Haus der Geschichte in Bonn:Lastwagen vom Breitscheidplatz könnte im Museum landen

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Der Lkw, der in Berlin zum Mordwerkzeug wurde, könnte im Museum landen. (Foto: dpa)
  • Das Haus der Geschichte in Bonn denkt über den Erwerb des Lastkraftwagens nach, mit dem im Dezember der Anschlag von Berlin verübt wurde.
  • Die Entscheidung darüber, ob die Akquisition getätigt werden soll, könne allerdings nur mit zeitlichem Abstand getroffen werden, so das Museum.

Ist der Lastwagen, mit dem der Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt verübt wurde, ein Museumsstück? Oder wäre das geschmacklos, gleichsam eine Ehrung des Täters?

Das sind heikle Fragen, das weiß auch Hans Walter Hütter. Trotzdem spielt der Präsident der Stiftung "Haus der Geschichte" in Bonn mit dem Gedanken, sich um den Lastwagen zu bemühen.

"Es ist noch zu früh, um darauf eine abschließende Antwort geben zu können", sagte er. Noch laufe schließlich ein Untersuchungsverfahren. Um hier die richtige Entscheidung zu treffen, bedürfe es eines zeitlichen Abstands zu der Tat. Der ganze Lastwagen wäre wohl auch zu groß. "Eher müsste man an ein bestimmtes Teil denken. Wir zeigen in Bonn zum Beispiel die Tür eines Bundeswehr-Fahrzeugs, das in Afghanistan beschossen wurde."

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Dass allein der Gedanke irritierend ist, ein solches Mordwerkzeug ins Museum zu stellen, kann Hütter nachvollziehen: "Diese Frage stellen wir uns natürlich auch immer: Erreichen die Täter dadurch nicht gerade das, was sie wollen, nämlich öffentliche Aufmerksamkeit und das auch noch dauerhaft? Ganz wichtig ist für uns deshalb: Das Geschehen darf auf keinen Fall nur aus Sicht des Täters dargestellt werden, das wäre falsch."

Andererseits gehöre die Tat, die ja von gesellschaftlicher Relevanz sei, zur deutschen Geschichte, ob man das wolle oder nicht. "Und wenn wir den Auftrag haben, das materielle Erbe der Vergangenheit zu bewahren, dann gehören auch solche Themen dazu."

"Man muss mit Respekt den richtigen Zeitpunkt abpassen"

Legitim sei das natürlich immer nur im zeithistorischen Kontext, so Hütter. Um die Tat und ihre Folgen richtig bewerten zu können, brauche es immer einen zeitlichen Abstand. Unmittelbar nach der Tat sei es zudem für die Angehörigen der Betroffenen schwierig, wenn Museen sich die Tatwaffen sicherten. "Man muss mit Respekt den richtigen Zeitpunkt abpassen."

Zu den Exponaten des Hauses der Geschichte zählen schon jetzt etliche Objekte zum Thema Terrorismus, unter anderem der Raketenwerfer, mit dem die Rote Armee Fraktion (RAF) im August 1977 die Bundesanwaltschaft beschießen wollte.

Die Kölner Nagelbombe der Neonazi-Zelle NSU, die ebenfalls zur Sammlung des Museums gehört, stehe für den aktuellen Rechtsradikalismus, so Hütter: "Und wir haben jetzt auch Teile der Twin Towers aus New York bekommen, einige durch den Terrorangriff am 11. September brutal verbogene Metallträger und Teile der Fassade, die diese schiere Gewalt zeigen. Aber auch eine kleine ID-Card eines Mitarbeiters der Deutschen Bank, der dort zu Tode gekommen ist. Sie steht für das menschliche Leid dieses Terrorverbrechens."

Bei dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz waren am 19. Dezember zwölf Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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