. Kurzum: Alle sind gesund. Eine wird noch beatmet, die anderen drei Mädchen sind in einem ganz guten Zustand", berichtete der Oberbürgermeister gerührt. "Die Mutter ist unglaublich kraftvoll und will sich der Sache stellen, so dass ich ein ganz gutes Gefühl habe."

Auch bei den Geburtsmedizinern der Uniklinik herrscht am Dienstag weiter Freude. Die Mutter war in der 28. Schwangerschaftswoche, als die Vierlinge wegen anfangender Probleme bei der Blutverteilung geholt werden mussten. Die 31-Jährige ist wohlauf und sollte am Mittwoch entlassen werden. Die Eltern können ihre Mädchen zwar noch nicht mit nach Hause nehmen, sie aber rund um die Uhr besuchen. Momentan kann die Mutter ihre Babys nur streicheln und mit ihnen sprechen. "Wenn sie etwas stabiler sind, kann die Mama mit der Känguru-Pflege beginnen", sagt , sagt Mediziner Ulrich Thome. Dann würden ihr die Mädchen zum Kuscheln nackt auf die Brust gelegt. "Das tut den Kleinen richtig gut." Auch wickeln darf die Mutter ihre Kinder noch nicht selbst, das machen die Krankenschwestern.

Milch von der Bank

Auch die Ernährung der vier Mädchen läuft bei den Vierlingen nicht auf übliche Weise: Im Moment pumpt die Mutter ihre Milch ab. Sollte diese nicht reichen, können die Leipziger Ärzte auf die Frauenmilchbank zugreifen. Dort wird Milch von stillenden Müttern gesammelt, die überschüssige Milch haben.

Die Eltern ziehen sich vorerst von dem Trubel um die eineiigen Vierlinge zurück. Ihnen gehe es derzeit relativ gut, sagt Thome. "Sie sind natürlich etwas gestresst, sie wissen noch nicht, wie das nach der Entlassung gehen soll." Es sei eine große Umstellung für die Familie, zu der auch noch ein fünfjähriger Sohn gehört. Ohne eine Haushaltshilfe werde das wohl nicht machbar sein, auch darauf müssten sich die Eltern erst einmal einstellen. Unterstützung komme auch schon von der Oma des Quartetts. Sie hat bereits Armbänder gestrickt, damit die Kleinen zu Hause nicht verwechselt werden. Denn Laura, Sophie, Jasmin und Kim, das berichtet auch ihr Pate Jung, sehen sich wirklich verblüffend ähnlich.

© Süddeutsche.de/Özlem Yilmazer und Birgit Zimmermann, dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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