Gleichberechtigung:Ivanka Trump hat sich als Vorbild disqualifiziert

Die Tochter des US-Präsidenten sammelt Geld für Entwicklungshilfe. Um Frauenförderung geht es ihr nicht.

Kommentar von Larissa Holzki

Die gemeinsame Frauenförderung von Ivanka Trump und ihren Geldgebern aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist eine Farce. Daran kann auch die Weltbank nichts ändern, wenn sie mit der 100-Millionen-Dollar-Spende, die die Präsidententochter bei den Scheichs eingesammelt hat, tatsächlich Frauennetzwerke in Entwicklungsländern stärkt und damit endlich deren wirtschaftliche Beteiligung statt immer nur Wirtschaftswachstum für alle fördert.

Donald Trump hat in Saudi-Arabien GPS-Lenksätze für Bomben, Küstenkampfschiffe und Panzer verkauft und dafür etwa 109 Milliarden Dollar ausgehandelt. Seiner Tochter Ivanka, die ihn auf seiner ersten Auslandsreise als Präsident begleitet, steckten die Saudis dazu noch 100 Millionen in die Klingeldose. Damit sammelt sie Geld für den von ihr mitinitiierten Weltbank-Hilfsfonds und Pluspunkte für ihr Image als Frauenbestärkerin und Unternehmerinnenvorbild im Team Trump.

Von allein jedenfalls wird ihr Vater den Ruf als Macho und Frauenverächter nicht mehr los. Um seine anzüglichen und abfälligen Bemerkungen im US-Wahlkampf zu neutralisieren, hatte seine Tochter und Beraterin bereits Ende April an einer Podiumsdiskussion zur Gleichberechtigung mit Angela Merkel teilgenommen und berichtet, dass der US-Präsident eigentlich eine positive Haltung gegenüber Frauen habe.

Dank der publiumswirksam verkauften Frauenfördermission seiner Tochter hat es dem US-Präsidenten niemand als Kalkül ausgelegt, dass seine erste Auslandsreise ausgerechnet in ein Land führte, in dem Frauen nur unter strikten Auflagen Auto fahren dürfen. Er konnte in Ruhe Waffenverträge unterzeichnen, während die 35-Jährige sich mit saudiarabischen Frauen traf. Das sah ohne Verschleierung und mit offenen blonden Haaren gut aus. Es klingt aber nach Verachtung, wenn eine Milliardärstochter, die drei Unternehmen qua Geburt führen darf, von systematischen, institutionellen und kulturellen Schranken spricht, mit denen sich Frauen in allen Ländern auseinandersetzen müssten.

Recht hat sie leider trotzdem. Weil Gleichberechtigung eben nicht Gleichstellung bedeutet. Das versteht jede amerikanische Frau, die nach der Geburt ihres Kindes zwar zu Hause bleiben darf, aber weder eine Gehaltsfortzahlung noch einen bezahlbaren Betreuungsplatz für ihr Baby bekommt. Genau das macht die Kampagne von Ivanka Trump und ihrer fragwürdigen Helfer so lächerlich.

Um die Frauen geht es weder den Saudis noch Trump

Denn würde den Vertretern aus Saudi-Arabien und den Emiraten tatsächlich etwas an Frauen und Gleichberechtigung liegen, würden sie ihnen wohl erlauben, selbst zu bestimmen, wo sie leben und wohin sie reisen möchten. Dass Saudi-Frauen nun arbeiten dürfen, ohne ihren Mann zu fragen, mussten sie sich selbst erkämpfen. Und als Präsidentenberaterin könnte Ivanka Trump dafür sorgen, dass ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern in den USA geahndet wird und Mütter arbeiten können. Für solche Veränderungen hat sie zwar schon geworben, aber Erwartungen an ihre Einflussmöglichkeiten dämpft sie selbst. Die US-Amerikanerinnen sollten sich besser selbst helfen als abzuwarten, erklärt sie in ihrem Karriereratgeber.

Denn statt etwas zu ändern, lächelt Ivanka Trump - und die Saudis geben der Weltbank ein paar Scheine. Von Viehzucht und Maniokanbau haben Ölscheichs und Immobilienunternehmer schließlich keine Ahnung. Wer ihnen dafür Frauenförderung, Fortschritt und Verantwortung attestiert, läuft in die Marketingfalle: Mit wenig Aufwand erkaufen sie sich den Stempel der Frauenförderer und schließen Konsequenzen im eigenen Land aus.

Eine gut vernetzte Kuhzüchterin in Uganda macht in Saudi-Arabien keine Revolution und Donald Trump keine Probleme. Wahrscheinlich hat darüber aber nicht mal Ivanka Trump nachgedacht. Als Vorbild für Frauen und Mädchen disqualifiziert sie das noch mehr als politisches Kalkül.

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